11.09.2012 Aufrufe

Marina Brandtner Diskursverweigerung und Gewalt

Marina Brandtner Diskursverweigerung und Gewalt

Marina Brandtner Diskursverweigerung und Gewalt

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

mitglieder mehr oder weniger erklecklich ausfiel. Zum Ausgleich empfahl die Partei<br />

den Ortsgruppenfunktionären, besser situierte Mitglieder um Mehrleistungen zu<br />

bitten, welche bei der jeweiligen Ortsgruppe verbleiben durften. Untergliederungen<br />

der Partei hatten kein Recht, in Geldbeschaffungssachen selbständig zu handeln.<br />

Eine dahingehende Verfügung der Landesleitung betraf Geld- <strong>und</strong> sonstige Sammlungen<br />

innerhalb eines Verwaltungsbereichs [Gau, Ortsgruppe, Anm.], die nur mit<br />

ausdrücklicher Genehmigung des betreffenden politischen Leiters vorgenommen<br />

werden durften. Strengstens geahndet wurde Säumigkeit bei der Einsendung der<br />

von der Landesleitung verlangten Mitgliederlisten sowie der monatlichen Berichte.<br />

Die angedrohten Konsequenzen [„rücksichtloses Durchgreifen“, Anm.] richteten<br />

sich vor allem gegen den jeweiligen Ortsgruppenleiter, dem in einem solchen Fall<br />

„Unbrauchbarkeit“ attestiert wurde. 513 Auch das Dienstbuch der NSDAP, das beim<br />

Partei-Verlag in Linz um wohlfeile 4,50 Schilling erhältlich war, gehörte zur Gr<strong>und</strong>ausstattung<br />

einer jeden Ortsgruppe. 514<br />

Es ist fraglich, ob in allen jenen kleineren Gemeinden, in denen Stimmen für die<br />

„nationalen Sozialisten“ abgegeben wurden, bereits ab 1919 Ortsgruppen existierten.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der Wahlergebnisse kann jedoch angenommen werden, dass städtische<br />

Siedlungen wie Leoben, Bruck an der Mur, Kapfenberg, Judenburg <strong>und</strong> Knittelfeld,<br />

die zu den ältesten nationalsozialistischen Zentren in der obersteirischen Industrieregion<br />

zählen, über diverse Parteiorganisationen verfügten. Einer Zeitungsmeldung<br />

aus dem Jahr 1929 ist zu entnehmen, dass eine Ortsgruppe Leoben-Donawitz bereits<br />

1919 gegründet wurde [siehe Tabelle 12, Anm.].<br />

515 516 517 518 519 520 521 522<br />

Ortsgruppe NSDAP Ortsgruppenleiter wann erwähnt<br />

Donawitz (Gründung) 515 ? Februar 1927<br />

Eisenerz 516 (Gründung)<br />

SA<br />

Pg. Karl Langer<br />

Pg. Schiestl 517<br />

Ortsführer Franz Wasner 518<br />

11. November 1923<br />

Mai 1933<br />

Juni 1933<br />

Gai (Gründung) Pg. Adalbert Walter 519 12. Oktober 1932<br />

„Geschäftsstelle“ (Gründung) 520<br />

Göß (Gründung)<br />

SA<br />

?<br />

Pg. Alfred Prybil 521<br />

Ortsführer Herbert Gaubichler<br />

Kalwang Pg. Gutmann<br />

OGL Josef Scheuchl 522<br />

513 Verlautbarungen der Landesleitung. In: Der Kampf (15.8.1931) S. 7.<br />

514 StLA ZGS K.204: Verschiedenes (1932 – Hitlerbewegung NSDAP).<br />

515 StLA L.Reg. Gr.206 Index (1926–1928).<br />

516 Ortsgruppen-Nachrichten. In: Die Sturmfahne (24.11.1923) S. 4.<br />

517 StLA ZGS K.48: Heimwehr (1927–1935).<br />

518 StLA L.Reg. Gr.384: Na14 (1933).<br />

519 Neue Ortsgruppe der NSDAP. In: Der Kampf (22.10.1932) S. 4.<br />

520 Ortsgruppen-Nachrichten. In: Die Sturmfahne (19.7.1924) S. 4<br />

521 Ortsgruppengründung in Göß. In: Der Kampf (18.6.1932) S. 10.<br />

522 Versammlung in Kallwang. In: Der Kampf (11.4.1931), (6.6.1931) S. 7.<br />

2. Juli 1924<br />

28. Mai 1932<br />

detto<br />

März 1931<br />

Mai 1931<br />

167

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!