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Marina Brandtner Diskursverweigerung und Gewalt

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4.3.5 Beispiele von christlichsozialen Vereinen<br />

4.3.5.1 Der Christlichsoziale Verein für Steiermark<br />

Die Bildung des Christlichsozialen Vereins für Steiermark wurde von der k.k. Statthalterei<br />

in Graz am 20. Mai 1917 bewilligt. Sein erster Vereinsobmann war Christian<br />

Fischer 343 , Redakteur des „Grazer Volksblattes“ <strong>und</strong> Grazer Kommunalpolitiker. Laut<br />

Satzungen war der Sitz des Vereins in Graz <strong>und</strong> erstreckte seine Tätigkeit auf die<br />

„Städte, Märkte <strong>und</strong> Industrieorte der deutschen Steiermark“. Dem Verein durften<br />

nur großjährige männliche Staatsbürger beitreten, die einen Jahresbeitrag entrichten<br />

mussten. Zweck des Vereins war die politische Aufklärung <strong>und</strong> Schulung seiner<br />

Mitglieder <strong>und</strong> die Interessen der Partei bei Wahlen zu wahren. Der Verein wurde<br />

im März 1935 aus dem Vereinskataster gelöscht mit dem Hinweis, dass er seit 1925<br />

keine Tätigkeit mehr entfaltet hatte <strong>und</strong> auch über keine Mitglieder verfügte. 344<br />

4.3.5.2 Der Christlichsoziale Verein für Leoben <strong>und</strong> Umgebung<br />

Der Christlichsoziale Verein für Leoben <strong>und</strong> Umgebung wurde im September 1924<br />

vom Gemeinderat Walter Sechterberger gegründet. Zweck des Vereins war die<br />

Organisation der christlichsozialen Bevölkerung <strong>und</strong> die Vertretung ihrer Standesinteressen<br />

in „politischer, kultureller <strong>und</strong> wirtschaftlicher Hinsicht“ <strong>und</strong> der<br />

Zusammenschluss aller Gleichgesinnten in Leoben <strong>und</strong> Umgebung zur Schaffung<br />

gemeinnütziger Einrichtungen <strong>und</strong> Unternehmungen sowie zur Errichtung einer<br />

eigenen Geschäftsstelle in Leoben. Dort sollten Vereinsmitglieder Rechtsauskünfte,<br />

Beratung <strong>und</strong> Information erhalten können. Der Verein wurde schließlich im Juni<br />

1936 aus dem Kataster gelöscht mit der Begründung, der Verein hätte unter seinem<br />

letzten Obmann, Dr. Ludwig Bernhart 345 seit der Errichtung des Ständestaates im<br />

Mai 1934 „keine Tätigkeit mehr entfaltet“. 346<br />

343 Christian Fischer, geb. 1879 in Linz, gest. 1934 in Graz. Der Sohn eines Fabrikanten wuchs in<br />

Eggenberg bei Graz auf, arbeitete als Schlosser bei Lapp & Cie in Graz, dann als Journalist <strong>und</strong><br />

Chefredakteur des „Grazer Volksblattes“. Fischer engagierte sich früh für soziale Belange <strong>und</strong> trat<br />

dem Grazer Katholischen Arbeiterverein 1901 bei. Er war 1908–1914 im Handelsministerium tätig,<br />

1917 Gemeinde- <strong>und</strong> Stadtrat in Graz, 1919–1933 zuerst Abgeordneter zum Nationalrat, dann<br />

zum B<strong>und</strong>esrat. In: Rudolf List, 75 Jahre christliche Arbeiterbewegung in Obersteiermark (Donawitz<br />

1962) S. 21–22.<br />

344 StLA L.Reg. Gr.206: C-012 (1935):„Christlichsozialer Verein für Steiermark“.<br />

345 Dr. Ludwig Bernhart war Rechtsanwalt <strong>und</strong> christlichsozialer Gemeindepolitiker in Leoben. Von<br />

1928 bis 1932 Bürgermeisterstellvertreter; nach der Auflösung des Gemeinderates am 11. August<br />

1933 als einer von fünf Beiräten unter Regierungskommissär Dr. Eugen Ritter von Netoliczka-<br />

Baldershofen eingesetzt; ab 31.5.1935 im Gemeindetag als Gemeinderat tätig. In: Freudenthaler,<br />

„Eisen auf immerdar!“, S. 392–397.<br />

346 StLA L.Reg. Gr.206: Le 62 (1936): „Christlichsozialer Verein für Leoben <strong>und</strong> Umgebung“; laut Mitteilung<br />

des Dechanten Peter Gruber hatte sich der Verein seit der Errichtung des Ständestaates<br />

aufgelöst.

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