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Marina Brandtner Diskursverweigerung und Gewalt

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4. Wichtige politische Parteien <strong>und</strong><br />

Bewegungen in der Steiermark<br />

von 1927 bis 1934 <strong>und</strong> deren Beitrag<br />

zur Radikalisierung<br />

in <strong>und</strong> um den Bezirk Leoben<br />

Im folgenden Abschnitt wird die Entwicklung der maßgeblichen politischen Parteien<br />

<strong>und</strong> Bewegungen in der Steiermark <strong>und</strong> im Bezirk anhand exemplarischer<br />

Vereinsakten, amtlicher Berichte <strong>und</strong> Pressemeldungen beleuchtet, wobei auf eine<br />

lückenlose Rekonstruktion von Organisationen <strong>und</strong> Aktivitäten einerseits mit<br />

Rücksicht auf den begrenzten Umfang der hier vorliegenden Studie, andererseits<br />

auf Gr<strong>und</strong> mangelnder Quellen verzichtet werden muss. Die untersuchten Aktenbestände<br />

<strong>und</strong> Zeitungen ermöglichen dennoch einen aufschlussreichen Einblick<br />

in spezifische politische Agitationsfelder <strong>und</strong> werfen interessante Schlaglichter auf<br />

führende Persönlichkeiten aller politischen Gruppierungen. Folgende Parteien <strong>und</strong><br />

Bewegungen werden vorgestellt: die Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP); die<br />

Kommunistische Partei Österreichs (KPÖ); die Christlichsoziale Partei (CSP); der<br />

Steirische (deutschösterreichische) Heimatschutz (HS) <strong>und</strong> sein parlamentarischer<br />

Arm, der Heimatblock (HB), sowie die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei<br />

(NSDAP). Die Großdeutsche Volkspartei <strong>und</strong> der Landb<strong>und</strong> finden hauptsächlich<br />

als national-liberale „antimarxistische Verbündete“ des bürgerlich-bäuerlichen<br />

Lagers Erwähnung.<br />

Als spezifische Tendenz dieser Zeit können die radikalen Forderungen von Parteienvertretern<br />

gelten, die vermeinten, Probleme wirtschaftlicher <strong>und</strong> gesellschaftlicher<br />

Natur mit dem jeweiligen programmatischen <strong>und</strong> ideologischen Denken entsprungenen<br />

„Patentrezepten“ zu lösen. Naturgemäß kam es in Vorwahlzeiten zu<br />

einer ausgedehnten Behandlung der jeweiligen Tagespolitik sowie zu einer geradezu<br />

fanatischen Beschäftigung mit der eigenen Parteiprogrammatik <strong>und</strong> mit jener des<br />

oder der politischen Gegner. Propagandistische Effekte fanden vielfach im öffentlichen<br />

Raum statt, wo es zu einer hektischen <strong>und</strong> lautstarken Werbetätigkeit bei<br />

Versammlungen <strong>und</strong> Aufmärschen, Fahnenweihen <strong>und</strong> Heldenehrungen kam. Auf<br />

dieser durchaus emotionalen Ebene hoffte man möglichst breite Bevölkerungskreise<br />

in Stadt <strong>und</strong> Land anzusprechen, um politische Botschaften an den Mann <strong>und</strong> die<br />

Frau zu bringen. Vermutlich entfalteten Tageszeitungen, die für viele ärmere Leute<br />

jedoch unerschwinglich waren, eine ähnliche propagandistische Wirkung.<br />

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