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Marina Brandtner Diskursverweigerung und Gewalt

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3.3 Die Entwicklung des Bergbaues <strong>und</strong> der Eisenindustrie<br />

in der obersteirischen Industrieregion<br />

Die Erzeugung <strong>und</strong> Verarbeitung von Eisen <strong>und</strong> Stahl hat in der Region neben dem<br />

Kohlebergbau eine lange Tradition. Im Mittelpunkt des ältesten Erzabbaues steht<br />

der steirische Erzberg. Bereits im Mittelalter <strong>und</strong> in der frühen Neuzeit war die Stadt<br />

Leoben Umschlag- <strong>und</strong> Handelsplatz für Roheisen, eine direkte Folge des Verbotes<br />

des Landesfürsten Herzog Friedrich I. vom 12. März 1314 an die Rad- <strong>und</strong> Hammergewerke<br />

von Trofaiach <strong>und</strong> Vordernberg, ihr selbst produziertes Roheisen unter<br />

Umgehung von Leoben an andere Orte zu bringen. Die Bürger Leobens, die durch<br />

dieses Niederlagsrecht zu Verlegern des Vordernberger Eisens wurden, verkauften das<br />

Roheisen an die Hammergewerke weiter, die daraus Finalprodukte erzeugten. Eine<br />

Art früher Kapitalgesellschaft wurde gegründet, in der jeder Leobener Bürger sein<br />

Privatvermögen bis zu einer gewissen Obergrenze gewinnbringend anlegen konnte. In<br />

den 1560er Jahren setzte ein Niedergang des Eisenhandels ein, der etwa zwei Jahrh<strong>und</strong>erte<br />

andauerte. 177 Als im Zuge der Napoleonischen Kriege militärische Schläge den<br />

obersteirischen, insbesondere den Leobener Raum, direkt trafen, stellte sich wieder<br />

eine Krise des Eisenwesens ein, der bis in den Vormärz hineindauerte. 178 Von der Mitte<br />

des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts bis zur Auflassung der Roheisenerzeugung mit Holzkohle im<br />

Jahr 1922 erfuhr das gesamte Eisenhüttenwesen in der Steiermark nachhaltige technische<br />

<strong>und</strong> wirtschaftliche Veränderungen. Entscheidend für den Aufschwung in der<br />

Branche waren eine Reihe von Stilllegungen von unrentabel gewordenen Standorten,<br />

der Bau leistungsfähiger Öfen in Donawitz <strong>und</strong> Eisenerz <strong>und</strong> die Einführung der neuartigen<br />

Flussstahlverfahren (Bessemer-, Siemens-Martin- <strong>und</strong> Elektrostahlverfahren).<br />

Aber auch der weitere Ausbau des Eisenbahnnetzes trug zur besseren Erschließung<br />

von Industriestandorten <strong>und</strong> zum rascheren Gütertransport bei. Nach 1866 erlebte die<br />

österreichische Eisenindustrie einen allmählichen Aufschwung, der als Folge erster<br />

Modernisierungsbestrebungen einsetzte. Im Rahmen von Gesellschaftsgründungen<br />

fand auch in der Steiermark eine „Umstrukturierung“ statt, die mit der Gründung der<br />

Österreichisch-Alpinen Montangesellschaft im Juli 1881 ihren vorläufigen Endpunkt<br />

erreichte. Der Zusammenschluss der verschiedenen Bergbau- <strong>und</strong> Industrieunternehmen<br />

in Ober- <strong>und</strong> Niederösterreich, Kärnten <strong>und</strong> der Steiermark (in der Obersteiermark<br />

<strong>und</strong> Weststeiermark) war nach dem Bankenkrach von 1873 aus finanziellen<br />

Gründen zwingend notwendig geworden. Mit der Gründung der ÖAMG sollte auch<br />

ein Gegengewicht zur aufstrebenden ausländischen Konkurrenz geschaffen werden.<br />

Auf dem Gebiet der heutigen obersteirischen Industrieregion übernahm die ÖAMG<br />

folgende Gesellschaften:<br />

1. die k.k. private Aktiengesellschaft der Innerberger Hauptgewerkschaft<br />

2. die k.k. private Neuberg-Mariazeller Gewerkschaft<br />

177 Günther Jontes, Leoben. Die alte Bergstadt. Geschichte, Kunst, Gegenwart, 2. Aufl. (Spielberg<br />

1995), Kurzzitat: Jontes, Bergstadt, S. 13.<br />

178 Jontes, Bergstadt, S. 14.<br />

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