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Marina Brandtner Diskursverweigerung und Gewalt

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versuche ich die Aktivitäten der wichtigsten politischen Parteien <strong>und</strong> Bewegungen<br />

in der Region <strong>und</strong> im Bezirk Leoben in einen Zusammenhang zur Problematik zu<br />

stellen. Mit ihren ideologischen Lebensentwürfen <strong>und</strong> Totalitätsansprüchen bildeten<br />

sie die Basis für die politische Auseinandersetzung jener Zeit. Deren wortgewaltige<br />

Führer, von Hofmann als „Phantasten“ bezeichnete Demagogen, trugen meines<br />

Erachtens die Hauptverantwortung für die Eskalation der <strong>Gewalt</strong> auf der Straße.<br />

Wie der Prozess der Verschärfung des politischen Klimas in der obersteirischen<br />

Industrieregion zwischen 1927 <strong>und</strong> 1934 vor sich ging <strong>und</strong> welche zusätzlichen Faktoren<br />

maßgeblichen Anteil daran hatten, wird im Kapitel 5 dargestellt. Dabei ist zu<br />

beachten, dass der von mir gewählte Zeitraum nicht als geschlossenes „Zeitfenster“,<br />

sondern als ein Teilaspekt der geschichtlichen Entwicklung Österreichs in der Zwischenkriegszeit<br />

zu verstehen ist. Um diesem Faktum Rechnung zu tragen, werden<br />

wichtige parteipolitische Aktivitäten etwa ab 1918 in einen dieser Gesamtdarstellung<br />

angemessenen Rahmen inkludiert. Auch nach der Niederschlagung der Erhebungen<br />

des Jahres 1934 kam es zu keiner Befriedung, sondern zu einer Fortsetzung des<br />

politischen Aktionismus bis ins Jahr 1938. 16<br />

In den meisten Fällen werden die politischen Akteure, soweit sie allgemein<br />

bekannt waren (Amtsträger, politische Führer), mit vollem Namen genannt. Um<br />

jenen Menschen, die Gegenstand einer behördlichen Untersuchung, jedoch keine<br />

politischen Hauptexponenten waren, ein „Gesicht“ in der Anonymität zu verleihen,<br />

scheint lediglich der Vorname, wenn vorhanden, in Verbindung mit dem Initial<br />

des Nachnamens auf. Die kursiv gesetzten Zitate sind im Originalwortlaut wiedergegeben;<br />

ergänzende Worte, Wort- oder Satzteile sind in r<strong>und</strong>e Klammern sowie<br />

Erläuterungen der Verfasserin in eckige Klammern gestellt. Ausgelassene Worte,<br />

Satzteile <strong>und</strong> Sätze innerhalb eines Zitates sind durch in Klammern gesetzte Punkte<br />

gekennzeichnet.<br />

Als Gr<strong>und</strong>lage meiner Untersuchung dienten mir verschiedene Quellenbestände<br />

des Steiermärkischen Landesarchivs (StLA) <strong>und</strong> des Österreichischen<br />

Staatsarchivs (ÖStA), die Chroniken dreier Bezirksgendarmeriekommandos sowie<br />

Zeitungen <strong>und</strong> Zeitschriften unterschiedlicher parteipolitischer Richtung. Der im<br />

StLA aufbewahrter Aktenbestand des B<strong>und</strong>eskanzleramtes (BKA), der zum Großteil<br />

aus Berichten der Gendarmerie <strong>und</strong> Landesbehörden an die Generaldirektion<br />

für öffentliche Sicherheit in Wien zur politischen Lage in der Steiermark besteht,<br />

ist wohl die umfassendste Auskunftsquelle für den zu erforschenden Zeitraum. Mit<br />

der Einsetzung der Sicherheitsdirektoren Mitte 1933 wurden die Tätigkeiten sämtlicher<br />

politischer Parteien <strong>und</strong> Bewegungen regelmäßig beobachtet <strong>und</strong> detailliert<br />

wiedergegeben, was sich in einem enorm gestiegenen bürokratischen Aufwand<br />

widerspiegelte. Hinzu kommen verschiedene behördliche Berichte aus anderen<br />

Beständen, hauptsächlich auf der Bezirks- (BH) sowie der Landesebene (L.Reg.).<br />

Die im Staatsarchiv Wien aufbewahrten Bestände des Innenministeriums betreffend<br />

die Steiermark ergänzen jene im Landesarchiv befindlichen Akten hinsichtlich<br />

16 Reinhard Gruber, „Strafprozesse am Kreisgericht Leoben von 1933 bis 1938“ (Diss., Graz 2002)<br />

S. 137.<br />

19

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