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Reinhard Brauns: Das Mineralreich Band 1 - Mineralium.com Blog

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375 -<br />

Polarisationsrarbe ändert. Um dies zu beobachten, bedarf man nicht einmal des besonderen<br />

Erhitzungsmikroskops, in jedem mit Polarisationseinrichtung versehenen Mikroskop kann<br />

man die Beobacbtung anstellen, man braucht nur den Objektträger mit dem geschmobenen<br />

Präparat darunter zu schieben und wird dann sehen, wie sich bei der Abküblung immer<br />

rur.kweis das Bild ändert, jede Aenderung kündigt den Uebergang der eioen Modifikation in<br />

die andere an, Wenn ich das erkaltete Präparat im I!:rhitzungsmikroskop erwärme, so<br />

gehen dieselben Umwandlungen rückläufig vor sich und bei 125 0 wird das Gesichtsfeld<br />

dunkel, weil das :;alz re~ulär und damit einfachbrechend geworden ist. Solche dimorphe<br />

Körper, deren Modifikationen durch Temperaturänderung beliebig ineinander übergeführt<br />

werden können und eine bestimmtp. Umwandlungstemp'eratur besitzen. nennt man nach<br />

Vorschlag von 0. Lehmann, der diese Verhältnisse zuerst richtig erkannt hat, enantiotrop,<br />

Die Substanz von Borazit ist demnach enantiotrop dimorph; ein anderes Beispiel hierfür<br />

haben wir in Leuzit kennen gelernt, mit dem Unterschied, dass bei ihm die Umwandlung<br />

erst mit beginnender Rotglut eintritt und darum nur mH besonderen Apparaten beobachtet<br />

werden kann.<br />

Die Kristalle von Borazit sind glasglänzend und durchsichtig oder matt und trüb,<br />

weiss, grau oder gelblich, ihr spezifisches Gewicht beträgt 2,9- 3.0, ihre Härte erreicht<br />

die von Quarz. Ausser den in Carnallit und Gips eingewachsenen und dar.um ringsum<br />

au~gebildelen Kristallen kommt Borazit nestprweis in den oberslen Schichten des StassfurIer<br />

Salzlagers in erdigen weissen , wie Schreibkreide au~sebenden, bis kopfgrossen<br />

Knollen vor, die nach dem Fundort den Namen Stassfurtit bekommen haben, weil man<br />

zuerst nicht wusste, dass sie die gleiche chemische Zusammensetzung wie der Kristallborazit<br />

haben,<br />

Borazit enthält Magnesia, Borsäure und Chlor und mall kann annehmen, dass<br />

diese Stoffe als borsaure Magnesia und Magnesiumchlorid in ihm nach der Formel<br />

2Mg ~ B 8 0w MgCl 2 vereinigt seien; der Gehalt an Borsäure (B 2<br />

0 9<br />

) beträgt 62 I/li 0/0. In<br />

Salzsäure ist er löslich, in Wasser so gut wie unlöslich, die näheren Bedingungen, unter<br />

denen er entslanden sein mag, kennt man nicht.<br />

Die grössten Borazitkristalle finden sich in Gips am Kalkberg bei Lüneburg in<br />

Hanno\'er und von hier stammen die auf unserer Tafel abgebildeten Kristalle, Kleinere<br />

finden sich im Gips bei Segeberg in HolsIein, scharfe klare Tetraeder und Würfel mit<br />

Tetraeder kommen bis zu mikroskopischer Kleinheit herunter in dem Carnallit von Stassfurt<br />

vor, hier auch schwach grünliche Tetraeder des eisenhalligen Eisenborazits, Noch<br />

manche andere Borate kommen 'in den Abraumsalzen vor, sie sind aber selten und wir<br />

übergehen sie hier,<br />

Von dem erdigen Borazit werden jährlich einige Tausend Zentner gefördert und<br />

zur Herstellung von Borax und Borsäure-Chemikalien benutzt.<br />

Im Anschluss an Borazit nennen wir hier noch "einige andere an Bor reiche<br />

Mineralien, die zwar nicbt in den Abraumsalzen vorkommen, aber sich doch zum TeU<br />

aus Salzseen ausgeschieden haben und wie Borazit verarbeitet werden. Borax oder<br />

TinkaI ist das nach der Formel Na 2 B~ °1 , lOH 2 0 zusammengesetzte · borsau're Natron, ein<br />

unseren Hausfrauen wohlbekanntes Salz. Er bildet monokline, in . ihrer Gestalt dem<br />

gemeinen Augit auffallend ähnliche Kristalle, mit einem Vertikalprisma .yon 87°, dessen<br />

vordere und seitliche Kante durch die Pinakoide abgestumpft sind und das am Ende von<br />

der Basis und eioem hinteren schiefen Prisma begrenzt ist. Die Kristalle sind im frischen<br />

Zustand farblos durChsichtig, werden aber an der Luft durch Wasserverlust trüb und'<br />

matt und zerfallen zu weissem Pulver. An der Flamme schmilzt Borax leicht unter<br />

Aufschäumen zu klarem farblosem Glas, das MetaUoxyde leicht löst und von vielen<br />

gefärbt wird; darum wird die an einem Platindraht .geschmolzene Boraxperle zum Nach-

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