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Marina Brandtner Diskursverweigerung und Gewalt

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Panther“ übernommen haben. In den Jahren 1928/1929 unterstützte Mussolini die<br />

österreichischen Heimwehren mit r<strong>und</strong> 1,5 Millionen Schilling. 395 Inwieweit diese<br />

Geldquellen auf Gr<strong>und</strong> der hereinbrechenden Wirtschaftskrise <strong>und</strong>/oder wegen der<br />

sich verändernden innen- <strong>und</strong> außenpolitischen Bedingungen langsam versiegt sind,<br />

ist nicht genau messbar. 396 Fest steht, dass der Aufstieg der Heimwehren durch den<br />

Misserfolg in der Frage der Verfassungsreform bis Jahresende 1929 deutlich gebremst<br />

wurde. Die Erosion in den Reihen der Heimwehr begann bereits im Dezember 1929,<br />

als die steirische Sektion des Landb<strong>und</strong>es beschloss, aus Pfrimers Heimatschutz auszutreten.<br />

397 Auch das kämpferische Bekenntnis zum Faschismus, der „Korneuburger<br />

Eid“, bewirkte keinesfalls die erhoffte Einigung unter einem programmatischen<br />

Banner, sondern führte zu einer Spaltung der Bewegung. Noch im Juli 1930 meldete<br />

der Stabsleiter des Wiener Heimatwehrverbandes, Major Thalhammer, einen stolzen<br />

Gesamtstand der österreichischen Heimwehren von 492.000 Personen, davon<br />

403.000 „militanten“ Mitgliedern. Nach dem Erscheinen des Korneuburger Programms<br />

seien etwa 66.000 Neueintritte bei etwa 3600 Austritten zu verzeichnen<br />

gewesen. 398 Vorausgesetzt, dass die angegebenen Zahlen stimmen, sind sie nur ein<br />

weiteres Indiz für das zwiespältige Wesen der Bewegung im Hinblick auf ihren<br />

überparteilichen Status. Wie wäre es sonst zu erklären, dass die Hälfte der kolportierten<br />

Mitglieder ihre Stimme dem Heimatblock am 9. November 1930 vorenthielt?<br />

Die innere Schwäche der Bewegung wurde durch den Führerwechsel im September<br />

<strong>und</strong> den umstrittenen Wahlgang im November offensichtlich; zudem gelang es der<br />

Heimwehr auch nicht, die Forderungen Mussolinis nach einem Marcia su Vienna zu<br />

erfüllen. Im Jänner 1931 schieden die Heimwehrführer Fey (Wien), Stocker (Eisenbahnerwehr),<br />

Vas (Burgenland), die Vorarlberger sowie der Tiroler Steidle vorübergehend<br />

aus der B<strong>und</strong>esführung <strong>und</strong> bildeten unter sich eine Arbeitsgemeinschaft.<br />

Der Führer der niederösterreichischen Heimwehr, Ing. Julius Raab, der bereits im<br />

Dezember 1930 abgesetzt worden war, stellte eine eigene parteigeb<strong>und</strong>ene Heimwehr<br />

auf. 399 Pfrimers Alleingang am 13. September 1931 offenbarte erst recht die Uneinigkeit<br />

der Bewegung. Der nächste Rückschlag sollte bald folgen. Bereits im März<br />

1932 lösten sich maßgebliche Führer von der steirischen Landesleitung <strong>und</strong> bildeten<br />

nunmehr den Kern des „Österreichischen Heimatschutzes in der Steiermark“, der<br />

sich im März 1933 unter der Führung Starhembergs <strong>und</strong> seinem Stellvertreter Egon<br />

395 Schleicher, Heisses Eisen, S. 319–322; Kerekes, Abenddämmerung, S. 15, 23, 36, 41, 52.<br />

396 Winkler, Diktatur, S. 28; Kerekes, Abenddämmerung, S. 67; 90–91; 108–109: Kerekes zitiert eine<br />

Aussage des „Finanzreferenten“ der Heimwehr, Waldemar Pabst, demzufolge die Heimwehr von<br />

der Subvention der „Alpine Montangesellschaft“ gelebt habe, anstatt dem Beispiel der NSDAP<br />

folgend Mitgliedsbeiträge rigoros einzufordern. Aufgr<strong>und</strong> von Unstimmigkeiten seien die Gelder<br />

seit 1. Jänner 1931 eingestellt worden, so dass die Heimwehr nun ohne Geld dastand. Nach<br />

dem Amtsantritt Dollfuß’ im Mai 1932 versprach Mussolini dem Fürsten Starhemberg weitere<br />

Unterstützung der Heimwehren durch Waffenlieferungen. Für den Fall der Anbahnung einer rotschwarzen<br />

Koalition sollten die Heimwehrminister die Regierung zwingen, die Macht an Rintelen<br />

zu übergeben.<br />

397 ÖHJ 1933, S. 80–81.<br />

398 Zahlen unserer Bewegung. In: Der Panther (26.7.1930) S. 2.<br />

399 ÖHJ 1933, S. 80–81.

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