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Marina Brandtner Diskursverweigerung und Gewalt

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gestellt. Etwa, ob Zeitgeschichtsschreibung in Zukunft mehr international oder weiterhin<br />

national orientiert sein oder ob sie überhaupt mehrere räumliche Dimensionen<br />

einbeziehen sollte. Versucht man die historische Disziplin Zeitgeschichte zu analysieren,<br />

stößt man einerseits bald auf den einen oder anderen Problembereich, wie<br />

zum Beispiel die längst fällige Definition eines aktualisierten zeitlichen Rahmens.<br />

Die Beschäftigung mit regionaler Geschichte bietet andererseits die Möglichkeit,<br />

die Gesellschaftsstrukturen auf lokaler Ebene zu untersuchen. Der Kommunikationswissenschafter<br />

Peter Malina kommt zu dem Schluss, dass das Einlassen auf die<br />

Lebenswirklichkeit regionaler politisch-kultureller <strong>und</strong> sozialer Milieus auch die<br />

Berücksichtigung des gesamten regional wie überregional bezogenen politisch-gesellschaftlichen<br />

Kontextes erfordere, wobei die Veränderung der interessen-politischen<br />

wie auch der parteipolitischen „Atmosphäre“ einbezogen werden müssten. Er vertritt<br />

unter anderem die Ansicht, dass politische Willensbildungs- <strong>und</strong> Entscheidungsprozesse<br />

vor allem im kommunalen Bereich auftreten <strong>und</strong> dass gerade die Bedeutung<br />

lokaler Aktivitäten oftmals auf überregionale Entwicklungen hinweisen. 151<br />

3.1.1 Die Region als variable Größe<br />

Den Begriff der Region bezeichnet Gehler als ein „schillerndes Konstrukt“, weil eine<br />

Region eine variable Größe ist, die weder an innerstaatliche Verwaltungsgrenzen<br />

noch an Staats- oder Sprachgrenzen geb<strong>und</strong>en sein muss. Regionen können sowohl<br />

kleinere oder größere, nationale oder auch internationale, an einem wirtschaftlichen<br />

oder kulturellen Thema orientierte Gebiete sein, wie zum Beispiel Weinbaugebiete,<br />

Thermenregionen oder der „Alpe-Adria“- Raum. „Region“ ist jedenfalls ein bestimmtes<br />

Territorium oder eine Landschaft, die sinnstiftende kulturelle wie wirtschaftliche<br />

Gemeinsamkeiten aufweisen soll, um den dort lebenden Menschen ein gewisses<br />

Zusammengehörigkeitsgefühl zu vermitteln. Die so genannte Regionalisierung wird<br />

auch als Gegenstrategie zur Globalisierung, Zentralisierung <strong>und</strong> Vereinheitlichung<br />

der Kultur eingesetzt; es sollen Räume entstehen, in denen lokale Traditionen gepflegt<br />

<strong>und</strong> „Heimat“ im besten integrativen Sinn konstruiert werden soll. 152<br />

3.1.2 Warum Regionalgeschichte?<br />

Als „Oppositionswissenschaft“ zur eher traditionellen Heimatk<strong>und</strong>e hat sich<br />

die regionale Geschichtsschreibung als „geschichtstheoretisches Entwicklungslabor“<br />

<strong>und</strong> „methodisches Experimentierfeld“ etabliert. In ihrer Eigenschaft als<br />

„Aufdecker“ von Unbequemem steht sie im Gegensatz zu der Propagierung einer<br />

„heilen“ Welt. „Regionalgeschichte“ habe sich im programmatischen Sinne durch<br />

151 Peter Malina, Lokalkommunikation <strong>und</strong> Regionalgeschichte. Zur Annäherung an die Geschichte<br />

lokaler Räume <strong>und</strong> ihrer Kommunikationsstrukturen. In: Zeitgeschichte 14 (1987) 69–88.<br />

152 Gehler, Zeitgeschichte, S. 26ff.

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