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Reinhard Brauns: Das Mineralreich Band 1 - Mineralium.com Blog

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244 -<br />

ist eine polare elektrische Achse. Mit dem Sinn der Temperaturänderung ändert sich auch<br />

das Zeichen der Elektrizität, das Ende, das bei dem Abkühlen negativ wird, wird beim<br />

Erwärmen positiv erregt, man DeDnt dieses Ende auch den analogen Pol, das andere deo<br />

aotilogen Pol. Wir haben hier also ein ausgezeichnetes Beispiel für den Zusammenhang<br />

zwischen der Form und den physikalischen, speziell elektrischen Eigenschaften eines<br />

Kristalls. Wie die Form in ihrem Wesen polar ist, dadurch dass die Flächen an heiden<br />

Enden verschieden sind, 50 sind die Kristalle auch elektrisch polar, das eine Ende wird<br />

immer anders erregt als das gegenübe~liegende, die Hauptachse ist in jedem Fall eine<br />

polare Achse. An Kieselzinkerz (Seite 121) haben wir die gleiche Eigenschaft schon<br />

einmal kennen gelernt<br />

Die optischen Eigenschaften bieten gleichfalls manches Bemerkenswerte, zunächst<br />

eine grosse Fubenmannigfaltigkeit, von der unsere Tafel eine wenn auch nur schwache<br />

Vorstellung gibt, fast alle Farben sind vertreten und oft mit vollkommener Durchsichtigkeit<br />

und Klarheit verbunden. Es gibt Turmaline, die nahezu farblos oder so schwach rosa,<br />

grünlich oder bläulich gefärbt sind, dass man die Farbe erst in einer dickeren Schicht<br />

wahrnimmt und von hier ab werden alle Töne bis zu den tiefst gesättigten durchlaufen,<br />

von zartem Rosa bis zu dunklem Rubinrot, von hellem saftigem Grün bis iu düsterem<br />

Dunkelgrün, von dem freundlichsten Blau bis zu tief Indigblau und BläuHchgrün in vielen<br />

Nuancen, von hellem Braungelb bis zu Schwarz. Dabei zeigt derselbe Kristall oft verschiedene<br />

Farbe, der untere Teil ist hell, das obere Ende schwarz, darum heissen solche Krislalle<br />

Mohren köpfe (Tafel 1, 7), oder das untere Ende ist dunkel, das obere hell (TafeI48, 13),<br />

beide gehen allmählich ineinander über; oder das eine Ende ist rosafarbig, das andere<br />

hellgrün, beide grenzen scharr, ohne Uebergang aneinander; oder das eine Ende ist rosaviolett,<br />

das andere blaugrün; das eine ist lichtrosa, das andere rubinrot. Alle diese Arten<br />

liegen mir vor, dazu ein ganz hervorragend schöner 4 cm langer Kristall aus Brasilien;<br />

an dem Ende, mit dem er aufgewachsen war, ist er dunkelblaugrün , nach oben wird er<br />

allmählich heller, ungefähr in der Mitte geht die blaugrüne Farbe in gelblichrosa über,<br />

das Ende ist zartrosa, dazu von glänzenden Flächen begrenzt (Rhomboeder, Skalenoeder<br />

und Basis), was bei diesen Turmalinen selten ist. . Schade, dass die Tafel schon fertig war,<br />

als ich diesen Kristall bekam. An andern Kristallen umhüllen sich die verschieden gefärbLen<br />

Teile, ein roter oder bläulichroter Kern ist von einer grü~en Hülle (Tafel 4.8, 7), ein roter<br />

Kern ist von einer farblosen Schicht, diese von einer blaugrünen Hülle umgehen; oder<br />

ein roter Kern ist von einer blauen Schicht und einer grünen Hülle umgeben, es<br />

herrscht eine fast unerschöpniche Mannigfaltigkeit, die von keinem andern Mineral übertrolTen<br />

wird.<br />

Hierzu kommt noch etwas anderes; die Absorption von Turmalin ist bisweilen<br />

nach verschiedenen Richtungen sehr verschieden, es gibt Kristalle, die senkrecht zu den<br />

PI"ismenflächen gesehen, grün oder braun und durchsichtig sind, die aber senkrecht zur<br />

Basis, auch in einer dünnen Platte gar kein Licht hindurchlassen. Dies erklärt sich<br />

daraus, dass der eine von den beiden Strahlen, die im Turmalin durch die Doppelbrechung<br />

erzeugt werden, und zwar der ordentliche stärker absorbiert wird als der ausserordentliche,<br />

manchmal so vollkommen, dass die Kristalle oder Platten parallel ~u den<br />

Prismenflächen nur den ausserordentlichen Strahl hindurchlassen. Da dieser durch Doppelbrechung<br />

erzeugt wird, ist sein Licht polarisiert; eine solche Turmalinplatte kann daher<br />

wie ein Glasplattensatz oder ein Nicolsches Prisma als Polarisationsapparat benutzt werden,<br />

sie hat nur den Nachteil, dass sie geiarbt ist. Wenn der Dichroismus auch nicht in 'allen<br />

Turmalinkristallen so vollständig ist, dass der eine Strahl völlig absorbiert wird, so sind<br />

die Absorptionsunterschiede nach verschiedenen Richtungen doch in der Regel so kräftig,<br />

dass mit der dichroskopischen Lupe der Dichroismus leicht zu erkennen isL Einige

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