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Marina Brandtner Diskursverweigerung und Gewalt

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mit allen SA-Ortsgruppen abgesprochen war, realisiert werden. In der Folge tauchten<br />

immer wieder neue Putschgerüchte auf, die sich im Verlauf des Frühsommers 1934<br />

verdichteten. De facto war es ein Katz-<strong>und</strong>-Maus-Spiel: Zu bestimmten bedeutsamen<br />

Terminen, wie „Führers Geburtstag“ oder dem 1. Mai, an denen ein Putsch<br />

zu befürchten war, wurden die Sicherheitskräfte in Alarmbereitschaft versetzt. Für<br />

zusätzliche Verwirrung sorgten die Nazis, als sie „beruhigende“ Nachrichten – noch<br />

kurz vor dem Putsch – durchsickern ließen, um von ihrem konkreten Vorhaben<br />

abzulenken. 792<br />

5.4 Der Kampf um die „Macht im Staate“ –<br />

Brennpunkte der Radikalisierung<br />

Die Erhebungen des September 1931, des Februar <strong>und</strong> des Juli 1934 galten auch<br />

nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges lange als Tabuthema; die historische<br />

Aufarbeitung der traumatischen Ereignisse der Ersten Republik Österreichs hätte<br />

womöglich zu einer Belastungsprobe für die politische Partnerschaft geführt, die<br />

zur „Erfolgsstory“ der Zweiten Repu blik maßgeblich beigetragen hatte. Ab Ende der<br />

1950er Jahre setzte jedoch ein Umdenken ein, das bald Früchte trug. Mit der im Jahr<br />

1966 erfolgten Gründung des Institutes für Zeitgeschichte an der Universität Wien<br />

wurde ein großer Schritt in der österreichischen Geschichtsforschung getan. In der<br />

ersten Hälfte der 1960er Jahre erschien bereits eine Reihe von Publikationen, die sich<br />

mit verschiedenen Aspekten der österreichischen Heimwehren sowie dem Putsch<br />

des Steirischen Heimatschutzes auseinandersetzten. 793 Zahlreiche wissenschaftliche<br />

Arbeiten aus dem In- <strong>und</strong> Ausland haben sich seither mit dem Heimwehr-Phänomen,<br />

dem Februaraufstand des Republikanischen Schutzb<strong>und</strong>es sowie dem nationalsozialistischen<br />

Putsch des Jahres 1934 beschäftigt. Hierbei wurden Vorgeschichte, Verlauf<br />

<strong>und</strong> Konsequenzen dieser Aufstände nicht nur in Wien, sondern auch an wichtigen<br />

regionalen Schauplätzen unter die Lupe genommen. 794 Im Folgenden sollen nicht<br />

792 Bauer, Elementarereignis, S. 30–33.<br />

793 Josef Hofmann, Der Pfrimer-Putsch. Der steirische Heimwehrprozeß des Jahres 1931 (=Publikationen<br />

des Österreichischen Instituts für Zeitgeschichte 4, Graz 1965) [Diss., Wien 1962]; Lajos Kerekes,<br />

Abenddämmerung einer Demokratie. Mussolini, Gömbös <strong>und</strong> die Heimwehr (Wien 1966);<br />

Bruce F. Pauley, Hahnenschwanz <strong>und</strong> Hakenkreuz. Der Steirische Heimatschutz <strong>und</strong> der österreichische<br />

Nationalismus 1918–1934 (Wien 1972); Ludger Rape, Die österreichischen Heimwehren<br />

<strong>und</strong> die bayerische Rechte, 1921–1923 (Wien 1977); Clifton Earl Edmondson, The Heimwehr and<br />

Austrian Politics 1918–1936 (Athens 1978); Wilhelm Chraska, Die Heimwehr <strong>und</strong> die Erste Republik<br />

Österreich. Überlegungen zur österreichischen Staatswerdung nach dem Zusammenbruch der<br />

Monarchie 1918 (Kiel 1981); Walter Wiltschegg, Die Heimwehr. Eine unwiderstehliche Volksbewegung?<br />

(= Studien <strong>und</strong> Quellen zur österreichischen Zeitgeschichte 7, Wien 1985).<br />

794 Pionierarbeit auf dem Gebiet des NS-Putsches haben vor allem Gerhard Jagschitz, Kurt Bauer<br />

<strong>und</strong> Franz Schafranek geleistet: Gerhard Jagschitz, Die Nationalsozialisten 1934 in Österreich<br />

(Graz/Wien/Köln 1976); Kurt Bauer, Elementar-Ereignis. Die österreichischen Nationalsozialisten<br />

<strong>und</strong> der Juliputsch 1934 (Wien 2003); Hans Schafranek, Sommerfest mit Preisschiessen. Die<br />

unbekannte Geschichte des NS-Putsches im Juli 1934 (Wien 2006). Gr<strong>und</strong>legendes zum Thema<br />

Sozialdemokratie <strong>und</strong> dem Februar 1934: Helene Maimann (Hrsg.), Die ersten 100 Jahre.<br />

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