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Reinhard Brauns: Das Mineralreich Band 1 - Mineralium.com Blog

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der Alpen, in der Schweiz, Südbaden und Bayern gefunden worden; in Süd- und besonders<br />

in Ostasien ist Nephrit bis heute ein beliebtes Material für die mannigfaltigslen<br />

Pl'1lnk- und Schmucksachen, Amulette, Ringsteine und ganze Fingerringe, Schalen,<br />

Vasen, Dosen und Becher, Säbel- und MessergrifTe, zierlich . verschlungenes Blattwerk,<br />

ganze Tiere und menschliche Figuren, ähnlich denen aus Agalmatolith, werden aus Nephrit<br />

mit unendlicher Mühe gearbeitet. Als Halsschmuck dienende Scheiben, Kugeln, Oliven und<br />

Cylinder sind durchbohrt, die letzteren, welche der Länge nach durchbohrt sind, haben<br />

ganz die gleiche Gestalt wie die altassyrischen Cylindergemmen und die trojanischen<br />

Schieber. Schon Alexander von Humboldt hat aur diese aurfallende Aehnlichkeit aurmerksam<br />

gemacht. Heute erfreuen sich auch in den zivilisierteren Ländern Nephritgegenstände<br />

immer mehr steigender Beliebtheit, Schirm- und Messergriffe wohl auch Schalen werden<br />

in Oberstein daraus gearbeitet; wegen der Zähigkeit erfordert die Arbeit viel Zeit, darum<br />

sind auch die modernen Nephritgegenstände recht kostbar. Eine Anzahl kunstreich gearbeiteter,<br />

mit wertvollen Edelsteinen und Gold verzierter, alter Nepbritgegenstände werden<br />

in dem grünen Gewölbe in Dresden aurbewahrt.<br />

Jadeit wird in der Hauptsache zu denselben Gegenständen wie Nephrit verarbeitet,<br />

er tritt aber an Häufigkeit gegen diesen zurück. Werkzeuge aus Jadeit, besonders<br />

charakteristisch sind Flachbeile, finden sich vorzugsweise im nordwestlichen Europa, sie<br />

werden in Frankreich als Mittel gegen verschiedene Uebel getragen, und Jadeitbeile hat<br />

man in das Fundament mancher Häuser, zum Schutz gegen Blitzgefahr, eingemauert gefunden.<br />

In grosser Verbreitung hat man Jadeitobjekte in Amerika, in Mexiko, Zentral- und<br />

Südamerika gefunden, von hier stammen auch Platten und lange, dünne Stäbe, die als<br />

Klangkörper gedeutet werden, weil sie beim Anschlagen klingen; aus Mexiko stammt das<br />

berühmte, von Alexander v. Humboldt mitgebrachte Aztekenprunkbeil im Berliner Museum.<br />

Als Seltenheit hat man altägyptische, aus Jadeit geschnittene Skarabäen nachgewiesen.<br />

Ein Beispiel von chinesischer Jadeitschnitzerei sehen wir in der nebenstehenden<br />

Figur 235; das kostbare Originalstück ist 2/),2 cm breit und 21,7 cm hoch, die Arbeit ist<br />

auf das feinste ausgeführt und wir bewundern in gleicher Weise das Talent wie die<br />

Geduld des Künstlers, in dessen Händen der Stein ~um Leben erwacht ist.<br />

Die Feinheit und Weichheit des Bildes lässt uns fast vergessen, dass es in den<br />

harlen und zähen Jadeit eingeschnitten ist, die Photographie macht eher den Eindruck<br />

einer zarten, sorgfältig ausgeführten Tuschzeichnung, dem Kenner aber verraten die<br />

scheinbaren Flecken, dass hier Nephrit oder Jadeit vorliegt, der immer durch den spliltrigen<br />

Bruch fleckig und wolkig erscheint, wie das rohe Slück Nephrit in Figur 10 auf Tarel 66<br />

auch ilP Bild deutlich erkennen lässt. <strong>Das</strong>s es hier speziell Jadeit sei. schliesse ich aus<br />

der hellen, grünlichweissen Farbe, dem groberen Korn und der hohen Härte, eine Prüfung<br />

der Schmelzbarkeit und des spezifischen Gewichts war naturgemäss ausgeschlossen.<br />

Die am rechten Rande eingeschnittene Inschrift gibt uns ein kleines Beispiel von<br />

chinesischer Poesie, die Uebersetzung verdanke ich der...grossen Gefälligkeit des Lehrers<br />

für Chinesisch am orientalischen Seminar in Berli~, Herrn Professor Dr. A. Forke. In<br />

Umschreibung und Uebersetzung lautet der Vierzeiler wie folgt:<br />

Sn yii ehu kno, hsiao jih clung<br />

\VII ehiell yu H, tsu chun cbing<br />

Tien chili. h8in ku, UR chih chiiang<br />

Keng ting chi ton pu ku shiug.<br />

Nach nächt'gem Regen leuchtet der Sonne Morgenschein ;<br />

Es strotzt von Kraft der Büffel, der Acker wartet sein.<br />

<strong>Das</strong> Feld bestellt der Bauer, kennt keine MUdigkeit;<br />

Schon hört er in den Zweigen den lust'gen Kuckuck sehrei'n.

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