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Marina Brandtner Diskursverweigerung und Gewalt

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hervorzuheben ist hierbei die Rolle der ÖAMG, deren Betriebsführung spätestens<br />

ab dem Frühjahr 1933 ins nationalsozialistische Lager übergegangen war. Die<br />

NSDAP konnte von Anfang an auf die gut ausgebaute Infrastruktur des Steirischen<br />

Heimatschutzes verfügen. 415<br />

4.4.4 Einige Aspekte der Entwicklung des<br />

Steirischen Heimatschutzes in der Region<br />

In der obersteirischen Industrieregion kann die vermehrte Bildung von Heimatschutz-Ortsgruppen<br />

bereits ab November 1926, also nach der Veröffentlichung des<br />

sozialdemokratischen Programms <strong>und</strong> noch vor dem 15. Juli 1927 im Vereinsregister<br />

des steiermärkischen Landesarchivs festgestellt werden. 416 Von April bis Juni 1927<br />

setzte eine erste Welle von Ortsgruppen-Neugründungen wie beispielsweise in Bruck<br />

an der Mur, Kapfenberg, Kalwang, Krieglach, Mürzzuschlag, St. Michael i. O., Mautern,<br />

Kraubath <strong>und</strong> Trofaiach, ein. Nach dem 15. Juli 1927 erhielt die Bewegung ungeheuren<br />

Zulauf, was sich in der Zahl der Neugründungen widerspiegelt. Von Ende<br />

Juli 1927 bis Jahresende wurden in allen größeren Ortschaften der obersteirischen<br />

Industriebezirke neue Ortsgruppen gebildet: Leoben 417 , Donawitz, Eisenerz, Fohnsdorf,<br />

Göß, Hieflau, Judenburg, Knittelfeld, Kammern, Proleb-Niklasdorf, Seegraben,<br />

Vordernberg <strong>und</strong> Wald am Schoberpass sind unter anderem zu nennen. Parallel dazu<br />

wurden ab dem zweiten Halbjahr 1928 unzählige Ortsgruppen der heimwehrnahen<br />

Unabhängigen Gewerkschaft gegründet. Auf diese Weise gelang es Pfrimer in relativ<br />

kurzer Zeit von April 1927 bis Ende 1928, seinen Einfluss nicht nur in der Steiermark<br />

enorm auszubauen, sondern in die benachbarten Bezirke Oberösterreichs,<br />

Niederösterreichs <strong>und</strong> Burgenlands bis vor Wien auszudehnen. 418 Nach der Proklamierung<br />

des Korneuburger Eides im Juni 1930 versammelten sich die Ortsgruppen<br />

des Gaues Leoben, Leoben I (Stadt), Leoben II (Waasen <strong>und</strong> Hinterberg), Seegraben,<br />

Göß, Hinterberg, Leoben I/II Jugendgruppe <strong>und</strong> des Studentenbataillons auf der<br />

Jahnwiese des Leobener Stadtparks, insgesamt etwa 1000 Mann, um ihr Gelöbnis<br />

abzulegen. Nach der Verlesung des Programms befahl Gauleiter Ing. Löffler, ein<br />

415 Bauer, Elementarereignis, S. 42–43, 205–206; Schleicher, Heisses Eisen, S. 453–454; siehe auch<br />

Schafranek, Sommerfest S. 125–155; Stefan Karner, Die Steiermark im Dritten Reich 1938–<br />

1945. Aspekte ihrer politischen, wirtschaftlich-sozialen <strong>und</strong> kulturellen Entwicklung (Graz/Wien<br />

1986), Kurzzitat: Karner, Steiermark im 3. Reich, S. 31; StLA ZGS (BKA) K.81/8 (Fol.166–177):<br />

Laut amtlichem Bericht verfügte der „Kammerhofer-Flügel“ Ende Mai 1933 über 186 Ortsgruppen<br />

mit 15.207 Mitgliedern, davon im Bezirk Leoben über 14 Ortsgruppen mit 2640 Mitgliedern. In<br />

den obersteirischen Industriebezirken Leoben, Bruck <strong>und</strong> Judenburg verfügte der Steirische Heimatschutz<br />

insgesamt über 7894 Mitglieder, also gut 50% des Gesamtstandes<br />

416 StLA L.Reg. Gr.206 Index (1926–1928).<br />

417 StLA BH Leoben Gr.14: K.16 (Zl.14 H68/3, 19.10.1927): Die Ortsgruppenleitung bestand aus Dr.<br />

Siegfried Stern (RA), seinem Stellvertreter Dr. Heinrich Wirgler (Arzt), dem Geschäftsführer Fritz<br />

Posch <strong>und</strong> dem Kassier Anton Wolfbauer, Lederhändler <strong>und</strong> späterer nationalsozialistischer Bürgermeister<br />

von Leoben.<br />

418 Pauley, Hahnenschwanz, S. 53; ÖHJ 1933, S. 64: Dadurch geriet Pfrimer in einen scharfen Gegensatz<br />

zum Führer der CS-orientierten NÖ-Heimwehr, Ing. Julius Raab.

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