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Marina Brandtner Diskursverweigerung und Gewalt

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dass sich Rintelen persönlich bereichert hat; eher wollte er ein Netzwerk aufbauen,<br />

indem er Schlüsselpositionen mit einflussreicher Klientel besetzte, die er in seine<br />

Abhängigkeit gebracht hatte. Mit juristischen Kniffen verstand er es immer wieder,<br />

sich geschickt aus „unangenehmen“ Situationen herauszuwinden. Wenn Karl Ausch<br />

Rintelen vielleicht etwas überspitzt als den obersten Totengräber der Ersten Republik<br />

bezeichnet, 81 so bezieht er sich auch auf die lasche Handhabung der Finanzgeschäfte<br />

durch die höchsten Kontrollinstanzen der Republik, sowie auf die Korrumpierung<br />

einiger maßgeblicher Politiker, die an Schlüsselstellen im Finanzministerium <strong>und</strong><br />

in den Landesverwaltungen saßen. Riesige Summen gingen durch Fehlspekulationen<br />

verloren oder verschwanden in geheimnisvollen Kanälen. In der Öffentlichkeit<br />

wirbelten diese Skandale viel Staub auf. Ebenso riefen die Machenschaften eines<br />

gewissen Entrepreneurs <strong>und</strong> Spekulanten, Siegm<strong>und</strong> Bosel, <strong>und</strong> des zuständigen<br />

christlichsozialen Finanzministers Ahrer, eines Intimus Rintelens, eine Welle der<br />

Empörung hervor. Im Zuge von „Aktienverschiebungen“ erlitt die Postsparkasse<br />

einen Schaden von mehr als einer Milliarde Schilling. Als die verbrecherischen<br />

Transaktionen, die von Ahrer teils eingefädelt, teils gedeckt worden waren, aufflogen<br />

<strong>und</strong> durch eine parlamentarische Untersuchung geklärt werden sollten, war er<br />

längst nach Kuba geflohen. Siegm<strong>und</strong> Bosel aber, der einen Teil seines Vermögens<br />

vermutlich ins Ausland verschoben hatte, konnte den durch ihn entstandenen Schaden<br />

nicht wiedergutmachen. 82<br />

81 Ausch, Banken, S. 227.<br />

82 Ausch, Banken, S. 258–281; Der christlichsozial-großdeutsche Bankenskandal. Eine Billion Steuergelder<br />

verschleudert! (Wien 1927) S. 45. Laut diesem Bericht soll die Steirerbank sogar 21 Milliarden<br />

Verlust gemacht haben.<br />

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