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Leibniz, Akademie-Ausgabe, Bd. I, 23 - Gottfried Wilhelm Leibniz ...

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N. <strong>23</strong>0 caspar neumann an leibniz, 2. Mai 1704 325<br />

2. Zuweilen sind wol 2, 3, oder gar 4 lei winde übereinander, und das Barometrum ist<br />

dabei bald so bald anders. Welchen wind schreiben Sie den an?<br />

3. Zuweilen geht die Luft wie ein kochendes waßer untereinander, daß man alle 5<br />

virthel Stunden einen andern Strich des windes sihet. Ja in einer einzigen Minute und<br />

zugleich auf einmal, steigen die wolken aus O. und W. aus N. und S. in die Hohe. Diser<br />

Status aeris turbulentus ist auch einer Zeithero der aller gemeinste; Oder ich muß in<br />

den vorigen Jahren auch nicht fleißig gnug achtung darauf gegeben haben. Wenn das<br />

Novilunium bei solchen motu aëris eintritt, dauert er zuweilen alle 30 tage hin durch: 10<br />

ist auch zum prognosticiren ein so wichtiges und gewißes Fundament, als kaum etwas<br />

anderes. Und ich bin versichert daß die Herrn Observatores anderwerts disen Statum<br />

Aeris allemal für den augen gehabt, wenn sie auf einen Tag so vil veränderliche winde<br />

angeschriben. Es ist manchmal der Himmel so rein und helle wie ein blaues waßer, ohne<br />

das allergeringste von einem wölkchen, und doch ist diser Status aeris turbulentus als 15<br />

dann in der luft, da es kein Mensch glauben solte; wer aber recht bekant und geübt ist,<br />

in solchen observationibus, der wird es doch finden.<br />

Widerumb, ich wündschte auch daß jmand auf die Erfindung eines bestendigen Thermometri<br />

wolte bedacht sein. Denn alle die welche wir haben sind falsche Zeugen. Darumb<br />

weil die eingeschloßene luft von tage zu tage ihre vim elasticam verlihret, und ein solches 20<br />

glaß den jehnigen Gradum Caloris oder frigoris, welchen es den ersten tag da es infundiret<br />

worden, so oder so angewisen, nach 3 oder 6 Monaten, gewiß nicht mehr so, sondern<br />

ganz anders anzeigen wird: Und noch gar vil anders, wenn die luft in dem Glase 1 oder<br />

2 Jahre alt worden.<br />

Die Ursachen davon sind leicht zu erdenken, aber eine von den größten ist auch der 25<br />

Liquor im glase unter der luft, mit seinen effluviis: denn ich habe Casu einen Liquorem<br />

gefunden, welcher wenn mann ihn zu den Thermometris brauchet, in wenig tagen, ja<br />

wol gar in wenig stunden, die luft im glase dermaßen verterbet, daß sie endlich wie eine<br />

Mauer unbeweglich stehen bleibet, es werde so heiß oder kalt als es wolle. Dieses gibet<br />

gelegenheit auf die Sachen achtung zu geben, welche mann zur infusion und bei ihrer 30<br />

Tinctur gebrauchet. Wenn mit allerhand dingen nach einerlei Maß Experimenta gemacht<br />

würden, solte mann vil lernen.<br />

NB. Ich weiß wol daß in Breßlau auch Tabb. Meteorolog. publiciret worden, und laße<br />

sie alle in ihrem werth. Bitte aber doch an diselben hir nicht zu denken. Wer ohne alle<br />

1 publiciret: vgl. D. Grebner, Meteorologicum Wratislaviense, 1700.<br />

20. 7. 2012

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