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Marina Brandtner Diskursverweigerung und Gewalt

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der Ersten Republik sprechen, denn angesichts der Erfolgsstory der Zweiten Republik<br />

liegt auf ihr meines Erachtens noch immer ein Schleier des „Lieber-Vergessen-Wollens“.<br />

Umso wertvoller sind die auf uns gekommenen Interviews <strong>und</strong> Erzählungen,<br />

die mitunter differenziertere Sichtweisen <strong>und</strong> überraschende Einblicke ermöglichen,<br />

wie beispielsweise die Tagebücher von Franz Schick 12 <strong>und</strong> Sepp Filz 13 , die im Rahmen<br />

der Geschichtswerkstatt Leoben aufgezeichneten Interviews 14 <strong>und</strong> diverse andere<br />

Erzählungen persönlicher Natur. 15<br />

In der vorliegenden Publikation versuche ich ein Stimmungsbild einer steirischen<br />

Indus trieregion zu zeichnen, die von den politischen <strong>und</strong> wirtschaftlichen Krisen<br />

der Zwischenkriegszeit voll erfasst wurde. Diese „Nahaufnahme“ soll Einsicht in das<br />

Denken <strong>und</strong> Handeln der damaligen Akteure gewähren <strong>und</strong> damit zu einem besseren<br />

Verständnis der von Hofmann angesprochenen geistigen Gr<strong>und</strong>lagen beitragen.<br />

Der Begriff der Radikalisierung des politischen Klimas, den ich weiter unten näher<br />

erläutere, umschreibt hier einen komplexen Prozess, der sich auf mehreren Ebenen<br />

entwickelte <strong>und</strong> im untersuchten Zeitraum massive Auswirkungen auf die Gesellschaft<br />

hatte. Das ultimative Ziel dieser Darstellung ist es aber nicht, mit irgendeiner<br />

politischen Richtung „abzurechnen“, sondern dazu beizutragen, eine Antwort auf<br />

das „Warum“ zu finden.<br />

1.2 Methodik <strong>und</strong> Quellen<br />

Dieses Buch setzt sich aus fünf Kapiteln <strong>und</strong> abschließenden Schlussbetrachtungen<br />

zusammen. Um die Thematik eingehend auszuleuchten, erschien es sinnvoll, den<br />

Kernkapiteln 3, 4 <strong>und</strong> 5 eine geraffte Darstellung der von mir ausgewählten theoretischen<br />

Ansätze sowie der wirtschaftlichen <strong>und</strong> politischen Situation in Österreich <strong>und</strong><br />

der Steiermark voranzustellen. Nach einer kurzen Einführung in die Geschichte <strong>und</strong><br />

die Gr<strong>und</strong>lagen der regionalen Geschichtsschreibung bietet Kapitel 3 eine Zusammenfassung<br />

topografischer, politischer <strong>und</strong> wirtschaftlicher Merkmale der obersteirischen<br />

Industrieregion im Allgemeinen <strong>und</strong> des Bezirkes Leoben im Besonderen.<br />

Kapitel 4 <strong>und</strong> 5 stellen die Hauptkapitel der hier vorliegenden Studie dar. In ihnen<br />

wird das Phänomen der Radikalisierung des politischen Klimas anhand einer ausführlichen<br />

<strong>und</strong> intensiven Quellenrecherche aufgespürt <strong>und</strong> dargelegt. Im Kapitel 4<br />

Demokratie. Siehe dazu: http://derstandard.at/fs/1575541/20022004-Armer-Suender-Dollfuss,<br />

14.10.2009. Hinzuzählen könnte man auch die Empörung über die verbalen Entgleisungen, wie<br />

„purer Napalm“ <strong>und</strong> „Krebsgeschwür“, die während der Wahlkämpfe im Jahr 2006 gefallen sind.<br />

12 Gestohlene Jugend. Die Tagebücher <strong>und</strong> Aufzeichnungen des Franz Schick 1930 bis 1933, bearbeitet<br />

<strong>und</strong> mit einem Nachwort versehen von Karl Stocker (=Schriftenreihe des Instituts für Geschichte<br />

4, Graz 1991).<br />

13 Heimo Halbrainer, Sepp Filz <strong>und</strong> seine Zeit. Ein Donawitzer Arbeiter auf der Walz, im Widerstand<br />

<strong>und</strong> beim Wiederaufbau (Dipl. Arb., Graz 1993).<br />

14 Karl Stocker, Geschichtswerkstatt Leoben: Leben <strong>und</strong> Arbeiten im Bezirk Leoben (Wien/Köln<br />

1989).<br />

15 Stefan Riesenfellner (Hrsg.), Zeitgeschichten. Autobiographien zur Alltags- <strong>und</strong> Sozialgeschichte<br />

Österreichs 1914–1938. Arbeiterleben Bd.2 (Graz 1992).

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