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Reinhard Brauns: Das Mineralreich Band 1 - Mineralium.com Blog

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360<br />

den Abbau des Salzes entstanden sind. bleiben riesige Pfeiler slehen, damit die Decken<br />

nicht einstürzen. Unablässig rollen die mit Salz "beladenen Wagen zum Förderscbacht,<br />

in dem sie zutage gebracht werden und leere Wagen werden zurückgeschoben, bald<br />

durch Pferde, die sich in den Teufen sebr wohl befinden und jahrelang aushalten, ehe<br />

sie das Tageslicht wieder erblicken, bald durch Elektrizität, die hier allem dienstbar<br />

gemacht wird, die Wagen bewegt, den Fahrstuhl und Förderkorb mit ruhiger Sicherheit<br />

hebt und senkt und die Arbeitsstellen heieuchtel Am Schluss unserer Wanderung finden<br />

wir den Tisch gedeckt, das Tischtuch ist gepulvertes schneeweisses Salz, die Kerzen<br />

stecken in klaren Spaltungsstücken von Steinsalz. Decke und Wände glitzern bei der<br />

festlichen Beleuchtung. So sehr uns die salzige Umgebung entzückt, konstatieren wir<br />

doch mit Befriedigung, dass der vorgesetzte Trank kein Salzwasser ist und dass ausser<br />

Brot und Sulz Doch anderes uns geboten wird. Wir erinnern uns, dass gemeinsam genossenes<br />

Salz seit alters ein Symbol der Treue und Freundschaft ist, »Dies kommt entweder<br />

daher, weil man es den Gästen vor andern Speisen reicht, oder weil Dauer und<br />

Beständigkeit in dem Begriff der Freundschaft liegt, das Salz aber andern Sloffen eben<br />

diese Eigenschaft verleiht" so sagt Eustathius, den wir freilich zurällig nicht bei uns<br />

haben, aber Viclor Hehn· hat es uns mitgeteilt. Erst derjenige Freund ist bewährt, mit<br />

dem wir einen ScheITel Salz gegessen haben, wer aber die Treue gebrochen hat, der hat<br />

das Salz gebrochen. Noch heute wird der Gast bei den slavischen Völkern mit Brot<br />

und Salz willkommen geheissen. In Gesprächen über das Salz und mit attischem Salze<br />

gewürzt fliesst die Unterhaltung dahin und schnell vergeht die Zeit. Nachdem wir unsere<br />

Taschen noch mit schönen, klaren Sleinsalzslücken gefüllt haben, wandern wir durch<br />

die Stollen wieder zu dem Schacht, der zur Förderung der Belegschaft dient; mit fröhlichem<br />

Glückauf werden wir oben empfangen und begrüssen wir selbst das blendende<br />

Tageslicht.<br />

Im Salz kammergut und in den angrenzenden Bezirken wird das Salz aus seinen<br />

ausgedehnten unterirdischen Lagern durch Auslaugen gewonnen. In das Salzlager werden<br />

Stollen getrieben und in diese .Sinkwerkec wird süsses Wasser eingeleitet, das 4 bis<br />

6 Wochen stehen bleibt und sich mit Salz nahezu säUigt. <strong>Das</strong> viel besuchte . Bergwerk ~<br />

bei Bercbtesgaden enthält solche \'erlassene, jetzt für die Besucher hergerichtete und<br />

durch eine Rutschbahn verbundene Sinkwerke , hohe, geräumige Hallen, darunter eine<br />

mit einem durch viele Lichter beleuchteten Salzsee. Aus dem länger stehenden Wasser<br />

scheiden sich oft die herrlichsten GipskrisLallisationen ab! dicht aneinander gedrängte<br />

·SchwalbenschwanzzwilHnge. Aus den in Betrieb befindlichen Sink werken wird die Sole<br />

durch Pumpen gehoben und zum 'feil an Ort und Stelle versotten, zum Teil durch Rohrleitungen<br />

andern Orten zugeführt. So wird z. B. die überflüssige Sinkwerksoie von Berchlesgaden<br />

nach Reichenhall geleitet, mit der dortigen Quellsoie vermischt und auf den drei<br />

Salinen Reichenhall, Trauostein und Rosenheim auf Salz verarbeitet. Die Salzgewinnung<br />

ist hier seil vielen Jahrhunderten in Betrieb, wie die in der Nähe von Hallstatt aufgedeckten<br />

Gräber beweisen, deren reicher Inhalt auf ·keltische Salzarbeiter und auf die<br />

zweite Hälfte des ersten Jahrhunderts v. ehr. hinweist. Diese Art der Salzgewinnung<br />

nimmt eine Mittelstellung ein zwischen dem eigentlich bergmännischen Betrieb und der<br />

Gewinnung aus Salzquellen.<br />

An zahlreichen Stellen der Erde sprudeln Solquellen empor, und das meiste in den<br />

Handel kommende Salz ist nicht das gepulverte Mineral, sondern das aus den natürlichen<br />

Quellen oder den niedergebrachten Bohrlö.chern gewonnene Quellsalz. Nach der Löslichkeil<br />

des Salzes in Wasser könnte eine gesiittigte Sole in 100 Teilen Sole 27 'feile Salz<br />

* Victor Helm, <strong>Das</strong> Salz. Berlin t87 8.

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