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Marina Brandtner Diskursverweigerung und Gewalt

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282<br />

6.2 Die parteipolitische Ausgangsposition<br />

6.2.1 KPÖ<br />

Von etwa 1927 bis 1930 sind die Kommunisten in den „Kampf der Weltanschauungen“<br />

zwar involviert, können sich jedoch gegen die viel stärkeren Sozialdemokraten<br />

kaum durchsetzen. Ein weiterer Gr<strong>und</strong> könnte der ständige Geldmangel sein,<br />

unter dem die von der Wiener Zentrale abhängigen steirischen Kommunisten zu<br />

leiden haben. Im obersteirischen „Reich der Alpine“ haben sie schon eine hörbare<br />

Stimme <strong>und</strong> versuchen in der Folge nicht nur bei den Industriearbeitern, sondern<br />

vermehrt bei verarmten Kleinbauern <strong>und</strong> landwirtschaftlichen Arbeitskräften zu<br />

punkten. Sie greifen jedoch erst mit zunehmendem Erfolg ein, als sich die Folgen<br />

der Wirtschaftskrise bemerkbar machen. Obwohl die KPÖ letztlich eine Kleinpartei<br />

bleibt, wird sie in der Öffentlichkeit auf Gr<strong>und</strong> ihrer zum Teil spektakulären<br />

Auftritte verstärkt wahrgenommen. Aktivisten der KPÖ versuchen auf die prekäre<br />

Situation sowie die berechtigten Forderungen sozial benachteiligter Gruppen wie<br />

der Arbeitslosen, Ausgesteuerten <strong>und</strong> Delogierten aufmerksam zu machen. Ab etwa<br />

1931 werden Stützpunkte auf dem Land aufgebaut.<br />

6.2.2 SDAPÖ<br />

Die sozialdemokratische Führung vermag den Großteil der Arbeiterschaft zu organisieren<br />

<strong>und</strong> disziplinieren. Die Partei ist jedoch an ihrem linken Rand sehr instabil.<br />

Dies beruht auf einem ideologischen Bruch in der Partei – ganz links befinden sich<br />

die jungen Aktivisten, die nicht länger auf den Tag der Revolution, der in immer<br />

weitere Ferne zu rücken scheint, warten wollen. Von dort aus wächst die Unzufriedenheit<br />

mit den „Bremsern“, die mit den Bürgerlichen „packeln“, <strong>und</strong> die Bereitschaft,<br />

endlich „loszuschlagen“.<br />

6.2.3 Die Heimwehr/Der Steirische Heimatschutz<br />

Nach einer längeren Phase der Stagnation kommt es bereits ab Ende 1926 zu einer<br />

neuen Welle von Ortsgruppengründungen des Steirischen Heimatschutzes in der<br />

obersteirischen Industrieregion. Dies kann einerseits als Reaktion auf das als Kampfaufruf<br />

aufgefasste Programm des sozialdemokratischen Parteitages vom November<br />

1926, andererseits als Antwort auf die Unruhen in Wien <strong>und</strong> Bruck an der Mur im<br />

Juli 1927 gesehen werden. In der Folge knüpft die Partei der „Besitzenden“ dort<br />

wieder an, wo sie bei Kriegsende aufgehört hat, als es darum ging, Haus <strong>und</strong> Hof vor<br />

Plünderungen <strong>und</strong> Übergriffe zu verteidigen. Bauern <strong>und</strong> Bürger der obersteirischen<br />

Industrieregion nehmen das Industrieproletariat der Ballungsräume als Gefahrenpotenzial<br />

erneut wahr. Die Anhänger des Heimatschutzes wollen ihr Hab <strong>und</strong> Gut<br />

vor dem Bolschewismus retten. Mit der Gründung der Unabhängigen Gewerkschaft

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