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Reinhard Brauns: Das Mineralreich Band 1 - Mineralium.com Blog

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39\<br />

kleiner Gletscher aus einer Schlucht hervorbricht und der in den Bächen die Gerölle<br />

verkittet und hier bisweilen durch Kobalt pfirsichblütrot oder durch Nickel apfelgrün<br />

gefärbt ist.<br />

In vielen Fällen wird die Kohlensäure, welche den Kalk im Wasser gelöst hält,<br />

durch lebende Pflanzen entzogen, der kohlensaure Kalk scheidet sich aus, überkrustet die<br />

Pßanzen und erhält ihre Form. Hierdurch bildet sich oft in grossen Massen ein poröser,<br />

aber doch fester Kalkstein, Kai k t u rr oder Süsswasserkalk genannt. Ein solcher Kalkstein<br />

ist der Travertin von Tivoli, aus dem die alten Römer ihre gewaltigen Bauten<br />

errichtet haben, die dem Sturm von Jahrtausenden Trotz bieten und der sich aus dem<br />

Kalk gebildet hat, den die Gewässer im Apennin gelöst und zu Tal gefübrt baben. Aus<br />

!!olchem Kalk bestehen auch viele der Si~terterrassen, die sich in dem Geisirgebiet des<br />

Nationalparks der Vereinigten Staaten um die heissen Quellen gebildet baben und in deren<br />

Wasser Algen noch bei einer Temperatur von 80° vegetieren und den Kalk ausscheiden.<br />

Alle Flüsse enthalten kohlensauren Kalk und führen ihn dem Ozean zu. Aber<br />

so wenig wie das Salz kann sich der Kalk im Ozean ausscheiden, weil die Lösung 7.U<br />

verdünnt ist, und doch ist in dem Meere entstandener Knlkstein auf der Erde sehr verbreitet.<br />

Ibn baben die Meeresbewobner geschaffen, welche aus den im Meerwasser enthaltenen<br />

Kalksalzen kohlensauren Kalk zu bilden vermögen; die Schnecken bauen sich<br />

daraus ihr Haus, die Muscheln ihre Schale, die Korallen ihr Gerüst, die mikroskopisch<br />

kleinen und zarten Foraminiferen ihr viel gekammertes Gehäuse, das ihren weichen<br />

Proloplasmaleib schützt. Aus Foraminiferen besteht zum grossen Teil die weisse erdige<br />

Scbreibkreide, während die anderer Tiere den marinen Kalkstein bilden, den<br />

man je nach den tierischen Resten, die er enthält, als Korallenkalk (Figur 1 auf<br />

Seite 6), Muschelkalk , Crinoidenkalk, Stringocephalenkalk, Nummulitenkalk etc. unterscheidet.<br />

<strong>Das</strong>s Kalkspat als Versteinerungsmitlel häufig auftritt, ist hiernach nicht weiter<br />

zu verwundern; wunderbar aber ist, dass er in den Crinoidenstielen und Seeigelstacheln<br />

genau nach deren Form orientiert ist, indem seine Hauptachse mit dem sogen. Nahrungskanal<br />

bei den Crinoiden, der langen Achse bei den Stacheln genau zusammenf"lillt.<br />

Ein sehr feiner und gleichmässig dichter Kalkstein ist der Solenhofer Schiefer,<br />

der dem Paläontologen die ausgezeichnet erhaltenen Tierreste, darunter den ·einzigartigen<br />

Archaeopteryx bietet und der besser als irgend ein anderer Stein zur Lithographie sich<br />

eignet und darum lithographischer Stein genannt wird. Auch die farbigen Tafeln,<br />

die unser Werk schmücken, sind mit solchem lithographischen Stein gedruckt wO'rden;<br />

eine staLtliche Bibliothek lithographischer Steine war dazu nötig.<br />

Alle diese Kalksteine sind von Haus aus dicbt und feinkörnig, ihre Zeichnung<br />

erhalten sie durch die organischen Reste und f"arbende Stoffe; durch organische<br />

Substanz sind sie grau und schwarz, durch Eisenverbindungen rot und gelb, oft gleichmässig,<br />

oft geHammt, geadert und marmoriert; solcher bunter Kalk wird im gewöhnlichen<br />

Leben Marmor genannt, der Mineralog aber versteht unter M ar m 0 r den weissen,<br />

kristallinisch körnigen Kalkstein. Er hat seine jetzige Beschaffenheit erst im Schosse<br />

der Erde angenommen, ursprünglich war es ein dichter Kalkstein, wie die andern<br />

auch. In der Erde hat er eine Umkristallisation erfahren, die durch verschiedene<br />

Vorgänge herbeigeführt worden ist, bald gefördert durch den Gebirgsdruck, bald durch<br />

heisse Lösungen, die aus einem Eruptivgestein in ihn eingedrungen sind. Im letzteren<br />

Fall enthält er Granat, Vesuvian, Wollastonit und andere Kontaktmineralien und hat<br />

oft eine eigentümlich bläuliche Farbe (Tafel 47, 8), im andern Fall ist er reiner, enthält<br />

bisweilen Quarz (Tafel 54, 1]) oder Hornblende und bildet oft grosse Lager; aus diesen<br />

allein wird der Bildhauermarmor gewonnen, die wichtigsten Orte, an denen er vorkommt,<br />

wollen wir nachher besonders nennen,

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