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dolle in Schutz genommen (_The Botanist 82.).<br />
mit Gründen, worauf wiederum Lindley Ca. a. 0.)<br />
geantwortet hat, indem er jedoch mit Recht bemerkt,<br />
der Streit führe sich liier nicht sowohl um<br />
Sachen , als um Worte. In der That sind die Ne-<br />
benblätter nichts anderes, als Blätter, die nur durch<br />
ihren Stand und, was davon die Folge ist, durch<br />
eine niedere Entwickeliing von den Hauptblättern<br />
unterschieden sind, nicht aber durch ihre physiolo-<br />
gische Bedeutung. „Ein erweiterter Blattstiel und<br />
ein Blatt mit seinen Nebenblättern, sagt ein mehrgedachter<br />
Schriftsteller, haben den nämlichen Ur-<br />
sprung aus ein und demselben Knoten, nämlich mit<br />
mehreren Gefässbündeln, von welchen die seitlichen<br />
im ersten Falle sicli dem Mittelbündel nähern, wäh-<br />
rend sie im anderen mit demselben parallel gehen,<br />
und sich endlich von ihm entfernen. Die Nebenblätter<br />
sind also eine Art seitlicher Wiederholung<br />
oder Verdoppelung des Blattes, und leisten die nämlichen<br />
Verrichtungen, wie dieses" (A. S. Hilaire<br />
1. c. 189.). Wenn demnach die Nebenblätter in<br />
einem anderen Verhältnisse betrachtet werden,<br />
nämlich in einem ähnlichen, wie das, worin die<br />
Cotyledonen zu den Blättern stehen (Link Eiern.<br />
Ph. bot. 203. 206. Ed. 2. I. 464. 494.), so lässt sich<br />
Einiges für diese Ansicht anführen, aber eben so<br />
viel, wie ich glaube, dagegen. Bei unseren Laub-<br />
hölzern , der Buche, Eiche, Linde u. a. geht ihre<br />
EntWickelung der von den Blättern vorher und bei<br />
Magnolia , Liriodendron u. a. bilden sie eine Hülle<br />
für das nächstfolgende Blatt, mit dessen Entwick-<br />
lung sie sich öffnen und abfallen. Allein bei keimenden<br />
Leguminosen und bei vielen Rosaceen sind<br />
sie ein wirklicher Theil des Blattes, und bei der<br />
ümbelliferengattnng Hydrocotyle finden sich Arten,<br />
wo der Mangel der Blattstielscheide, die ein Fa-<br />
miliencharacter ist, durch Nebenblätter der ent-<br />
schiedensten Art ersetzt wird. Wenn also Blätter<br />
unter Umständen die Form und das Verhalten von<br />
Nebenblättern annehmen, wie bei Pinus , Asparagus,<br />
Potentilla, so ist kein Grund vorhanden, wes-<br />
halb nicht Nebenblätter unter anderen Verhältnissen<br />
sollten mit der Gestalt und den Verrichtungen von<br />
Hauptblättern sich bekleiden können.<br />
Dieses führt in natürlicher Folge auf etwas, so<br />
wir bei den Rosaceen wahrnehmen, die Entstehung<br />
quirlförmiger Blätter durch vollständige Verkümmerung<br />
oder Spaltung der Hauptblätter bei gleich-<br />
zeitig eintretender seitlicher Ausbreitung und Thei-<br />
luug der Nebenblätter. Bekanntlich ist der Blät-<br />
terstaud hier durchgängig der des Wechseins oder<br />
der Vereinzelung, und es tritt hier, ohne dass Zwi-<br />
schenknoten verschwinden, eine Bildung ein, die<br />
sich auf die nämliche Weise, wie wenn solches<br />
geschähe, darstellt. Die Gattung Alchemilla giebt<br />
davon die vollständigsten Uebergänge an die Hand.<br />
Bei den in Deutschland heimischen Arten sind die<br />
beiden Nebenblätter dem Blattstiele des Hauptblat-<br />
tes an der einen Seite angewachsen , an der anderen<br />
aber unter sich verwachsen und dadurch<br />
scheidebildend. Ungespalten sind sie gemeiniglich<br />
am unteren Theile des Stengels, am oberen hingegen<br />
und in der Umgebung der Blumen zwei-, dreiund<br />
mehrmals getheilt. Die Hauptblätter aber verkümmern<br />
beim Abgange eines Hauptzweiges der<br />
Blüthenrispe immer mehr, und werden den Neben-<br />
blättern ähnlicher. So entstehen wiederum quirl—<br />
förmige, mit den Unterteilen in eine Scheide verwachsene<br />
Blätter, wie wir sie an mehreren Arten<br />
dieser Gattung wahrnehmen, welche die Gebirge<br />
von Columbien bewohnen, deren ich im Folgenden<br />
einige neue zur Kenntniss zu bringen gedenke,<br />
Blätter und Nebenblätter sind in einem solchen<br />
Ouirl nicht mehr unterscheidbar, und dieses dürfte,<br />
im Vorbeigehen gesagt, der Bezeichnung des Kel-<br />
ches von Alchemilla, Potentilla, Sibbaldia u. a.<br />
als eines doppelten, mit' Verwachsung des nicht ge-<br />
spaltenen Tlieiles, den Vorzug vor der anderen von<br />
De Ca n dolle {Prodr. iL) und S. Hilaire (L. c.<br />
310.) geben, wo man den äusseren Kreis von<br />
Zipfeln als Neben- oder Deckblätter betrachtet,<br />
einer Ansicht, welche auch Adr. d. Jussieu<br />
LCours d. Butan. 322.) gründlich bestritten hat.<br />
Dazu kömmt, dass bei Alchemilla die Staubfäden,<br />
bei Sibbaldia die Kronenblätter, den äusseren klei-<br />
neren Kelchzipfeln (nicht wie der sonst so genaue<br />
Schkuhr bei letztgenannter Gattung, Handb. T. 88.<br />
es v<strong>org</strong>estellt hat, den inneren grösseren) entgegen-<br />
gesetzt sind, zum Beweise, dass sie als wirkliche<br />
Bestandteile der Blume zählen.<br />
In den, von den Herren Linden, Funk und<br />
Seh lim in Mexico und Columbia gemachten Sammlungen<br />
befinden sich, so weit ich solche gesehen<br />
habe, acht Arten von Alchemilla, nämtich A. or-<br />
biculata R. P. , sibbaldiaefolia H. B. K., hirsuta<br />
H. ß. K., rupestris H. ß. K., nivalis H. B. K. und drei,<br />
welche ich für unbeschrieben halte, wenn nicht<br />
vielleicht eine davon die A. verticillataGa.rdu. (_Sert.<br />
pl. 65.) ist, die ich nicht vergleichen kann.<br />
Alchemdla orbiculata R. P. in der Mexicani-<br />
schen Provinz Chiapos bei Ciudad Real in 7000'<br />
Höhe gesammelt (N. 706.) kommt mit einem Ruiz'-<br />
schen Exemplare vollständig überein.<br />
A. sibbaldiaefolia H. B. K. in der Provinz Me-<br />
rida des Staates Venezuela, in 9000' Höhe der<br />
Sierra Nevada gefunden, ist N. 1168 der Samm-<br />
lungeu.<br />
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