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Marina Brandtner Diskursverweigerung und Gewalt

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228<br />

Explosionen. Im Hof des Leobener Kreisgerichtes verursachte ein unbekannter Täter<br />

erheblichen Sachschaden, als er einen Papierböller aus dem ersten Stock hinunterwarf<br />

<strong>und</strong> insgesamt 34 Fensterscheiben beschädigte. Kurz vor Weihnachten explodierte<br />

ein großer Sprengsatz im Hof der Bezirkshauptmannschaft Leoben, der 14 Fensterscheiben<br />

zertrümmerte. 742 Zu Weihnachten 1933 rief die Gauleitung Oberhaidacher-<br />

Knaus „die Auslese“ auf, jene Kampfgenossen also, die sich in der Illegalität bewährt<br />

hatten, ihre „Tätigkeit“ zu verstärken:<br />

Das werden die letzten Weihnachten einer vergangenen Ära sein. Das neue Jahr<br />

muss <strong>und</strong> wird uns den Sieg bringen! Die entscheidenden Endkämpfe haben<br />

bereits begonnen. Damit der Sieg bald kommt, ist es notwendig, jetzt im Endkampf<br />

unsere Kräfte <strong>und</strong> unsere Tätigkeit auf ein Höchstmaß zu steigern. Zeigt,<br />

daß im Endkampf die Steiermark, der Lungau <strong>und</strong> das Burgenland wie immer<br />

an der Spitze marschieren!!! Sieg Heil 1934! <strong>und</strong> Heil Hitler! 743<br />

Nach einer kurzen Atempause ging es nach Weihnachten in dem von Oberhaidacher<br />

geforderten Tempo weiter. Das LGK meldete:<br />

Die verbotswidrige Propagandatätigkeit der Nationalsozialisten ist im Jänner<br />

1934 gegenüber jener im Dezember 1933 um mehr als h<strong>und</strong>ert Prozent angestiegen.<br />

Die Kampfesart erreichte eine besondere Gehässigkeit gegen den B<strong>und</strong>eskanzler<br />

(…), gegen die Anhänger der vaterländischen Bewegung, Verbände <strong>und</strong><br />

Formationen <strong>und</strong> auch die Methoden wurden immer radikaler, was die erhöhte<br />

Verwendung von Papierböllern <strong>und</strong> sonstigen Explosivkörpern sowie die Verübung<br />

von Terrorakten anderer Art bewies.(…) (Diese Explosivkörper) wurden<br />

in zahlreichen Fällen vor den Amtsgebäuden der Gerichte, Bezirkshauptmannschaften,<br />

Gendarmerieposten sowie Lokalen der vaterlandstreuen Verbände (…)<br />

zur Explosion gebracht. 744<br />

Zu Sylvester explodierten r<strong>und</strong> 50 Böller in Leoben, Donawitz <strong>und</strong> den Umgebungsgemeinden.<br />

Mindestens zehn Personen wurden in Verbindung mit der Streuung von<br />

Propagandamaterial verhaftet <strong>und</strong> zahlreiche Putzscharen eingeteilt. Am Vormittag<br />

des Neujahrstages 1934 kam es zu einem folgenschweren Tumult auf dem Leobener<br />

Hauptplatz, als ein Nationalsozialist, der Passanten demonstrativ ein „braunes Neujahr“<br />

zugerufen hatte, von der Stadtwache festgenommen wurde. Im Verlauf der darauffolgenden<br />

Demonstration wurden ein ehemaliger Heimatschützler <strong>und</strong> ein zweiter Mann<br />

Schutzkorps“, die im Juli 1933 als Gendarmerieassistenz aufgestellt wurde. Die Schutzkorpsformationen,<br />

die sich aus „regierungsnahen“ Wehrverbänden rekrutierten, wurden als Hilfsorgane<br />

eingesetzt, wenn nicht genügend Exekutivbeamte zur Verfügung standen bzw. nicht rechtzeitig<br />

herangezogen werden konnten. Sie erhielten das Waffengebrauchsrecht <strong>und</strong> hatten eigene Kommandanten,<br />

die dem Sicherheitsminister unterstellt waren.<br />

742 StLA ZGS (BKA) K.84/11 (Fol.741–749).<br />

743 StLA ZGS (BKA) K.84/11 (Fol.309).<br />

744 StLA ZGS (BKA) K.85/12 (Fol.1620).

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