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Leibniz, Akademie-Ausgabe, Bd. I, 23 - Gottfried Wilhelm Leibniz ...

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N. 330 johann ulrich kraus an leibniz, <strong>23</strong>. Juni 1704 463<br />

dise Gnadt. Was nun weitter vor zu nehmen ist mit denen Kupffern, erwarte ich ordtere,<br />

ich hoffe das d. Pappir etwas wolfeiler wegen des Accis werde, in dem die Verwalter ihnen<br />

haben eingebildt, es werde ein grosses gewerb geben, ist aber weit gefehlt, in dem Handel<br />

u. Wandel täglich noch schwächer wirdt und die Husaren biß an die Thor allhier sweiffen,<br />

schonen weder bürger noch bauern, Kauffleuth noch fuhren, haben so gahr das Vieh hin 5<br />

wegk getriben, das man solche mit 6 000 f. hatt ablösen müssen, weiß nicht warum sie so<br />

vihl Freyheit haben, doch habe ich die schöne Kriegs Ordnung auch selber genug in der<br />

Statt ersehen, die beträngte noch mehr zu betrügen. Gott helffe uns allerseits.<br />

Durch Herrn Eccard habe ich freündtliche Gnaden anerbiettungen vernommen, welches<br />

mich höchlich erfreüet, das ich in Zeit der grösten Noth noch eine Retirade hätte. 10<br />

Wann aber das Reich uns solte widrum in alten Stand sezen, so verbleibe ich auch allhier,<br />

und will gerne Ihro Gnaden zu Ehren diesen Jungen Menschen meine Kunst lehren, welcher<br />

orth allhier zu allen Künsten und Wissenschafften sehr wohl taugt, und eines dem<br />

andtern die handt bieth, dan ich höre das die zwey Künstler welche in Berlin sein gereist,<br />

auch widrum lust herauß haben, ad intrem auff Nürenberg, und haben gleich wohl zu 15<br />

vor die Situation u. gelegenheit ersehen, ehe sie mit ganzer Haußhaltung auffgebrochen.<br />

Da noch ein vortrefflicher Kupfferstecher welcher auch mit Sackh und Packh auff<br />

gebrochen, ist hernach zu München gestorben, welcher lang umb einen Paß angehalten<br />

hat, seines gleichen bekommen wir in 50 Jahren nicht mehr, dise und dergleichen Posten<br />

schröckhen mich ganz ab; als ob man dem Zorn Gottes entlauffen köntte, als will ich 20<br />

meinem lieben Gott noch still halten, und zu sehen wie Er mich leitten und führen<br />

würdt.<br />

Wann bey diesem Jungen Menschen ein gutes Judicium ist Zaichen, und noch anhält,<br />

je mehr je besser, so köntte nicht schadten wan ein Chur Fürst. Stipendium auch auff<br />

einen Solchen Menschen angelegt würde, in dem es auch ein Studium ist, und nicht nur 25<br />

wie ein Handtwerckh in gewisser Zeit zu lernen ist. Weil Ihro Gnaden selbsten Praeses der<br />

König. Societaet der Wissenschafften sind, so braucht es keine Weitläufftigkeit, wie weit<br />

sich die Zeichen Kunst ersträckhet, will geschweigen des Circul. Die arth Junge Menschen<br />

zu lehren, bestehet in 6 od. 7 Jahren, und 300 f. lehren gelt, die Kost Aparte. H. Barthol.<br />

Külian hat einen aus ländtischen nach Salzburg gelähret, hatt Ihn 1 000 f. bezahlen lassen, 30<br />

ich vor meine Person habe kein lehren geldt gegeben, habe aber guette Wissenschaft im<br />

9 anerbiettungen: vgl. N. 300. 12 Jungen Menschen: nicht identifiziert. <strong>Leibniz</strong> hatte ihn wohl<br />

in seinem nicht gefundenen Brief als Lehrling bei J. U. Kraus vorgeschlagen. 15 ad intrem: lies ” ad<br />

interim‘‘. 17 Kupfferstecher: nicht identifiziert. 30 Külian: Kilian.<br />

20. 7. 2012

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