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Marina Brandtner Diskursverweigerung und Gewalt

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ist nur bedauerlich, dass viel gutes Blut geflossen ist. Besonders schwer sollen die<br />

Verluste unter den Leobener Studenten gewesen sein.<br />

Der Konsul beziffert die Zahl der Aufständischen in Steiermark <strong>und</strong> Kärnten mit<br />

7000 bis 8000 Mann, die gegen das Aufgebot der Regierung, die nebst B<strong>und</strong>esheer<br />

<strong>und</strong> Gendarmerie über r<strong>und</strong> 7000 bis 8000 Mann Heimatschutz sowie 3000 Mann<br />

Ostmärkische Sturmscharen verfügte, auf verlorenem Posten gestanden waren. 914<br />

Ende August 1934 verfasst Drubba einen detaillierten Lagebericht. Darin analysiert<br />

er den gescheiterten Aufstand <strong>und</strong> entwickelt seine Gedanken zur „Zukunft des<br />

Deutschtums“ in Österreich. Aus seiner Sicht kommen drei gewichtige Momente<br />

für das Losschlagen der Nationalsozialisten in Frage:<br />

• Die österreichischen Nazis hätten sich in einer „zeitlichen Zwangslage“ bef<strong>und</strong>en.<br />

Als Gründe werden die sich weiter verschlechternde wirtschaftliche Situation<br />

sowie der vergebliche Kampf um die „legale“ Machtergreifung angeführt.<br />

• Man wollte verhindern, dass Dollfuß bei seinem Sommeraufenthalt weitere Vereinbarungen<br />

mit Mussolini trifft.<br />

• Mit einer gewaltsamen Aktion hofften die Nationalsozialisten, den Zulauf der<br />

Arbeiterjugend zu der KPÖ zu stoppen.<br />

Der Putschversuch habe die Stellung der Bewegung im In- <strong>und</strong> Ausland unnötig<br />

verschlechtert, resümiert Drubba, da die Regierung nun auf das scheinbar fehlende<br />

Echo in der Bevölkerung hinweisen könne. In außenpolitischer Hinsicht habe man<br />

offenbar die Bereitschaft Mussolinis, seinen Einflussbereich in Österreich zu verteidigen,<br />

völlig übersehen. Für die Versäumnisse der Anführer hatten zahlreiche<br />

nationalsozialistisch Gesinnte in der Steiermark bitter büßen müssen. Neben den<br />

von der Exekutive durchgeführten Verhaftungen soll es laut Drubba zu brutalen<br />

Übergriffen der Regierungskräfte, unter anderem auch in Eisenerz, gekommen sein:<br />

Ein großer Teil der Verhaftungen <strong>und</strong> Terrorakte in den dem 25. Juli unmittelbar<br />

folgenden Tagen bezw. Nächten fällt dem Heimatschutz <strong>und</strong> den Ostmärkischen<br />

Sturmscharen zu <strong>und</strong> stellt örtliche Sonderaktionen dar. Hier handelt<br />

es sich hauptsächlich um Verfolgungen, die auf persönliche Feindschaften oder<br />

Racheakte zurückzuführen sind. Die Leute wurden, so weit sie sich nicht rechtzeitig<br />

durch Flucht entziehen konnten, von richtigen Rollkommandos aus den<br />

Wohnungen etc. geholt <strong>und</strong> schwer misshandelt, so daß H<strong>und</strong>erte in Spitäler<br />

abgegeben werden mussten. Sogar Todesfälle sind dabei zu beklagen. 915<br />

Drubba führt zahlreiche Fälle von Misshandlungen an, die von Wachpersonen, insbesondere<br />

von Mitgliedern der Ostmärkischen Sturmscharen (OSS), an gefangenen,<br />

914 StLA MF Akten des Dt. Konsulats P7/Bd.37/C1/Pol.III-1935, KNr.35 („Streiflichter aus der Steiermark“,<br />

28.7.1934).<br />

915 StLA MF Akten des Dt. Konsulats P7/Bd.36/C1/Pol.II-1934 („Zur Lage in Österreich. Ende August<br />

1934“).

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