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Marina Brandtner Diskursverweigerung und Gewalt

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angeführt hatten, deren Namen zwecks Disziplinarmaßnahmen an die jeweils<br />

höhere Instanz weitergeleitet wurden. Leichin meldete dem Innenminister auch<br />

einige Waffendepots der Heimwehr in der Steiermark, mit der Bitte, die Aushebung<br />

derselben nachzuprüfen. 824<br />

• Während sich die Putschisten in ihre Heimatorte zurückzogen, wurden sie weder<br />

von der Gendarmerie noch dem B<strong>und</strong>esheer behelligt. 825 Erst nach der Aktion<br />

fanden Waffensuchen statt. Während die Gendarmerie in einigen Bezirken neben<br />

einer relativ kleinen Anzahl an Gewehren r<strong>und</strong> 6 Maschinengewehre zutage förderten,<br />

wurden in Leoben, Donawitz, Kraubath, Göß <strong>und</strong> St. Peter-Freienstein<br />

kein einziges Maschinengewehr, sondern lediglich r<strong>und</strong> 200 leichtere Feuerwaffen<br />

wie Karabiner <strong>und</strong> Pistolen samt 10.000 Schuss Munition, r<strong>und</strong> 500 Stahlhelme<br />

<strong>und</strong> Spaten sowie eine geringe Menge an anderen Rüstsorten gef<strong>und</strong>en. 826 Auch<br />

wenn das endgültige Endergebnis etwas höher ausgefallen sein mag, ist die Zahl<br />

der beschlagnahmten Feuerwaffen gering im Vergleich zu dem Riesenaufgebot<br />

von r<strong>und</strong> 10.000 bis 12.000 Mann. 827<br />

• Mit der Revue „Einmal möcht’ ich mit dir putschen gehen“, die am 17. Jänner<br />

1932 im Kammersaal zugunsten der Winterhilfe aufgeführt wurde, setzte der sozialdemokratische<br />

„Allgemeine Fürsorgeverein“ in Graz dem Pfrimer-Putsch ein<br />

kabarettistisches Denkmal. Der Polizeibericht spricht von einer Herabwürdigung<br />

der Behörden, des B<strong>und</strong>esheeres <strong>und</strong> der Gerichte, insbesondere sei der Landeshauptmann<br />

in seiner Rolle als „Entlastungszeuge“ der Lächerlichkeit preisgegeben<br />

worden. Die Satire beginnt mit einem Teich in Judenburg, wo Heimatschutz-Frösche<br />

den Putsch auf Gr<strong>und</strong> der wirtschaftlichen Not planen. Ein Industrieller, ein<br />

„Großbankier“, ein Heimatschützler <strong>und</strong> ein Nazi, die am Gängelband Altkanzler<br />

Seipels hängen, werden als „Feinde“ der Arbeiterschaft vorgeführt. Die Exekutive<br />

<strong>und</strong> die Gerichte, insbesondere deren „Verbündete“ Meyszner <strong>und</strong> Rintelen, werden<br />

aufs Korn genommen; aber auch der gefesselte „durchlauchtigste Fürst“ Starhemberg<br />

tritt als intriganter Aristokrat mit flegelhaften Manieren auf. Die Revue, die<br />

mit der „Unterwerfung“ der Heimwehr <strong>und</strong> der Kirche durch die Sozialdemokratie<br />

824 StLA ZGS K.48: Heimwehr (1927–1935).<br />

825 ÖStA AdR Ktn.4871 BKA Inneres 22/gen 1932 (Schlussbericht Pfob): GPK Knittelfeld, E. Nr.7153,<br />

14.9.31: Hier heißt es beispielsweise, (der) in Bereitschaft befindliche Heimatschutz löste sich in kurzer<br />

Zeit vollkommen auf <strong>und</strong> begaben sich die einzelnen Mitglieder ruhig <strong>und</strong> unbehelligt nach Hause.<br />

826 ÖStA AdR Ktn.4871 BKA Inneres 22/gen 1932 Heft „Steiermark mit 9 Sonderbeilagen“ (GZ<br />

196.552; GZ. 195.861); Extraheft (nicht im Ktn.4871): Zl.207.335/GD.3/31 Heimwehrputsch 1931<br />

(Verzeichnis des BGK Leoben „über die von den Posten des Bezirkes Leoben beschlagnahmten<br />

Kriegsgeräte“ 6.10.1931).<br />

827 Allein die Brucker Ortsgruppe war mit 248 Gewehren <strong>und</strong> 4 Maschinengewehren ausgestattet:<br />

ÖStA AdR Ktn.4871 BKA Inneres 22/gen 1932 (GZ.131.189 GD.1/23) Gegenstand: Heimwehrputsch<br />

am 13. September 1931; Revision bei der Heimatschutzortsgruppe Bruck a. d Mur; Kerekes,<br />

Abenddämmerung S. 97: Winkler gab an, insgesamt 34 MG <strong>und</strong> 2217 Mannlichergewehre<br />

beschlagnahmt zu haben. Der ungarische Gesandte meinte, dies mache lediglich ein Fünftel des<br />

Waffenvorrates der steirischen Heimwehr aus.

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