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Reinhard Brauns: Das Mineralreich Band 1 - Mineralium.com Blog

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- 425<br />

Von dieser Eigenschaft des Bernsteins, bei höherer Temperatur zu erweichen,<br />

macht man Gebrauch, um minderwerüge kleine Brocken zu grösseren Stücken zu vereinigen.<br />

Sie werden bei Luftabschluss erhitzl und einem Druck von 3000 Atmosphären<br />

ausgesetzt, und es soll möglich seiD, Bernsteinartikel von jeder Form und Grösse durchsichtig<br />

und hochpoliert auf diesem Wege darzustellen. Dieser Bernstein wird als Pressbernstein<br />

oder Ambroid bezeichnet.<br />

Besonders interessant ist Bernstein durch die Ein s chi ü s s e von vortreffiich erhaltenen<br />

Insekten; am häufigsten unter ihDen sind Dipteren (Tafel 82, 19 und Textfigur 274,<br />

beide in dreimaliger Vergrösserung),<br />

seltener sind Orthoplera,<br />

Flg.274.<br />

Fig.275.<br />

Neuroptera, Coleoptera elc. und<br />

Arachnoidea; eine kleine Spinne<br />

zeigt uns die TexlOg.275. Ausserdem<br />

kommen Pfianzenreste und<br />

winzige Schwefelkieskrislällchen<br />

in Bernstein als Ein::lchlüsse vor,<br />

letztere besonders in Knochen.<br />

Von den Bäumen des Bernsteinwaides<br />

sind Nadeln und BJülenkätzchen,<br />

in klarem Bernstein<br />

eingeschlossen, uns erhalten geblieben.<br />

Der Erhaltungszustand<br />

der Einschlüsse lässt uns schliessen,<br />

InBekt,ftn In B~rn!uln.<br />

dass das Harz zur Zeit, als<br />

es das Insekt umschloss, sebr diinnflüssig war. Die Körper der Insekten sind verwest,<br />

nur der Abdruck mit wenig chitinöser Substanz und Kohle ist von ihnen erhalten, jeder<br />

Versuch, sie hel·auszupräparieren, wäre daher vergeblich.<br />

Bernstein besteht aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff und enthält 79 % C,<br />

1O,5 0 {0 Hund 10,5 % 0, seine chemische Zusammensetzung Iiesse sich durch die<br />

Formel C1oHu0 t'ausdrücken, er ist aber, wie di e übrigen Harze, keine chemische Vel·­<br />

bindung, sondern ein homogenes Gemisch. Dementsprechend bleibt bei Behandlung mit<br />

Lösungsmitteln ein Teil ungelöst zurück. den man nach Vorschlag von ßerzelius als<br />

Succinin bezeichnet; in Alkohol sind 20---':'25 % , in Aether 18-23.% von klarem Bernslein<br />

löslich und er enthält 44-60% Succinin und 3,2-8,2% Bernsteinsäure.<br />

Recht bemerkenswert sind die physika.lischen Eigenschaften von Bernstein.<br />

Schon lange ist es bekannt, dass er durch Reiben elektrisch wird; weil er in<br />

diesem Zustand kleine Staubteilehen anzieht, hat man wohl auch den griechischen Namen<br />

elektron von ~').;('1l"qov, der Zieher, abgeleitet und in dem Wort Elektrizität trill uns der<br />

gleiche Stamm entgegen. Die Härte ist gering, nicht höher als die von Kalkspat, und<br />

doch lässt sich Bernstein so gut polieren ; das spezifische Gewicht ist auffallend niedrig,<br />

nur 1,08, also von dem des Meerwassers nicht verschied e~ dalum wird Bernstein aus<br />

der Tiefe der See so leicht an die Oberfläche gebracht. Wie für das ~ichl ist Bernstein<br />

auch für Röntgenstrahlen in hohem Grade durchlässig, er gehört zu den durchlässigsten<br />

Körpern. Mancher Bernstein, besonders sizilianischer, fluoresziert stark und<br />

erscheint in zurückgeworfenem Licht bläulichgrün, ähnlich wie Petroleum.<br />

Bernstein schmilzt bei 287 0 und zersetzt sich hierbei, indem leicht flüchlige<br />

•<br />

Stolle, darunter die Bernsteinsäure, entweichen und eine schwarze Masse zurückbleibt,<br />

die sich in Leinöl löst und zu Firniss und Lack benutzt wird. Bei höherer Temperatur<br />

\'erbrennt .ßernstein mit heller weisser 1!'lallllllc und vel·breitet dabei einen angeoehmen<br />

Br&lIn ~ , Yineralreleh. jj4

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