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Reinhard Brauns: Das Mineralreich Band 1 - Mineralium.com Blog

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zeitig Chlorbatrium gelöst enthält, dann vermögen schon 120 Teile einen Teil Gips zu.Iösen.<br />

Da nun der Gips sehr oft von Steinsalz begleitet ist, so ist es nicht zu verwundern, dass<br />

Gipslager ort weitgehende Auflösungserscheinungen zeigen. Unregelmässig gestaltete Höhlungen,<br />

die GipS8chtotten und Gipsorgeln , werden neben echten Höhlen bisweilen gebildet.<br />

Nicht. selten kommt es vor, dass die Decke von dicht unter der Erdoberßäche<br />

befindlichen Höhlen einbricht und an der Oberfläche trichterförmige Vertiefungen, Erdfälle,<br />

entstehen. Der Einsturz ist mit lokalen Erdbeben verbunden, die oft jahrelang<br />

eine Gegend heimsuchen, weil auf den einen Zusammenbruch meist viele andere folgen.<br />

Die trichterförmigen Vertiefungen werden oft von Wasser ausgefüllt und kleine Seen gebildel<br />

Diese Erscheinungen sind nicht auf Gipshöhlen beschränkt, sondern können überall<br />

da eintreten, wo Höhlen entstanden waren, also in Gips-, Steinsalz- und Kalksteinlagern,<br />

auf dem felsigen Karst wie in der norddeutschen Tiefebene.<br />

An der Erdoberfläche ist Gips das beständigste Calciumsulfat, darum geht Anhydrit<br />

in ihn über und darum ist Gips viel häufiger als dieser.' Der in Lagern auftretende Gips<br />

hat sich entweder direkt aus Meerwasser ausgeschieden oder ist aus Anhydrit entstanden,<br />

die näheren Verlüiltnisse haben wir bei Steinsalz besprochen (Seite 369). Aus dem gelösten<br />

Gips haben sich die Kristalle gebildet, die im Gips- und Steinsalzgebirge die<br />

Wände der 'Hohlräume bekleiden. Wegen der leichten Löslichkeit von Gips können in<br />

verhältnismässig kurzer Zeit grosse Kristalle entstehen. So bedecken sich die Wände<br />

in den Kammern der Sinkwerke (Seite 360) mit recht grossen Kristallen; die Röhrenleitungen<br />

werden durch Gipskristalle leicht verstopft und auf frischem Grubenholz<br />

schiessen manchmal die schönsten Schwalbenschwanzzwillinge an. Anderer Gips ist in<br />

der Erde durch die Verwitterung von Schwefelkies entstanden; es bildet sich hierbei<br />

vorübergehend Schwefelsäure, die mit dem Kalk des Bodens sich verbindet und den<br />

Gips erzeugt. So . sind die in Ton, Sand und Braunkohle vorkommenden Kristalle und<br />

Kristallgruppen entstanden. An alten Vulkanen, den sogenannten Solfataren, wird schweflige<br />

Säure und Wasserdampf ausgehaucht, woraus sicb an der Luft Schwefelsäure bildet,<br />

die mit dein "Kalk der durch die Dämpfe zersetzten Gesteine Gips bildet. So kann man<br />

für die Gipsbildung auch sagen, des Wassers und des Feuers Macht verbündet sieht<br />

man hier.<br />

Da Steinsalz immer von Gips begleitet ist, könnten wir als Fundorte alle die<br />

bei Steinsalz genannten hier wiederholen, wir wollen uns aber darauf beschränken, nur<br />

elDlge zu nennen. Im Salzgebirge kommen schöne Kristalle bei Re i n h a r d s b run °<br />

im Thürioier Wald (Tafel 80, I,6und 7), Berchtesgaden, Bex im Kanton Wallis<br />

(Tafel 80, 2), .bei Wieliczka, Bocbnia und in andern Salzlagern vor. Aus Ton der<br />

Tertiärformation stammen die Kristalle von Halle a. S. (Tafel 79, 2), Flörsheim und<br />

Hochheim am Main (Tafel 79, 3, öl, dem Eisenbahntunnel bei Mainz (Tafel 80, 5); aus<br />

Sand die Gruppen von Sperenberg bei Berlin (Tafel 79, 4) und von Smyrnn in Kleinasien.<br />

Aus andern tertiären Gesteinen stammen die Schwalbenschwanzzwillinge von<br />

Mon tma rtre bei Paris (Tafe180, 3), ihnen ähnlich sind grosse Kristalle aus dem Muschelkalk<br />

der Gegend von Quedlinburg, die klaren, oft sehr grossen einfachen Kristalle<br />

und Zwillinge aus .den Schwefellagern von Sizilien (Tafel 80, 4).<br />

Grosse Lager von feinkörnigem Gips besitzt Deutschland am Südrand des Harzes<br />

und des Kyffhäusers, bei Gotha und an andern Orten in Thüringen, am untern Neckar<br />

und am Kocher. Schlangenalabaster ist aus dem Zechsteingips des Harzrandes bei Eisleben<br />

(Tafel 79, 7) und ähnlich von Wieliczka und Bochnia bekannt geworden. Durch<br />

das Vorkommen der Borazitkristalle (Tafel 70, 9-12) ist der als einsamer Fels aus der<br />

Ebene emportauchende Gips von Lüneburg und Segeberg besonders ausgezeichnet; in dem<br />

Gips von Nordspanien und Südfrankreich kommt Aragonit (Tafel 14, 6 und 7) und roter

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