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Marina Brandtner Diskursverweigerung und Gewalt

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Wahlen, daher, wer schnell gibt, der gibt doppelt. Die hier getätigte Aussage, die Partei<br />

habe <strong>und</strong> wolle „keine Stützen im Großkapital“, sondern sei auf die „Opferwilligkeit<br />

ihrer Gesinnungsgenossen“ angewiesen, kann als Antwort der Christlichsozialen<br />

auf die „Verleumdungen“ der Sozialdemokraten gewertet werden, die CSP sei in<br />

Wirklichkeit eine bestochene Marionette des Großkapitals. 337<br />

WKNV 1919 LTW 1919<br />

CSP/Obersteiermark 29.481 29.800<br />

CSP/Steiermark 170.429 167.545<br />

SDAP/Obersteiermark 73.133 64.142<br />

SDAP/Steiermark 148.730 122.493<br />

Tabelle 7: Vergleich der Wahlergebnisse der beiden Großparteien in der Steiermark 1919. 338<br />

Dass die obersteirischen Christlichsozialen von Anfang an einen schweren Stand<br />

hatten, zeigt eine Gegenüberstellung der Ergebnisse der ersten beiden Wahlgänge im<br />

Jahr 1919 in der Steiermark sowie im Wahlkreis Obersteier, wo die SDAP trotz der bei<br />

den Landtagswahlen erlittenen Einbußen noch immer eine überwältigende Mehrheit<br />

hatte (Tabelle 7). Im Jahr 1921 war die Organisationsform der Partei ziemlich weit<br />

gediehen <strong>und</strong> gefestigt. Beim 2. Parteitag im Februar desselben Jahres stand fest, dass<br />

die Christlichsoziale Partei kräftige Zuwächse in der Steiermark dank der eifrigen<br />

Organisationstätigkeit in Stadt <strong>und</strong> Land zu verzeichnen hatte. Die Mitgliederzahl<br />

des Katholischen Bauernvereins war innerhalb eines Jahres von etwa 30.000 auf über<br />

55.000 geklettert; die Frauenorganisation konnte sogar auf einen Mitgliederstand<br />

von mehr als 60.000 verweisen. Den katholischen Arbeitervereinen war es „trotz<br />

des sozialdemokratischen Terrors“ gelungen, ihre Mitglieder seit Kriegsende mehr<br />

als zu verdoppeln, freilich bloß auf bescheidene 4700 Seelen. In der christlichen<br />

Gewerkschaft waren r<strong>und</strong> 7000 Arbeitnehmer organisiert. Schließlich zählte der<br />

Christlichsoziale Verein etwas mehr als 8000 Mitglieder. Im Jahr 1921 umfasste die<br />

steirische CSP folgende Organisationen:<br />

• Katholischer Bauernverein<br />

• Landarbeiterb<strong>und</strong><br />

• Arbeiterverein<br />

• Kath. Frauenorganisation<br />

• Christlichsozialer Verein<br />

337 StLA ZGS K.368: Verschiedenes (1865–):„Christlichsoziale Parteileitung, Brief, 1919. Die Christlichsoziale<br />

Partei“. Die Christlichsozialen beschwerten sich über unlautere Wahlkampfmethoden<br />

(„Lügen“) der Sozialdemokraten, die behaupteten, die Christlichsozialen seien die Urheber des<br />

Krieges, Feinde der Republik <strong>und</strong> vom Großkapital <strong>und</strong> Großagrariern bestochen worden. In:<br />

An die christlichen deutschen Männer <strong>und</strong> Frauen des Landes Steiermark! In: Grazer Volksblatt<br />

(17.1.1919) S. 1.<br />

338 Das endgültige Wahlresultat in Steiermark. In: Grazer Volksblatt (18.2.1919) S. 1; Die Stärke der<br />

Parteien in Steiermark. In: Ebda (18.5.1919) S. 1.<br />

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