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Reinhard Brauns: Das Mineralreich Band 1 - Mineralium.com Blog

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sCbäftigung, ihr technisches Können war aufs höchste entwickelt, kunstvolle Werke der<br />

Glyptik sind uns Damentlich aus der Zeit des AUlt:ustus überliefert. Eine kleine, durch<br />

äussersl feine Arbeit ausgezeichnete Gemme aus dieser Zeit haben wir in Figur 5 der<br />

Tafel 40a abgebildet, sie stellt das Brustbild der Athena Parthenos des Phidias dar und<br />

ist die treueste und vollständigste aller erhaltenen Kopien dieses Meisterwerks. Die künstlerisch<br />

vollendetste Kamee dieser Epoche, die berühmte Gemma Augustes in Wien haben<br />

wir aur Tafel 688 abgebildet; auf dem zugehörigen Deckblatt sind die Figuren im einzelnen<br />

näher erklärt. Kleinere Kameen dienten als Schmuck, in Stein geschnittene Masken<br />

wurden von den römischen Onbieren wie die jetzigen Orden getragen.<br />

An die in starkem Hochrelief gearbeiteten Kameen schliessen sich in der römischen<br />

Kaiserzeit Rund wer k e von Edelstein an, sie unterscheiden sich von jenen dadurch, dass<br />

der Hintergrund fehlt und die Figur, meist eine Büsle, völlig rund herausgearbeitet ist<br />

(Tafel40a, Figur 6a und b). In der späteren römischen Kaisßrzeit, schon im zweiten Jahrhundert<br />

nach Christus, verliert die Glyptik ihre Stellung als bevorzugte Modekunst und<br />

der Verfall beginnt.<br />

Je tiefer aber die Kunst der Glyptik sinkt, desto höher steigt der Glaube an die<br />

magische Bedeutung der Steine; auf die künstlerische Ausführung kam es weniger an als<br />

darauf, dass die Steine mit einem, den Zauber verslärkendf'n Symbol versehen waren. Dies<br />

war bei den Abraxasgemmen der Fall . die in den ersten christlichen Jahrhunderten<br />

von Alexandria aus in den Handel gebracht wurden und als Zauberamulette eine grosse<br />

Verbreitung gefunden haben. In vielen von ihnen ist das Zauberwort Abraxas (A{J(!asw;)<br />

eingeschnitten, dessen griechische Buchstaben zusammen den Zahlenwert 365 haben a = ],<br />

fJ = 2, (! = 60, g = 200, a = 100, die Zahl der Tage im Jahre, die als heilige Zahl galt.<br />

Die Renaissance bringt eine neue Blütezeit für die Steinschneidekunst, aber die<br />

Sicherheit, Leichtigkeit und die technische Vollendung der antiken Arbeiten haben die<br />

Renaissancekünstler nie erreicht und sie ist auch bis heute unerreicht geblieben, dafür<br />

ist heute die Technik der Steinschleiferei hoch entwickelt.<br />

Die seit der Alexanderzeit benutzten farbigen Edelsteine wurden rund geschliffen,<br />

der Facettenschlirr war im Altertum nicht bekannt, er soll sich erst seit dem dreizehnten<br />

Jahrhundert entwickelt haben; die Erfindung der vollkommensten SchlilTform, des<br />

Brillanten, wird dem Kardinal Mazarin, einem geborenen Ilaliener zugeschrieben (um die<br />

Mitte des siebzehnten Jahrhunderts).<br />

Die Edelsteinschleiferei ist mehr Handwerk als Kunst. Wenn auch zur Erreichung<br />

eines vollkommenen Schliffes genaue Kenntnis der Eigenschaften eines Steines gehört, so<br />

erfordert doch die Ausführung der Arbeit mehr eine ,:ut laufende Maschine und einen<br />

aufmerksamen Arbeiter, als einen Künstler. An einem regelrecht geschliffenen Brillanten<br />

loben wir das richtig getroffene Verhältnis von Höhe zu Breite, wir schätzen ihn wegen<br />

seines Feuer!:>, seines reinen Wassers und seiner Grös~e, wir lassen uns blenden durch<br />

den Zauber, der von ihm ausstrahlt, wir bewundern die Natur, die ihn geschaffen hat,<br />

aber ein Kunstwerk ist der Brillant nicht. Oie geschnittenen Steine , an sich meist unscheinbar,<br />

wirken durch die Form und den Inhalt der Bilder, mit denen sie geziert sind,<br />

es sind unvergängl iche Dokumente der Kunst aller Zeiten, für die Kunst- und Kulturgeschichte<br />

von der allergrössten Bedeutung; eine PtolelDäerkamee hat einen tieferen Inhalt<br />

und höheren Wert als der grösste Diamant, der in dnem Kronschatz verborgen ruht.<br />

Heilwirkung d er Edelsteine und Aber~· laube·. Es dürfte wohl kaum<br />

einem Zweifel unterworfen sein, dass die Edelsteine ursprünglich als Schmucksteine getragen<br />

wurden; bald aber wurde der Stein, vielleicht nachdem er durch Generationen sich ver-<br />

• H. FUhner, Lithothenlpie. Berlin 1002.

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