Marina Brandtner Diskursverweigerung und Gewalt
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Politiker Subventionen erteilt. Diese wurden zum Teile mittelbar durch die Sektionen<br />
zum Teile unmittelbar durch den Hauptverband gegeben <strong>und</strong> beruhen auf<br />
durchaus legalen Erwägungen. Durch die Spaltung in der Heimatschutzbewegung<br />
wurde auch das materielle Interesse an derselben vermindert. Wiederholt<br />
wurde mit der Einstellung der Subventionen gedroht. Noch im Juni 1931 fand<br />
eine Besprechung der maßgebenden Persönlichkeiten der Industrie mit den Führern<br />
der Heimatschutzbewegung Dr. Pfrimer <strong>und</strong> Rauter statt, bei welcher die<br />
Zahlungen mit September limitiert wurden, wenn bis dahin nicht eine Abkehr<br />
von der bezogenen Stellung eintrete, d.h. von der radikalen Richtung. Die letzten<br />
außerordentlichen Zahlungen erhielt der Heimatblock zur Deckung von Schulden,<br />
die ihm aus der Führung der Parlamentskanzlei entstanden waren (…)<br />
welche vom Verband ref<strong>und</strong>iert wurden. (…) Das waren die im Sommer 1931<br />
zuletzt gemachten Aufwendungen auf industriepolitischem Gebiete. (…) Die<br />
Annahme der Bevölkerung in Bruck a. d. Mur, daß etwa von Seite des Verbandes<br />
der obersteirischen Eisen- <strong>und</strong> Stahlwerke für die Durchführung der Aktion am<br />
12. <strong>und</strong> 13. September 1931 besondere Geldmittel zur Verfügung gestellt worden<br />
seien, erweist sich unbegründet <strong>und</strong> entbehrt jeder tatsächlichen Gr<strong>und</strong>lage. 447<br />
Soviel also zu den Angaben Weitzers. In einem früheren mit 9. Juli 1931 datierten<br />
Brief stellte er sich sogar entschieden gegen eine „Machtergreifung“ durch die Heimatschutzbewegung,<br />
könne diese auf Gr<strong>und</strong> der wirtschaftlichen Macht der „Umgebungs-<br />
<strong>und</strong> Siegerstaaten“, die Österreich als Kolonialstaat betrachteten, weder eigene<br />
Wege gehen, noch von ihren Waffen länger als 24 St<strong>und</strong>en Gebrauch machen. 448<br />
Weitzer war davon überzeugt, dass der Verfall der Bewegung nicht mehr aufzuhalten<br />
sei, solange unverantwortliche Führer darauf beharrten, die „Waffen sprechen<br />
zu lassen“. Allein der „Eintritt in die Reihen der verantwortlichen Parteien“ biete<br />
die Aussicht, gesellschaftspolitische „Verbesserungen“ zu erreichen; daher solle der<br />
Heimatschutz „vor aller Öffentlichkeit <strong>und</strong> in Berührung mit seinen Partnern, den<br />
legalen, der gegebenen Gesellschaftsordnung <strong>und</strong> der herrschenden Rechtsanschauung<br />
entsprechenden Weg“ gehen, so Weitzer 449 Doch am 9. Mai 1931 hatte Pfrimer<br />
eine Parteimitgliedschaft seiner Anhänger als unvereinbar mit den revolutionären<br />
Zielen seiner Bewegung erklärt <strong>und</strong> den Heimatblock als einen parlamentarischen<br />
Kampftrupp <strong>und</strong> Stützpunkt der Heimwehr bezeichnet: Wir lehnen die sogenannte<br />
evolutionäre Entwicklung ab. (…) Wenn wir trotzdem eine eigene parlamentarische<br />
Front geschaffen haben, so nicht deshalb, um eine Partei zu schaffen, sondern um<br />
einen Stützpunkt zu erobern, erklärte Pfrimer. Aufmarsch- oder Uniformverbote<br />
447 ÖStA AdR Ktn.4871 BKA Inneres 22/gen 1932 (GZ.221.233 GD.1/31, 20.11.1931) Gegenstand: Dr.<br />
Paul Weitzer, Geschäftsführer des Verbandes der Obersteirischen Eisen- <strong>und</strong> Stahlwerke; Rückstellung<br />
von beschlagnahmten Schriftstücken.<br />
448 ÖStA AdR Ktn.4871 BKA Inneres 22/gen 1932 (GZ.221.233 GD.1/31, 20.11.1931) Weitzer an Busson,<br />
9.7.1931.<br />
449 ÖStA AdR Ktn.4871 BKA Inneres 22/gen 1932 (GZ.221.233 GD.1/31, 20.11.1931) Gegenstand: Dr.<br />
Paul Weitzer, Geschäftsführer des Verbandes der Obersteirischen Eisen- <strong>und</strong> Stahlwerke; Rückstellung<br />
von beschlagnahmten Schriftstücken.