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Reinhard Brauns: Das Mineralreich Band 1 - Mineralium.com Blog

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298 -<br />

Mikroklin. Der Mikroklin ist dem gemeinen Feldspat so ähnlich, dass er nur<br />

durch genRuere Untersuchung von ihm unterschieden werden kann} so ist es z.8. nicht<br />

unmöglich, dass der in Figur 7 auf Tafel 60 abgebildete Feldspat zu Mikroklin gehört.<br />

Besonders charakteristisch für ihn ist das Verhalten dünner Spaltungsblättchen oder<br />

Dünnschliffe parallel zur Basis im polarisierten Licht. Bei mässiger Ver'grösserung sieht<br />

man da eine feine Gitterung (Tafel 61a, 2), die durch vielfach wiederholte Zwillingsbildung<br />

zustande kommt und in gleicher Weise bei keinem andern Feldspat auftritt. Da<br />

man diese Untersuchung nicht immer anstellen kann, bleibt es vielfach unentschieden,<br />

ob Mikroklin oder gemeiner Feldspat vorliegt , für die Praxis ist es ja auch ganz gleich.<br />

Einige ausgezeichnete Kristalle von Mikroklin sind in den Figuren 8-11 der Tafel 61<br />

abgebildet; in Gegensatz zu anderen Feldspaten, auch l.U anderem Mikroklin, sind sie<br />

intensiv gefarbt und führen den Namen Amazonenstein oder Amazonit; welchem Storr<br />

sie ihre grüne Farbe verdanken , ist nicht sicher bekannt. Wie der gemeine Feldspat<br />

sind sie von dem Vertikal prisma , dem abgeleiteten Vertikalprisma, dem Pinakoid, das<br />

wir hier Brachypinakoid nennen müssen, der Basis und der hinteren Schiefendfläche (.c)<br />

begrenzt und wir sehen lei cht , dass die Formenausbildung des Kristalls 8 derjenigen<br />

des Kristalls 1 auf Tafel 60 ganz gleich ist. Der Kristall 11 ist unten von einer grossen<br />

Spaltfläche begrenzt, die der Basis parallel geht, von den oberen Flächen ist demnach<br />

die kleine die Basis, die grosse nach vorn gerichtete die hintere Schiefendfläche. Der<br />

Kristall in Figur 10 ist ein Man ebacher Zwilling, der einspringende Winkel wird von den<br />

Prismen flächen gebildet, an der vorderen Ecke slossen die Schiefendflächen zusammen,<br />

die kleinere ist die Fläche 2P(a (y), die grössere ist P ffi (x), nach hinten oben liegt die<br />

Basis, der die Zwillingsebene parallel ist. Auch Bavenoer Zwillinge, dem in Figur lL<br />

der Tafel 60 ähnlich, und Karlsbader Zwillinge wie Figur 7, Tafel 60, kommen bei Mikroklin<br />

vor, vielleicht ist dieser Kristall selbst Mikroklin ; dazu kommt, dass die scheinbar<br />

einfaChen Kristalle wie die Zwillinge Doc h in sich die feinste Zwillingslamellierung besitzen,<br />

die wir bereits kennen gelernt haben.<br />

Mikroklin kommt genau so wie der gemeine Feldspat vor und wird wie dieser<br />

verwendet; der norwegische Feldspat ist sicher zum grossen TeH Mikroklin. Der grüne<br />

Amazonenstein findet sich ausser in Colorado (von hier die abgebildeten Kristalle), an<br />

der Oslseite des llmensees im llm engebirge, er wird wegen seiner Farbe wohl manchmal<br />

als Schmuckstein oder für Mosaikarbeiten und ähnliches benutzt. Als Seltenheit kennt<br />

man allägyptische Amulette. die aus Amazonenstein bestehen. In Russland wurde Amazonenstein<br />

früher gegen Epilepsie gebraucht, ind em ein rundliches Stück in den Oberarm<br />

eingefügt wurde. Vielleicht erklärt sich diese Verwendung durch Verwecbslung mit grünem<br />

Nephrit, der ja auch heute noch in China als heiliger Stein gilt ; übrigens ist früher der<br />

Nam e Amazonenstein sowohl für unsern Feldspat als auch für Nephrit verwendet worden.<br />

Sanidin. Der Kalifeldspat der jungen Eruptivgesteine (Trachyt und Phonolith)<br />

heisst Sanidin. Die auf Hohlräumen aufgewachsenen Kri stalle sind farblos und klar durchsichtig,<br />

werden darum Eisspat genannt, sind aber meist recht klein und zur Abbildung<br />

ni cht geeignet; die in den Gesteinen eingewachsenen sind farblos, grau oder gelblich, oft<br />

sehr rissig und entweder einfache, säulenWrllli ge Kristalle iu dei' Form der Textfigur 213,<br />

odel' tarelige Karlsbader ZwiJIinge wie in Textfigur 214. Ein verhältnismässig grosser Kristall<br />

aus dem Trachyt des Drachenfels im Siebengebirge ist in Figur 4 der Tafel 61 abgebildet,<br />

die kleinen, im Gp.stein eingewachsenen Sanidinkristalle erkennt man meist an ihren glän1.enden,<br />

spiegelnden Spaltflächen. Besonders grosse, wasserhelle Bruchstücke von Sanidin<br />

finden sich lose im Boden in der Gegend von Hohenfels unweit Gerolstein in der Eifel, sie<br />

sollen früher so massenhaft vorgekommen sein, dass sie für Porr.ellanfabriken gesammelt<br />

wurden. Sie sind durch ihre optischen Eigenschaften besonders interessant, indem der

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