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Reinhard Brauns: Das Mineralreich Band 1 - Mineralium.com Blog

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380<br />

Lösung von Kalisalpeler auf einem Objektträger aus und beobachten die Kl'istallisation<br />

unter dem Mikroskop im polarisierten Licht, so bietet sich UDS ein interessantes Schau·<br />

spiel dar: Am Rande des Tropfens entstehen 2uerst kleine Tafeln mit rhombischem Umriss,<br />

das sind Rhomboeder, die auf einer Fläche liegen; bald darauf entwickeln sicb<br />

spiessige Kristalle, die schnell wachsen und in kurzem die Rhomboeder erreichen. Sobald<br />

dies geschieht, geht ein Zucken durch den rhomboedrischen Kristall, sein vorher<br />

scharfer Umriss wird unscharf und aus seinen Seiten schiessen spiessige Kristalle hervor.<br />

Die letzleren gehören dem rhombischen Kalisalpeter an und sind beständig, die andern<br />

gehören einer rhomboedrischen Modifikation an und sind unbeständig, sie baben sich bei<br />

der Verdunstung zuerst gebildet, müssen aber bald den beständigen rhombischen Kristallen<br />

weichen. Erst bei 129 0 kehrt sich die Beständigkeit um und es gehen die rhombischen<br />

Kristalle in die rhomboedrische Modifikation über. Wir haben al so hier ein Beispiel<br />

dafür, dasl' sich von zwei Modifikationen zuerst die unbeständige bi ldet und später in<br />

die beständige übergeht. Was wir bei Borazit mehr als Hypothese angenommen haben<br />

(Seite 374), können wir hier als Tatsache leicht beobachten.<br />

In grösseren Mengen kommt Kalisalpeter vor allem in Ostindien, aber auch in<br />

Ungarn, Algier, mit Natronsalpeter zusammen in Chile und vielen andern Ländern vor.<br />

<strong>Das</strong>s auch in solchen Ländern, die für gewöhnlich gar keinen Salpeter liefern, erhebliche<br />

Mengen gewonnen werden können, bat Frankreich gelehrt. Als dort durch die politischen<br />

Verhältnisse im Ausgang des 18. Jahrhunderts grösster Mangel an Salpeter und damit<br />

an Schiesspulver eingetreten war, erliess der Wohlfahrtsausschuss einen Appell an die<br />

Wissenschaft und Monge empfahl, ihn aus dem eigenen Boden zu nehmen, aus den<br />

Ställen, den Kellern und den Aborten. :t Gebt uns salpeterhaltige Erde und drei Tage<br />

darauf werden wir Kanonen damit laden. . Der Erfolg war überraschend, der Bedarf der<br />

Pulver fabriken konnte aus einheimischem Salpeter gedeckt werden, in neun' Monaten gewann<br />

man zwölf Millionen Pfund. Heute wird, wie wir gesehen haben, der meiste Kalisalpeter<br />

aus Natronsalpeter und Chlorkalium hergestellt und besonders zu Schiesspulver<br />

und in der Feuerwerkerei benutzt, wozu sich der Natronsalpeter nicht eignet, weil er<br />

Wasser anzieht.<br />

Flussspat oder Fluorit.<br />

Die zuletzt besprochenen Mineralien boten für das Auge sebr wenig, zum Abbilden<br />

eignen sie sich nicht, ihre Bedeutung liegt nicht in der Form oder in ihren physikalischen<br />

Eigenschaften, sondern in ihrem chemischen Bestand und der Massenhaftigkeit<br />

ihres Vorkommens. In Flussspat lernen wir wieder ein Mineral kennen, das sich durch<br />

seine hervorragenden Eigenschaften an die schönsten früher hesprochenen anreiht, schöne<br />

grosse Kristalle wetteifern miteinander an Klarheit und Farbenpracht. Und doch bat<br />

Flussspat auch für die Industrie seine Bedeutung; wie Steinsalz und die Abraumsalze<br />

das Chlor und Brom, Salpeter das teure Jod liefern, 50 liefert Flussspat und der folgende<br />

Kryolith das F I u 0 r für die ätzende Flusssäure. Diese vier Elemente, welche die aus­<br />

~esprochenen Salze bilden, werden darum die halogenen Elemente, ihre Salze die Haloide<br />

genannt.<br />

Wenn wir einen Blick auf unsere Tafel 71 werfen, so erkennen wir leichl, dass<br />

die Kristalle von Flussspat dem regulären System angehören. Seine häullgste Kristall·<br />

fm'rn ist der Würfel (Tafel 71, Figur 6-8, 11 und 12), auch das Oktaeder ist nicht selten,<br />

aber während die Würfelflächen immer glänzend sind, sind die vom Oktaeder meist matt,

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