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Reinhard Brauns: Das Mineralreich Band 1 - Mineralium.com Blog

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267 -<br />

und nur noch an der Form der Kristalle erkennt man das Mineral, das einstmals bier<br />

vorhanden war. Gelegentlich freilich unterliegt auch Quarz, und namentlich ist er von<br />

dem weichen Speckstein bisweilen völlig verdrängt worden (Tafel 69, 11).<br />

Wir wenden uns nun zur Besprechung der Varietäten und geben bei jeder ihre<br />

Verwendung an.<br />

Bergkristall ist der durchsichtige, wasserhelle, farblose Quarz. Seine glänzenden<br />

Kristalle sind oft von allen den vorh er genannten Flächen (Textfigur 202 und 203) begrenzt<br />

und gehören bisweilen zu den Riesen, manchmal auch zu den Zwergen unter den Kristallen.<br />

Die grössten erreichen mehr als einen Meter an Höhe und Umfang und mehrere Zentner<br />

an Gewicht, die kleinsten sind erst mit dem Mikroskop zu erkennen. Verzerrungen sind bei<br />

Bergkristall an der Tagesordnung. während die Verdrehungen mehr bei Rauchtopas vorkommen.<br />

Die Kristalle in Figur 9 auf Tafel 1, Figur 8 der Tafel 2, Figur I, 4, 7 der Tafel 2a,<br />

Figur 1, 4, 5-9, 11 der Tafel 54, die Zwillinge in Figur 1, 3, 6, 6 der Tafel 63 gehören<br />

zu Bergkristall, ihre Fundorte sind aus den beigegebenen Deckblättern zu ersehen.<br />

Bergkristall findet sich auf Spalten und Ausweitungen, den Kristallkellern, im<br />

Granit der Alpen sehr verbreitet, oft begleitet von Adular, Titanit, Rutil, Chlorit und<br />

andern Mineralien. Die Spalten und Höhlen s in~ nach aussen meist geschlossen und es<br />

bedarf eines geübten Auges und grosser Geschicklichkeit, die Kristallkeller aurzufinden und<br />

auszubeuten. Eine schmale Quarzader an steil abstürzender Wand mag zu einem KristallkeIler<br />

fübren, und der eifrige ~Strahlerc, so beissen in der Schweiz die Kristallsucher,<br />

wagt sein Leben, um den verborgenen Schatz zu heben, in den meisten Fällen ist die<br />

Ausbeute nur gering, Funde von vielen und grossen Kristallen sind immer nur seltene<br />

Ausnahmen. Ganz ähnlich wie in den Alpen, wenn auch nicht in so schönen Kristallen,<br />

kommt Bergkristall bei Striegau in Schlesien, im Taunus und anderen Mittelgebirgen<br />

vor. Völlig klare Bergkristalle, bisweilen Brasilianer Zwillinge, kommen auf dem schneeweissen<br />

Marmor von Carrara (Tafel 54, 11) vor, sehr scbarfkantige Kristalle kommen<br />

von Hot Springes in Arkansas (Tafel 1, 9; Tafel 54, 1), durch Grösse und Klarheit ausgezeichnete<br />

Kristalle aus der Provinz Goyaz in Brasilien (Tafel 55, 3, 4 und Textfigur<br />

204), Bruchstücke von RiesenkristaUen von Madagaskar; schön kristallisierter Bergkristall<br />

kommt aus Indien, die Kristalle sind an dem Ende häufig nur von dem einen<br />

Rhomboeder bezrenzL Völlig klare, ringsum ausgebildete Kristalle, die bisweilen Asphalt<br />

einschliessen, werden in Berkimer Co. im Staate New York gefunden (Tafel 54, 7),<br />

kleinere im Marmoroscher Komitat in Ungarn und in der Grafschaft Schaumburg<br />

(Marmoroscher, Schaumburger Diamanten), winzige, wasserhelle Kriställchen kommen in<br />

manchem Gips und in Carnallit vor. Bergkristalle mit kastenförmig vertieften Rhomboederflächen<br />

(Tafel 2, 8) werden bei Poretta in Italien gerunden.<br />

Ver wen dun g: Bergkristall wird seit der mykenischen Epoche als Schmuckstein<br />

und Gemme getragen und zu mancherlei kostbaren Geräten verarbeitet. An dem kugelig<br />

geschliffenen klaren Kristall mögen die Alten erkannt haben, dass durch ihn Besehene<br />

Gegenstände vergrössert erscheinen, und es wäre immerhin denkbar, dass die Steinschneider<br />

bei ihrer mühsamen Arbeit Linsen aus Bergkristall benutzt haben. Die römischen Aerzte<br />

sollen sich der Kristallkugeln wie Brenngläser bedient haben, um Wunden auszubrennen.<br />

Zur römischen Kaiserzeit und in deI' Renaissance sind kunstvoll gravierte Becher und<br />

Schalen aus ihm hergestellt worden; das, was man heute als Kristall bezeichnet, ist meist<br />

geschliffenes oder graviertes Glas, Bergkristall wird zu solch kunstvollen .Gefässen kaum<br />

noch verwendet.<br />

Heute werden aus Bergkristall, und zwar hauptsächlich aus Brasilianer, Brillengläser,<br />

feine Gewichte, Petschafte, Briefbeschwerer, Kugeln u. derg!. hergestellt, aber auch<br />

in grosser Menge als Brillant geschliffene Schmucksteine, die für sich allein wohl ganz

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