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Reinhard Brauns: Das Mineralreich Band 1 - Mineralium.com Blog

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331<br />

Zähigkeit wird durch Feuer überwunden: wenn Nephrit geglüht und glühend in kaltes<br />

Wasser geworfen wird, zerspringt er iin kleinere Stücke. Mit dem Hammer lässt sich<br />

daher gegen Nephritrelsen wenig ausrichten, ein Handstück ist schwer zu schlagen; zur<br />

Lossprengung von Felsen ist die alte Methode des Feuersetzens die beste. Durch diese<br />

grosse Zähigkeit, mit der sich eine beträchtliche Härte verbindet - er ist härter als<br />

Glas -, eignet sich Nephrit wie kein anderes Mineral - Jadeit ausgenommen - zu<br />

Steinwerkzeugen und dauerhaftem Zierral Aus dieser Unverwüstlichkeit lies Materials<br />

erklärt es sich zweifellos, dass dem Nephrit von fast allen Naturvölkern überirdische<br />

Kräfte zugesprocben wurden, dass er als Talisman und Amulett getragen und Idole aus<br />

ihm hergestellt wurden, ähnlich wie aus vielen durch ihre Härte ausgezeichneten Edelsteinen,<br />

und dass ihm, wie diesen, besondere Heilwirkung zugeschrieben wurde.<br />

Die Zähigkeit ist eine Folge seiner inneren Struktur, die uns das Mikroskop enthüllt;<br />

er erweist sich als ein äusserst feinfaseriger Strahlstein, dessen Fasern auf das<br />

innigste miteinander verfilzt sind und fest aneinander haften; an der geringen Auslöschungsschiefe<br />

und der Spaltbarkeit ist die Zugehörigkeit zur Hornblendegruppe mit Sicherbeit<br />

zu erkennen. Einzelne Stücke unterscheiden sich dahei durch etwas grössere oder geringere<br />

Breite der feinen Fasern und durch die beigemengten andern Mineralien, unter<br />

denen Diopsidkörnchen am häufigsten sind, wenn sie auch immer ganz zurücktreten.<br />

Diese an sieb geringen Unterschiede sind doch insofern wichtig, als sie zur Feststellung<br />

der Herkunft mancher Nephrite verwert.et werden können. So hat Arzruni durch mikroskopische<br />

Untersuchung der in den Schweizer Pfahlbauten gefundenen Nephritobjekte<br />

feststellen können, dass sich ihr Material von dem der zentralasiatischen, sibirischen und<br />

neuseeländischen Nephrite unterscheidet und dass es nicht, wie man früher angenommen<br />

hat, aus jenen entfernten Gegenden stammen kann.<br />

Wenn es daraur ankommt, Nephrit und Jadeit ohne Zuhilfenahme des Mikroskops<br />

zu unterscheiden, so kann das spezifische Gewicht verwertet werden, das bei Nephrit<br />

2,9ö-3,1, bei Jadeit 3,32-3,35 beträgt, be~wnders aber die Schmelzbarkeit und Flammenfärbung,<br />

Nephrit schmilzt schwer, Jadeit leicht, letzterer rarbt dabei die Flamme gelb,<br />

ersterer nicht. Als Beispiel für die chemische Zusammensetzung des Nephrit führen wir<br />

eine in neuerer Zeit durch E. Schütz a.usgeführte Analyse des Nephrits von Schabidulla<br />

an, welcher mit dem von Schlagintweit mitgebrachten völlig gleich, wenn nicht gar identisch<br />

ist: er besteht aus 57,69 0 {0 Kieselsäure, 1,68 1l /0 Tonerde, 2,600/0 Eisenoxydul, 13,81 0 /0<br />

Kalk, 22,55°{0 Magnesia und 1,75 % Wasser. Wir erkennen auch hieraus, dass Nephrit<br />

zu Tremolit und Strablstein (vergl. die Analyse auf Seite 326) gebört.<br />

Vorkommen von Nephrit. Mit der grossen Verbreitung des verarbeiteten Nephrits<br />

stimmt wenig sein Vorkommen im ansteb enden Fels. Bis zum Jahre 1884 kannte man aus<br />

Euro pa überhaupt keinen anstebenden Nephrit, und der Mineraloge Heinrich Fischer in Freiburg<br />

t. B., der alle auf Nephrit bezüglichen Nachrichten mit erstaunlichem Fleiss gesammelt<br />

und in dem Werk ~ Nephrit und Jadeit na,cb ihren mineralogischen Eigenschaften sowie nach<br />

ihrer urgeschichtlichen und ethnographischen Bedeutung- verarbeitet hat, glaubte annehmen<br />

zu müssen, dass alles in Europa gefundene Material in rohem oder verarbeitetem Zustand<br />

aus Asien entweder durch Handelsverkl ~hr oder während frühzeitiger Völkerwanderungen<br />

herübergebracht sei. Demgegenüber betonte Arzruni, dass die in der Umgebung der Alpen<br />

gefundenen Nephritwerkzeuge aus einem unter sicb sehr gleichartigen Material bestehen,<br />

sich aber von dem sicher asiatischen Nephrit bestimmt unterscheiden, er glaubt daher,<br />

dass eine exotische Herkunft ziemlich ausgeschlossen sei, aber einen alpinen Fundort<br />

für anstehenden Nephrit kennt man bis heute noch nicht. Dagegen hat Hermann Trnube<br />

im Jahre 1884 bei Jordansmühl in Schlesien anstehenden Nephrit, den ersten in Europa,<br />

aufgefunden; er bildet hier Lager zwischen Granulit und Serpentin und kommt auch in

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