Marina Brandtner Diskursverweigerung und Gewalt

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zurückschlagen, hieß es, weil er lediglich 10 Mann gegen 800 bis 900 Heimatschützer
aufzubieten hatte. 818 Die sozialdemokratischen Emissäre Schlager und
Köhler hatten Neubauer wiederholt aufgefordert, gegen die Putschisten, die seit
den frühen Morgenstunden die Leobener Zufahrtsstraßen mit Maschinengewehren
blockiert hatten, vorzugehen. Neubauer lehnte jedoch das Angebot des
Schutzbundkommandanten Dr. Köhler, die Gendarmerie in Leoben mit starker
Schutzbundassistenz zu unterstützen, verständlicherweise ab. Ein weiterer
schwerwiegender Vorwurf konnte der Gendarmerie wohl kaum erspart bleiben,
nämlich den Putschisten – wissentlich oder unwissentlich – geholfen zu haben,
die gesamten Waffen in ihre Lager abzutransportieren. Am Nachmittag des 13.
September sah sich die mittlerweile auf 30 Beamte aufgestockte Gendarmerie
veranlasst, wütende Heimwehr-Gegner mit einem Bajonett-Angriff zu zerstreuen,
die vor dem Grandhotel Gärner demonstrierten, wo sich einige Hundert bewaffnete
Heimatschützer aus der Umgebung „verschanzt“ hatten. Diesen Auflauf
nützten einige Putschisten, mit den Waffen zu entkommen und sie in die Lohnzentrale
der ÖAMG in Donawitz zurückzubringen. 819 Während die maßgeblichen
Führer der Heimatschutz-Ortsgruppe Seegraben Ing. Max Slivka und Emil Guth
verhaftet werden konnten, setzte sich Berginspektor Franz Trojan nach Italien ab.
Diese Führer wurden von der Donawitzer Schutzwache bei der Staatsanwaltschaft
wegen Hochverrats, Einschränkung der persönlichen Freiheit, Übertretung des
Waffenpatentes und Wachebeleidigung angezeigt. In Seegraben etwa hatten sich
200 bis 300 zum Teil bewaffnete Heimatschützer in den frühen Morgenstunden
des 13. September versammelt und bei den von ihnen errichteten Straßensperren
Passanten und Fahrzeuge angehalten, durchsucht und sogar beraubt. 820
• In Bruck an der Mur wurde von sozialdemokratischer Seite gegen zwei leitende
Gendarmen, Rittmeister Peter Fuchs sowie den Gendarmerie-Abteilungsinspektor
und Kommandanten der örtlichen Gendarmerie-Schule, Karl Ortner,
Anzeige erstattet. Als am 13. September Heimatschutztruppen die Stadt bis in
die frühen Morgenstunden eingeschlossen und die Bezirkshauptmannschaft
besetzt hatten, reagierte Ortner erst auf eine Weisung aus Wien, gegen den Heimatschutz
vorzugehen. Immer wieder wurde die Passivität der Exekutive dem
818 ÖStA AdR Ktn.4871 BKA Inneres 22/gen 1932 (GZ.131.189 GD.1/23) Gegenstand: Heimwehrputsch
am 13. September 1931.
819 MC/AL Gemeindearchiv Donawitz, Sch.10, Akten Nr.127–137 (Zl.3/516): Laut einem Bericht der
Schutzwache Donawitz war der Putsch auf ganz unspektakuläre Weise beendet worden: Um ca 15
Uhr zogen sämtliche angeführte Heimatschutz Gruppen von ihren eingenommenen Posten, welche
sie durchwegs seit früh morgens bezogen hatten, ab und zogen sich vollkommen zurück. Soweit in
Erfahrung gebracht werden konnte, wurden in der Lohnzentrale der Alpine Montangesellschaft Gewehre
und Munition ausgefolgt und im Hause Donawitz Nr. 133 (Betriebsratszimmer und Burschenküche)
abgeliefert.
820 MC/AL Gemeindearchiv Donawitz, Sch.10, Akten Nr.127–137 (Zl.4/124 ad, 19.9.1931): Die Schutzwache
Donawitz an die Staatsanwaltschaft: „Die beiden Wachebeamten versuchten nochmals ihnen
das Ungesetzliche vorzuhalten, wurden aber unter Vorhalt der Gewehre und mit Schmährufen
wie verschwinds, habts nichts mehr zu reden, jetzt sind wir die Polizei, morgen seid ihr schon ganz
verschwunden abgefertigt.“