Marina Brandtner Diskursverweigerung und Gewalt
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leitender Angestellter der ÖAMG, den Versammelten, den Eid vor den aufgestellten<br />
Standarten, Fahnen <strong>und</strong> Wimpeln abzulegen. Der Aufforderung des Gauleiters, wer<br />
nicht schwören wolle, solle nun gehen, leistete verständlicherweise niemand Folge.<br />
Die Alpine hatte ihre „Schützlinge“ scheinbar fest im Griff. 419<br />
4.4.4.1 Die Vereinsstruktur des Steirischen Heimatschutzes<br />
Der Heimatschutz war ein bei der Landesbehörde (Abteilung 8 der Steiermärkischen<br />
Landesregierung) gemeldeter Verein. Wie an folgenden Beispielen zu sehen<br />
ist, blieben die in den Statuten definierten Ziele des Steirischen Heimatschutzes vom<br />
Oktober 1927 bis Ende Februar 1933 unverändert, obwohl im Mai 1930 <strong>und</strong> 1932<br />
bedeutsame programmatische Bekenntnisse fixiert wurden. Die wichtigste Vorgabe<br />
stellten die von dem Nationalökonomen <strong>und</strong> Soziologen Walter Heinrich 420 ersonnenen<br />
Prinzipien des „Korneuburger Eides“ dar. Dieses Programm, das als „Gesetz<br />
der Bewegung“ bezeichnet wurde, forderte offensiv die Beseitigung der parlamentarischen<br />
Demokratie <strong>und</strong> die Aufrichtung eines „Volksstaates der Heimatwehren“,<br />
in dem die „Selbstverwaltung der Stände“ verwirklicht werden würde. 421 Zu einer<br />
in einigen Punkten definitiven Verschärfung jener programmatischen Ziele kam<br />
es am 27. Mai 1932, als Konstantin Kammerhofer seine zwölf Gr<strong>und</strong>sätze auf Basis<br />
des Korneuburger Gelöbnisses der erweiterten Landesleitung vorlegte. 422 Wie schon<br />
Pauley dargelegt hat, näherte sich Kammerhofers Programm der nationalsozialistischen<br />
Ideologie stark an, insbesondere im Hinblick auf den „Arierparagraphen“. 423<br />
Aus den Statuten der im Oktober 1927 von dem Betriebsleiter des Donawitzer Hochofenbetriebes<br />
<strong>und</strong> Mitbegründer der UG, Ing. Josef Oberegger 424 , gegründeten Ortsgruppe<br />
der „deutschen Studentenschaft an der montanistischen Hochschule Leoben“<br />
des Heimatschutzverbandes Steiermark kann man ersehen, dass die Organisation,<br />
zumindest formal, auf demokratischen Strukturen basierte.<br />
• Die Funktionäre der Landesleitung, bestehend aus dem Landesleiter, dem<br />
Geschäftsführer, dem Schatzmeister <strong>und</strong> fünf bis zehn weiteren Mitgliedern,<br />
wurden von der Hauptversammlung aller Ortsgruppen <strong>und</strong> Körperschaften<br />
durch Mehrheitsbeschluss in die Landesleitung abgeordnet.<br />
• Die Ortsgruppenfunktionäre wurden allesamt von den Mitgliedern der Ortsgruppe<br />
gewählt; zusätzlich besaß jedes Mitglied das aktive <strong>und</strong> passive Wahlrecht.<br />
419 Gau Leoben gelobt. In: Der Panther (28.6.1930) S. 10.<br />
420 Für biografische Daten zu Walter Heinrich (1902–1984): http://www-classic.uni-graz.at/sozwww/<br />
agsoe/docs/quer.pdf, 18.12.2009, sowie Wiltschegg, Volksbewegung, S. 348.<br />
421 Richtung <strong>und</strong> Gesetz der Heimatwehren. Das Bekenntnis von Korneuburg. In: Der Panther<br />
(24.5.1930) S. 1.<br />
422 StLA ZGS K.208: Heimwehr (1918–1935): „R<strong>und</strong>schreiben Nr.1/32 d. Heimatschutzverbandes Steiermark“.<br />
423 Pauley, Hahnenschwanz, S. 147–149.<br />
424 Für Details zu Oberegger (1896–1969): http://www.parlament.gv.at/WW/DE/PAD_01065/<br />
pad_01065.shtml, 18.12.2009, sowie Wiltschegg, Volksbewegung, S. 357.<br />
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