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Marina Brandtner Diskursverweigerung und Gewalt

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NSDAP (Hitler-Bewegung) unter Professor Suchenwirth gegenüber. 470 Während sich<br />

die Erstgenannten bei den Nationalratswahlen 1927 der christlichsozialen/großdeutschen<br />

Einheitsliste anschlossen, hielt sich die Hitler-Bewegung von einer Koalition<br />

mit anderen Parteien fern. 471 Im Jahr 1928 hatte die Schulz-Gruppe (6274) immerhin<br />

noch mehr zahlende Mitglieder aufzuweisen als die Hitler-Bewegung (4466); zusammengerechnet<br />

waren die Nationalsozialisten jedoch im Vergleich zur mächtigen<br />

Heimwehr-Bewegung noch eine unbedeutende Minderheit. 472 Ende September 1929<br />

schien die Spaltung der österreichischen Nationalsozialisten überw<strong>und</strong>en. Einer<br />

Zeitungsmeldung zufolge wurde die Einigung der beiden rivalisierenden Gruppen<br />

bei einem Treffen zwischen Karl Schulz <strong>und</strong> dem neuen Landesleiter Hans Krebs<br />

einstimmig beschlossen. 473 Doch die Aktion Krebs’ war zum Scheitern verurteilt.<br />

Bereits im Vorfeld erntete er scharfe Kritik von einigen Gauleitern, die eine Einigung<br />

mit der demokratischen Schulz-Partei „um jeden Preis“ ablehnten. De facto hatten<br />

jene Männer keine Lust, ihre Gauleitersessel zugunsten der Schulz-Leute zu räumen.<br />

Hans Krebs trat als österreichischer Landesleiter Anfang 1930 zurück. 474 Anlässlich<br />

der Reichskonferenz der österreichischen Nationalsozialisten, die am 2. März 1930<br />

stattfand, erklärte Karl Schulz, die „langwierigen Einigungsverhandlungen“ zwischen<br />

seiner Gruppe <strong>und</strong> der Hitlerbewegung seien auf Gr<strong>und</strong> der ablehnenden<br />

Haltung Letzterer gescheitert. Die Delegierten beschlossen einmütig, die Arbeit<br />

„mit erneuter Kraft im Dienste des Nationalsozialismus“ fortzusetzen. 475 Es war<br />

vor allem das verlangte Prinzip des blinden Gehorsams, resümiert Carsten, das eine<br />

Wiedervereinigung der Hitlerbewegung mit den „unbelehrbaren Demokraten“ der<br />

Schulz-Gruppe verhinderte. Eher konnte letztere eine gemeinsame Basis mit anderen<br />

völkischen Gruppen wie Riehls Deutschsozialem Verein <strong>und</strong> dem Deutschen Turnverein<br />

als mit der Hitlerbewegung herstellen. Diese litt selbst unter den ständigen<br />

internen Machtkämpfen einzelner Gauleiter mit dem jeweiligen Landesleiter. 476 Die<br />

Teilung der österreichischen Nationalsozialisten blieb bis zur Auflösung der Schulz-<br />

Gruppe im Jahr 1934 aufrecht. 477<br />

4.5.2 Die NSDAP in der Steiermark<br />

Auch wenn die Hitler-Bewegung in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre lediglich<br />

eine marginale Rolle in Österreich spielte, wirkte sich die Führung Adolf Hitlers<br />

470 Carsten, Faschismus, S. 136–141.<br />

471 Laut Haintz (=Wache, Deutscher Geist, S. 261–262) soll sich die Hitler-Bewegung dem völkischen<br />

„B<strong>und</strong> der Freien“ angeschlossen haben, der jedoch in der offiziellen Statistik nicht aufscheint. Laut<br />

Endbericht der NRW 1927 erzielte die NSDAP 705 gültige Stimmen im Wahlkreis 11 (Korneuburg):<br />

http://www.bmi.gv.at/cms/BMI_wahlen/nationalrat/files/Geschichte/NRW_1927.pdf, 18.12.2009.<br />

472 Carsten, Faschismus, S. 144.<br />

473 Einigung der Nationalsozialisten. In: Obersteirerblatt (2.10.1929) S. 3.<br />

474 Carsten, Faschismus, S. 147–149.<br />

475 Die Einigungsverhandlungen der NSDAP gescheitert. In: Obersteirerblatt (5.3.1930) S. 2.<br />

476 Carsten, Faschismus, S. 154.<br />

477 Pauley, Weg, S. 55.<br />

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