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689<br />

ihm herum. Erst später scheinen sie sich um ihre<br />

Wimperkörnclien zusammenzuziehen und entschwinden<br />

endlich dem Auge gänzlich. Sie scheinen demnach<br />

als Tröpfchen einer sich in Wasser schwer<br />

lösenden Flüssigkeit zu betrachten und von Keiner<br />

besonderen Membran umschlossen zu sein. —<br />

Die bisher beschriebenen Gebilde im Charen-<br />

safte treten meist augenblicklich in langem Strahle<br />

aus der Zelle, so wie dieselbe durchschnitten wird ;<br />

die folgenden (Hessen etwas später und langsamer<br />

heraus. Es sind dies grau weisse, trübe, gallert-<br />

artige Kugeln , meist in geringer Zahl von sehr<br />

verschiedener Grösse von '/ M bis zu '/ 20 Linie,<br />

durch und durch feinkörnig, zitternd, elastisch, so<br />

dass sie, von einem vorbeistreifendeu Infusorium<br />

berührt, sich einbiegen, und dann wieder ihre<br />

frühere Gestalt einnehmen. Diese Gallertkugeln<br />

schliessen in der Hegel ein oder mehrere Gebilde<br />

ein, die sich zu ihnen wie ein Kern verhalten, und<br />

entweder unsern wasserhellen Bläschen oder den<br />

Wimperkörperchen entsprechen, oder eigenthüm-<br />

liche Schiffchen- oder stäbchenartige Formen zei-<br />

gen, und durch Jod gebräunt werden 58 ).<br />

Einigemal beobachteten wir, dass nicht, wie<br />

gewöhnlich, wenige kleinere Gallertkugeln aus der<br />

durchschnittenen Zelle austraten , sondern es stellte<br />

sich eine, zuletzt bis 3 /4<br />

des Ouerdurchmessers der<br />

Zelle einnehmende, gallertartig - schleimige Blase vor<br />

dieOeffnung, die sich durch kleine schwarze, etwa<br />

V2000 kirne grosse, lebhafte Wolecularbewegung<br />

äussernde Körperchen durch und durch fein gekörnt<br />

zeigte. Die Blase wuchs mit jedem Augen-<br />

blicke ausserordentlich, und umschloss im Innern<br />

«och mehrere slabförmige und Wimperkörperchen,<br />

so wie wasserhelle Bläschen; doch trat sie nicht<br />

frei aus. Allmählich wurde die grosse Gallertblase<br />

immer lichter, indem die schwarzen, in ihr schwimmenden<br />

Körnchen sich um einige wässrige Bläschen<br />

in Gestalt einer dichteren und kleineren Gallert-<br />

kugcl zusammenzogen , welche nun innerhalb der<br />

grossen an ihrem äusseren Ende, wie in der Zelle<br />

der Zellkern, lag. Endlich platzte die grosse Gal-<br />

lertblase ; die in ihr enthaltenen Körnchen verteil-<br />

ten sich im Wasser unter lebhafter Bewegung; eine<br />

kleinere dichtere blieb in dem Wasser schwimmend;<br />

eine grössere begann sich von neuem an<br />

der Stelle der geplatzten aus der Oeffnung der<br />

Zelle herauszubilden. Als wir Jodtinctur hinzu-<br />

fügten, zog sich dieselbe zusammen, und wieder<br />

in die Zelle zurück; es ergab sich dabei, dass<br />

diese Gallcrtkugel unmittelbar in den , in der Zelle<br />

noch enthaltenen, schleimig gallertartigen, trüben<br />

58) Fig. 5. A. B.C. D.E.<br />

— 090 —<br />

nach einiger Zeit im Wasser, und die Molecnlarbewegung<br />

hörte in ihr auf; oft zerplatzt auch sie,<br />

und ihre Körnchen vertheilen sich im Wasser.<br />

Dabei bemerkten wir fast regelmässig das merkwürdige<br />

Phänomen, dass die früher ausgetretenen<br />

A'mylumkörnchen sich plötzlich auf ihre scharfe<br />

Kante stellten , statt wie gewöhnlich auf der brei-<br />

ten Fläche zu liegen , und willkürlich sich zu bewegen<br />

, und in wirren Kreisen herumzutanzen begannen.<br />

Dabei stiessen sie oft au einander, und<br />

bildeten zum Theil kleine Ketten, die sich anein-<br />

ander legten 59 ) und lebhaft und willkürlich sich<br />

unter einander bewegten. Nach einiger Zeit fällt<br />

mit einem Male das bewegliche Körnchen wieder<br />

auf seine breite Seite hin , und ein anderes , das<br />

bis dahin still gelegen, löst es in diesem seltsamen<br />

Tanze ab.<br />

Als Ursache dieser wunderlichen Erscheinung<br />

glaubten wir schwarze, punktförmige Körperchen<br />

von 0,0005 bis 0,001 W. L. zu erkennen, die hier<br />

und da in springender Bewegung durch das Wasser<br />

schössen, sich von Zeit zu Zeit an ein Ainylumkörnchen<br />

anlegten, dasselbe mehrmals in verworrenen<br />

Kreisen herumdrehten, es dann verliessen,<br />

und auf ein anderes Körnchen übersprangen. Wir<br />

glaubten demnach, dass eiue zufällig im Wasser<br />

befindliche Monade diese räthselhaften Tänze ver-<br />

ursache, und würden, obwohl kaum eine der von<br />

Ehrenberg beschriebenen Arten zu unserer Erscheinung<br />

passte 60 ), doch dieselbe als gleichgültig<br />

übergangen haben , wenn nicht einerseits dasselbe<br />

Phänomen sich auch bei Anwendung von verschie-<br />

denem Wasser gezeigt hätte, andererseits auch Herr<br />

J. iS T<br />

. Czermak, der ebenfalls selbstständig die<br />

Nitella flexilis beobachtete, und auch die Wimper-<br />

körperchen erkannte, uns nicht mitgetheilt hätte,<br />

dass auch er dieselbe Wahrnehmung gemacht habe.<br />

Es könnte daher doch wohl sein, dass die schwar-<br />

zen bewegenden Pünktchen zu den Charen in<br />

einem bestimmten Verhältnisse stehen, und entweder<br />

eine mit Niteilasäften in gesetzlicher Verbin-<br />

dung stehende Monade, oder mit den bereits erwähnten<br />

beweglichen Körnchen in den Gallertku-<br />

geln, von denen sie sich optisch nicht unterscheiden<br />

lassen , identisch seien. Wir erinnern daran, dass<br />

auch die Saamenfäden in den Charenantheridien<br />

von ihrem Entdecker G. W. Bise ho ff für zufäl-<br />

lige, aus der Zersetzung derselben entstandene Vibrionen<br />

zuerst gehalten worden sind. —<br />

59) Vergl. Fig. 4. d.<br />

00) Am beslen noch die von Ehrenberg in Sibirien<br />

entdeckte Monas hyalina.

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