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Marina Brandtner Diskursverweigerung und Gewalt

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hatten sich die Jungsozialisten über die Führer des „Resch“ empört <strong>und</strong> sogar<br />

zum „Losschlagen“ gedrängt. 232<br />

Schon gegen Ende 1932 hatte man Wind vom bevorstehenden Ende des Schutzb<strong>und</strong>es<br />

bekommen: Staatssekretär Emil Fey soll bereits Weisungen für die Auflösung<br />

der Formation vorbereitet haben. Einige Tage vor der tatsächlichen Auflösung des<br />

Republikanischen Schutzb<strong>und</strong>es, die am 31. März 1933 erfolgte, sollen die Ortsgruppen<br />

die Order erhalten haben, Schriftenmaterial zu verbrennen, Waffenbestände<br />

zu verbergen <strong>und</strong> Parteigelder abzuführen. Letztere, hieß es, hatte man rechtzeitig<br />

auf Konten in der Schweiz deponiert; für beschlagnahmte Bewaffnung kam „stets<br />

reichlicher Ersatz“ aus der Tschechoslowakei herein. Nach der Auflösung des „Resch“<br />

fanden einige als Mitgliederversammlungen getarnte Besprechungen noch im Kinderheim<br />

Tollinggraben <strong>und</strong> im „Alten Bahnhof“ in Donawitz statt. Die Leobener<br />

Arbeiterkammer, wo man das größte Waffendepot des Schutzb<strong>und</strong>es vermutete,<br />

hatte ihre Ausrüstungsbestände bereits vor den groß angelegten Waffensuchen der<br />

Behörde im März 1933 an dezentralisierte Stützpunkte wie die Judendorfer Arbeiterbäckerei,<br />

den Leobener Kinderfre<strong>und</strong>esaal <strong>und</strong> die Donawitzer Hauptschule<br />

verteilt. Auch in einigen Gasthäusern <strong>und</strong> Wirtschaftsgebäuden in der Umgebung<br />

von Leoben <strong>und</strong> Göss befanden sich Geheimdepots. Maschinengewehre wurden beispielsweise<br />

in ihre Einzelteile verlegt <strong>und</strong> von den zuständigen Männern außer Haus<br />

versteckt. 233 Anfang April 1933 berichtete das LGK rückblickend, dass der „Resch“<br />

auf Gr<strong>und</strong> der Maßnahmen Adolf Hitlers gegen die Bruderpartei <strong>und</strong> des „Reichsbanners“<br />

in Deutschland vielfach „deprimiert“ <strong>und</strong> „tief bestürzt“ sei. Letztlich sei<br />

die Auflösung des Schutzb<strong>und</strong>es nirgends auf ernsthaften Widerstand 234 gestoßen,<br />

heißt es im Bericht lapidar. Die „Bremser“ in der Wiener Führung behielten nach wie<br />

vor die Oberhand. Ihr sehnlichster Wunsch war es, einen Putsch der bürgerlichen<br />

Opposition niederzuschlagen, um selbst die Staatsmacht zu ergreifen. 235<br />

Die Behörden ließen sich freilich nicht von dem ruhigen Verhalten des verbotenen<br />

Republikanischen Schutzb<strong>und</strong>es täuschen: Sie wussten, dass der „Resch“ noch voll<br />

einsatzfähig war <strong>und</strong> einen Großteil der Waffen an ausgesuchten Stellen versteckt<br />

hielt, um damit zum gegebenen Zeitpunkt zuzuschlagen. Im September 1933 berichtete<br />

das LGK von einer intensiven „Wühltätigkeit“ der Sozialdemokratie <strong>und</strong> einer<br />

unerlaubten Fortsetzung des verbotenen Schutzb<strong>und</strong>es, dessen Aktivitäten hauptsächlich<br />

in Eggenberg bei Graz von Brigadehauptmann Alois Rosenwirth sowie in<br />

232 StLA ZGS (BKA) K.80/7: LGK E.Nr.67 res (10.4.1933) „Bericht über die Tätigkeit des Resch im<br />

März 1933“.<br />

233 StLA L.Reg. Gr.384: Schu 2 (1932).<br />

234 In Knittelfeld kam es am 2. April 1933 doch zu Ausschreitungen. Laut Bericht des LGK versammelte<br />

sich eine etwa 1000-köpfige Menschenmenge, darunter etwa 250 mit Uniformblusen bekleidete<br />

„Schutzbündler“, auf dem Viktor-Adler-Platz. Der Bezirkshauptmann von Judenburg, Dr. Michl,<br />

forderte vorbeugend eine Halbkompanie des B<strong>und</strong>esheeres an, die letztendlich auch eingesetzt<br />

wurde, weil die Menschen trotz mehrmaliger Aufforderung des Bezirkshauptmannes den Platz<br />

nicht verließen <strong>und</strong> weiterdemonstrierten: StLA ZGS (BKA) K.80/7: GPK Knittelfeld E.Nr.3041<br />

(2.4.1933).<br />

235 StLA ZGS (BKA)K.80/7: LGK E.Nr.67 res (10.4.1933) „Bericht über die Tätigkeit des Resch im März<br />

1933“.

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