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Reinhard Brauns: Das Mineralreich Band 1 - Mineralium.com Blog

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159<br />

gehütet, dass mr die Wissenschaft nur ein kleiner Splitter gerettet werden konnte. <strong>Das</strong><br />

berühmte, von Pallas bei Krasnojarsk aufgefundene Meteoreisen wurde von den Tartaren<br />

als ein Heiligtum verehrt. Von dem M~teor s tein, der am 10. September 1886 in der Nähe<br />

des Dorfes Nowo-Urei im Krasnoslobodschen Kreise des Gouvernements Pensa gefallen ist,<br />

sollen die Bauern den einen der beiden Sleine gepulvert und aufgezehrt haben, offenbar<br />

weil sie diesem himmlischen Stein besondere Zauberkraft zuschrieben ; er war der erste<br />

Meteorit, in dem Diamant nachgewiesen wurde.<br />

Als am 16. November 149~ ein 270 Pfund schweres Meteor bei Ensisheim im<br />

Elsass niederging, liess Kaiser Maximilian den Stein in sein benachbartes Schloss bringen<br />

und berief eine Versammlung, die beraten 80llte, welche Nachricht vom Himmel der Fall<br />

des Steines wohl gebracht habe. Sie wurde als eine Aufforderung an die Christenheit<br />

zum Kampfe gegen die Türken gedeutet. Der Stein ist auf Befehl Kaiser Maximilians in<br />

der Kirche zu Ensisheim aufgehängt worden, wo er noch hängt, und ein Gedicht berichtet<br />

über den Fall:<br />

Tausend vierhundert neunzig und zwei<br />

Hört man allhier ein gross' Geschrei,<br />

<strong>Das</strong>s zunächst draussen vor der St.adt,<br />

Den siebenten Wintermonat<br />

Ein grosser Stein bei hellem Tag<br />

Gefallen mit einem Donnerschlag,<br />

An Gewicht dritthalb Zentner schwer,<br />

Von Eisenfarh, bringt mall ihn hel'<br />

Mit stattlicher Prozession<br />

Sehr viel schlug mall mit Gewalt davon.<br />

<strong>Das</strong> k. k. naturhistorische Hofmuseum in Wien besitzt von diesem Stein ein 422 g<br />

schweres Stück.<br />

Alle, welche einen ungetrübten Blick und gute Beobachtungsgabe besitzen, haben<br />

von jeher angenommen, dass die Meteoriten aus dem Himmelsraum zur Erde gefallen<br />

seien, erst den aufgeklärten Gelehrten des 18. Jahrhunderts war es vorbehalten, an dieser<br />

Wahrheit zu zweifeln und die Nachrichten über Meteoritenfälle als Märchen zu erklären.<br />

Ueber einen grossen MeteoritenfaU, der sich im Jahre 1790 bei Juillac in der Gascogne<br />

ereignet batte, war nach Berichten von Augen- und Ohrenzeugen ein Protokoll aufgenommen,<br />

von dem Bürgermeister und Gemeindevorstand unterzeichnet und der Pariser Akademie<br />

vorl,!:elegt worden. Bertholon, der einen Bericbt darüber in das Journal des Sciences einsandte,<br />

fügte hinzu: Wie traurig ist es, eine ganze Munizipalität durch ein Protokoll<br />

Volkssal,!:en bescheinigen zu sehen, die nicht nur von Physikern, sondern von aUen Vernünftigen<br />

zu bemitleiden sind! Vier Jahre später führte Chladni, der Entdecker der Klangfiguren,<br />

durch die Auffindung des Pallaseisens veranlasst, den Nachweis: ~erstens, dass<br />

öfters Stein- und Eisenmassen vom Himmel gefallen sind und dies als historisch erwiesene<br />

Tatsache anerkannt werden muss; zweitens, dass dieses Ereignis identisch mit Feuerkugeln<br />

ist und diese nichts anders als eine solche brennende Masse sind; drittens, dass<br />

diese Massen kosmisch sind, d. h. Ankömmlinge aus dem Weltraume, welche vorher der<br />

Erde und ihrer Atmosphäre fremd waren.C Die immer noch bei den Gelehrten bestehenden<br />

Zweifel wurden durch kurz hintereinander eingetretene, gut beglaubigte Meteol'steinfälIe,<br />

am 16. Juni 1794 in Siena, am 13. Dezember 1794 bei Woldcottage in Yorkshire, und<br />

besonders am 26. April 1803 bei L'Aigle in der NOl'mandie, beseitigt. Nach dem zuletzt<br />

genannten Fall schickte der Minister der Aufklärung den Physiker Biot zur Untersuchung<br />

des Ereignisses und dieser konnte die eingelaufenen Berichte über den grossen Steinregen<br />

nur bestätigen; seitdem ist auch von der Akademie der Widerspruch aufgegeben.

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