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— 801 — - 802 —<br />
VIII. Vaucheriaceae. Inhalt: wandständige<br />
Clilorophyllbläschen. Fortpflanzung durch Abschnü-<br />
rung, zuweilen mit Copulation verbunden (?).<br />
Da wir hier nun überblicken, was alles der<br />
Verf. mit dem Namen einzelliger Algen belegt,<br />
dürfte es am Orte sein , die Frage aufzustellen, ob<br />
wirklich diese sogen, einzelligen Algen von den<br />
sogen, mehrzelligen sich unterscheiden. Verf. giebt<br />
oben p. 4. folgende ,,characteristische Merkmale"<br />
für die Erstercn an: 1) Die Zellen besitzen bloss<br />
refiroductive und in der Regel auch nur einerlei<br />
Art von Zellenbildung. 2) Die Zellen sind in der<br />
Regel getrennt und ohne <strong>org</strong>anischen Zusammenhang,<br />
da die dazwischenliegende und umhüllende<br />
Gallerte nicht als solcher zu betrachten ist (sie!).<br />
3) Alle Zellen {einer Colonie~) verhalten sich in<br />
Bezug auf Fortpflanzungsfiihigkeit gleich. Da es<br />
sich bei der Feststellung dieser Merkmale haupt-<br />
sächlich um die Verhältnisse der einzelnen Zellen<br />
handelt, scheint es nicht überflüssig, zu fragen,<br />
was denn nach dem Verf. eine Zelle sei? Wir<br />
haben leider vergeblich versucht, in den Schriften<br />
des Verf.'s darüber genauere Auskunft zu erhalten,<br />
und müssen daher nach den an verschiedenen Stel-<br />
len enthaltenen Angaben zusammenstellen, was der<br />
Verf. darüber vorbringt. Er scheint darnach unter<br />
Zelle eine geschlossene Membran (aus Zellstoff?)<br />
zu verstehen, angefüllt mit gefärbtem Protoplasma<br />
(Schleim Nägel i). Man dürfte nun annehmen,<br />
dass die hier beschriebenen Algen nur solche Zel-<br />
len seien, dies ist aber nicht der Fall, ja es giebt<br />
überall nirgends eine einzellige Alge. Es enthal-<br />
ten nämlich alle Zellen, so lauge nicht ein Abster-<br />
ben oder Stillstand in ihrer Entwickelung einge-<br />
treten ist, stets eine Menge seeundärer und meist<br />
auch tertiärer Zellen, die freilich unser Verf. nur<br />
in einzelnen Fällen, z. B. bei den Protococcaceen,<br />
wo durchaus keine andere Auslegung möglich ist,<br />
als solche anerkennt, meist, wie wir oben sahen,<br />
als Stärkekörner, Oel- und Clilorophyllbläschen<br />
aufführt. Verf. sucht freilich auch da, wo er dieses<br />
Verhalten zugeben Irinas, durch die Annahme<br />
von „Zellengenerationen" und von dem „Tode der<br />
Zelle", veranlasst durch die Entwickelung der<br />
Tochterzellen , die Idee der Einzelligkeit aufrecht<br />
zu halten, in dem Leben der Algen wie aller an-<br />
deren Pflanzen gilt aber durchaus der Satz, dass<br />
jede Zelle nur ein Theil eines in einander ge-<br />
schachtelten Zellsystems ist. — Da aber ferner der<br />
Verf., von seiner falschen Auffassung der Zelle<br />
geleitet, bald an Algen gerieth , die trotz der Annahme<br />
jener Oel- und Clilorophyllbläschen sich<br />
selbst der Verf. die Verwandtschaft anerkennen<br />
musste , verschanzte er sich , wie wir oben schon<br />
sahen, hinter das Bollwerk von Analogien , und so<br />
gelang es ihm, weil eine Zelle nach ihm eine voll-<br />
ständige Pflanze sein kann, und weil eine Pflanze<br />
ohne Zweifel mit den Thieren Analogien hat, die<br />
Idee von Zellen- Kolonien glücklich heraus zu<br />
analogisiren. Dass Verf. hiermit nur die alte na-<br />
turphilosophische Annahme von den Monaden, aus<br />
denen alle Organismen zusammengesetzt sein soll-<br />
ten, einmal aus ihrer Vergessenheit herausgezogen<br />
hat, scheint er selbst nicht zu wissen. Die Consequenz<br />
seiner Theorie ist nun das Leugnen eines<br />
<strong>org</strong>anischen Zusammenhanges unter diesen Monaden<br />
, was Verf. bei Aufstellung des zweiten Merk-<br />
mals mit möglichster Unbefangenheit vornimmt.<br />
Dass diese zusammenhangslosen Colonien gleichwohl<br />
eine constaute, oft äusserst regelmässige und<br />
complicirte Gestalt haben {Pediastrum, Staura-<br />
strum etc.) scheint unserem Verf. durchaus nicht<br />
auffallend und erwähnenswerth. Will er etwa in<br />
den Bienen- und Ameisencolonien dazu die Analogien<br />
finden ? Aber nun stellt sich der UebeUtand<br />
ein, dass eben alle Pflanzen nur durch diese In-<br />
tercellularsubstanz ihren Zusammenhang und ihre<br />
Gestalt besitzen. Und nachdem es so vortrefflich<br />
gelungen, die Mehrzelligen zu Einzelligen zu<br />
machen, möchte Verf. jetzt die Fluth von Einzelligen,<br />
die ihn zu erdrücken droht, hemmen,<br />
die eben creirten Einzelligen wieder zu Mehrzelligen<br />
umwandeln, und nur eine auserwählte<br />
Schaar sich reserviren. Verf. sucht daher ein be-<br />
stimmtes Criterium für diese Auserwählten , die er<br />
Colonien getauft hat, zu geben, sieht sich aber<br />
dazu nicht im Stande, obwohl er sonst so sehr<br />
schwierig in diesem Punkt nicht ist, etwas Anderes<br />
zu finden, als was er oben unter 3) aufführt, dass<br />
bei den mehrzelligen Algen nie alle Zellen zur<br />
Fortpflanzung dienlich sind. Aber selbst dieses<br />
„charakteristische" Merkmal wird pag. 3. nur zweifelnd<br />
mit dem Zusätze „wohl ohne Ausnahme"<br />
eingeführt. — Hydrodiclyon bat der Verf. wohlweislich<br />
zu einer Protococcacee gemacht, um den<br />
handgreiflichsten Beweis gegen seinen Satz aus<br />
dem Wege zu räumen. Ob Verf. dafür noch an-<br />
dere Gründe hat, ist leider aus der Schrift nicht<br />
zu ersehen, da dieselbe nur die ersten 4 Familien<br />
der einzelligen Algen speciell behandelt. Aber<br />
selbst die Richtigkeit dieser Versetzung eingeräumt,<br />
weiss Ref. in diesem Merkmale keinen Beweis für<br />
die „Einzelligkeit" der betreffenden Algen zu ent-<br />
decken. Um so weniger ist er dazu im Stande, als<br />
die Gattungen, welche Ref. als Blastusj/oreae {Pra-<br />
nicht als einzellig zeigen wollten, gleichwohl aber<br />
den vermeintlich einzelligen so nahe standen, dass siolae tnonogr. p. 12 u. 13.) zusammenzufassen ver-