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Reinhard Brauns: Das Mineralreich Band 1 - Mineralium.com Blog

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aromatischen Geruch, weshalb er seit alten Zeiten als Räuchermiltel beliebt ist. Von<br />

seiner Verbreollbarkeit soll er den Namen Bernstein, vom altdeutschen Wort börnen,<br />

gleich brennen, abgeleitet, erhalten haben.<br />

Die H ei m at des Bernsteins sind die preussischen Ostseeländer, und seit uralter<br />

Zeit wird das begehrte Harz von hier geholt. Nur ganz wenig Bernstein kommt am<br />

8imeto bei eatania in Sizilien und in einigen andern Gegenden vor; oft freilich ist das,<br />

was für Bernstein ausgegeben wird, ein ibm ähnliches anderes Harz. In Preussen kommt<br />

B.ernstein eingeschwemmt in einer Schicbt der älteren Tertiärformation (dem Oligocän)<br />

vor, die sehr reich an Körnchen des blaugrünen Glaukonit ist und darum Grünsand oder<br />

meist blaue Erde genannt wird, nicht zu verwechseln mit dem blauen Grund, dem Muttergestein<br />

des Kapdiamanteo. Aus der durch Wasser und Eis zerstörten Schicbt ist Bernstein<br />

in jüngere Ablagerungen gelangt und namentlich in dem Diluvium Norddeulschlands<br />

weit verbreitet Die Stücke kommen hier aber immer nur ganz vereinzelt vor; nur lokal,<br />

wie an den friesischen Inseln, sind grössere Mengen zusammengeschwemmt, . vielleicht,<br />

weil sich die Schicht der bernsteinführenden blauen Erde früber bis hierher erstreckte. Aus<br />

der . Blauen Erdec wird der Bernstein berimänniscb durch Graben gewonnen und darum<br />

Grabstein oder Erdbernstein genannt; das in Figur 18 der Tafel 82 abgebildete Stück<br />

8011 Grabstein sein. Die Schicht der blauen Erde erstreckt sich bis unter die Ostsee, ihr<br />

weiches Material wird leicht zerstört und der leichte Bernstein steigt auf, wird nach Stürmen<br />

an den Strand geworfen oder in der Nähe des urers mit den ibn umhüllenden Tangmassen<br />

gefischt; nach seiner Herkunft heisst er Seestein, nach seiner Gewinnung Schöpfstein.<br />

Auf andere Weise gewonnener Bernstein spielt neben diesen beiden kaum noch eine<br />

Rolle. Der Taucherbernstein wird durch Taucher von dem Boden der See heraufgeholt,<br />

der Baggerste in wird aus den alluvialen Ablagerungen der Haffe gewonnen,<br />

der Erdstein, aus dem jüngeren Tertiär oder dem Diluvium, wird gelegentlich gefunden<br />

und zeichnet sich durch eine dicke, äussere Verwilterungsscbicht aus, welche leicht losplatzt<br />

und unter sich Verliefungen zeigt, die flach tricbterrörmig in den oberflächlich<br />

röllich nachgedunkelten, gesunden Bernsteinkern hineingehen. Ich mochte das in Figur 18<br />

der Tafel 82 ab~ebildete Stück für solchen von der iiusseren VerwiUerungsscbicht befreiten<br />

Erdstein balten, wenn er auch als Grabstein bezeichnet war; ' der unversehrte<br />

Grabstein besitzt immer eine weisse, staubig erscheinende Verwitterungsrinde.<br />

In den frfiheren Jahrhunderten beherrschte der Seestein allein den Weltmarkt,<br />

obwohl scbon in den ältesten ZeHen Grabstein aus der Erde gewonnen wurde. Etwas<br />

verändert wurde dieses Verhältnis mit der Freigabe des Strandes an die Anwohner im<br />

Jahre 1836, wodurch eine grosse Anzahl von Tagebauten entstanden. Von gl'ossem Einfluss<br />

auf den Handel wurde der Grabstein, als die Regierung durch die Verfügung vom<br />

1. Juni 1867 die Verpachtung der Uferberge vom Strand abtrennte und erstere allein an<br />

den Meistbietenden abgab. Hierdurch entwickelte sich die grossartige bergmännische<br />

Gewinnung des Bernsteins bei Palmnicken und Kraxtepellen im Samland , welche umgestaltend<br />

auf den ganzen Bernsteinhandel eingewirkt hat. Da man wegen der undurchsichtigen<br />

Rinde die Qualität des Grabbernsteins nicht erkennen kann, die Ware<br />

daher nicht fecht marktfähig ist, wird der rohe Stein einem Reinigungsprozess unterworfen.<br />

Zuerst wird er durch Wasserstrahlen von anhaftenden Erdteileben befreit, darauf<br />

in grossen Fässern mit Was3er, in wel chem sich Robrbesen bewegen, hin und her gewarfen,<br />

und zuletzt in Behältern, welche Wa sser und Sand enthalten Und horizontal<br />

rotieren, vollständig geschliffen. Hierdurch wird der letzte Rest der Rinde entfernt und<br />

ein Material geschaffen, das dem Sees tein in jeder Beziehung ebenbürtig ist.<br />

Die Gewinnung des Bernsteins liegt seit Jahren in den Händen der Firma Stantien<br />

lind Becker. Die \'on ihr eingefüht·ten l:Iandelssorlen sind überall anerkannt und be-<br />

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