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Marina Brandtner Diskursverweigerung und Gewalt

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136<br />

Pfrimer Ende Mai 1931 ein Ehrendefilee der Heimatschutzformationen aus Graz<br />

<strong>und</strong> Umgebung am Opernring in Graz abnahm, berief Neuschitzer zur gleichen<br />

Zeit eine Versammlung ein, um eine eigene Formation, die „Heimatschutzschar“,<br />

zu gründen. Die Polizei berichtet von der Teilnahme etwa 70 Personen, „durchwegs<br />

ehemalige Mitglieder des Heimatschutzes, die mit dem Kurs des bestehenden Heimatschutzes<br />

nicht einverstanden sind.“ 403 Obwohl Neuschitzers Anhängerschaft<br />

keine allzu große Bedeutung innerhalb der Gesamtbewegung beigemessen werden<br />

kann, zeigt der Vorfall doch, dass Pfrimer nicht einmal im engeren Umkreis<br />

unumschränkte Autorität besaß.<br />

4.4.2 Zerfall der Bewegung nach dem „Pfrimer-Putsch“<br />

im September 1931<br />

Als Walter Pfrimer am 8. Mai 1932 alle Ehrenämter des Steirischen Heimatschutzes<br />

zurücklegte, die Führung des Deutschen Heimatschutzes, einer eben erst gegründeten<br />

der NSDAP nahe stehenden Organisation, übernahm <strong>und</strong> sich Adolf Hitler<br />

unterstellte, stürzte er den Heimatschutz in seine bislang schwerste Krise. Zu diesem<br />

Zeitpunkt hatten sich die Fronten zwischen der B<strong>und</strong>esführung der Heimwehr <strong>und</strong><br />

der Landesleitung des Steirischen Heimatschutzverbandes verhärtet. Diese hatte<br />

dem B<strong>und</strong>esführer Starhemberg das Misstrauen wegen dessen Absicht „in eine<br />

demokratische Regierung einzutreten“ ausgesprochen <strong>und</strong> spaltete sich am 19. Mai<br />

demonstrativ von der B<strong>und</strong>esorganisation ab. In einer Aussendung an alle Ortsgruppenleiter<br />

vom 23. Mai 1932 wurde Pfrimer von der neuen Landesleitung unter<br />

der Führung Konstantin Kammerhofers scharf kritisiert, weil er sich „ohne mit<br />

irgendeinem Führer des St. Heimatschutzes Fühlung zu nehmen“ aus dem Staub<br />

gemacht hatte. Außerdem warf man Pfrimer vor, er habe sich um die ungeheuren<br />

finanziellen Lasten, die durch die Liquidierung des Strafprozesses <strong>und</strong> der Folgen<br />

des gescheiterten Putsches entstanden waren, so gut wie nicht gekümmert. Tatsächlich<br />

hatte der Putsch dem Staat die stolze Summe von r<strong>und</strong> 276.000 Schilling<br />

verursacht. 404 Kein W<strong>und</strong>er, dass der Heimatschutz buchstäblich ums wirtschaftliche<br />

Überleben kämpfte. Was jedoch noch schwerer in den Augen der neuen Führung<br />

403 StLA L.Reg.384: He 2 (1932): Zl.197/539 Pos. (HSV Kreisleitung Graz, Personalveränderungen,<br />

5.5.1931).<br />

404 ÖStA AdR Ktn.4871 BKA Inneres 22/gen 1932 (GZ.229.050 GD.1/31), Gegenstand: Strafsache Dr.<br />

Walter Pfrimer <strong>und</strong> Genossen; Anschluss des österr. B<strong>und</strong>esschatzes als Privatbeteiligter an das<br />

Strafverfahren.<br />

„Uebersicht über die durch die Aufbietung der Sicherheitsexekutive aus Anlass des Heimwehrputsches<br />

dem B<strong>und</strong>e verursachten Kosten.<br />

1.) B<strong>und</strong>esheer 80.000 S<br />

2.) B<strong>und</strong>esgendarmerie (Reiseauslagen <strong>und</strong> Bereitschafts-<br />

Gebühren sowie Ausgaben für Post, Telegraph <strong>und</strong><br />

Telephon <strong>und</strong> sonstige Auslagen) 65.231,28 S<br />

3.) B<strong>und</strong>espolizeibehörden (inklusive Wien) 130.807 S<br />

zusammen 276.038,28 S“

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