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cität erzeugten, und eine Bewegung der letzteren<br />
veranlassten, da ja jeder galvanische Strom das<br />
Wasser vom positiven zum negativen Pol hinüberzufahren<br />
die Fähigkeit besitze. Auch Agardh<br />
spricht von einer doppelten Polarität, als bewegender<br />
Kraft in den Charen 6 ). Als die Endosmose<br />
entdeckt wurde , war es wieder sie , deren Ein-<br />
fluss auf den Zellinhalt sicli in seiner Rotation<br />
äussern sollte 7 ). Dagegen glaubte Meyen, eine<br />
Analogie zwischen dem Rotiren der Planeten und<br />
des Charensaftes annehmend, es könne nichts gegen<br />
die Hypothese aufgefunden werden , dass hier, wie<br />
dort die Schwere, als allgemeinster Ausdruck des<br />
Lebens , für die Ursache dieser Kreisung erklärt<br />
werde 8 ). Andere behaupteten, dass die ungleiche<br />
Erwärmung der in jeder Zelle enthaltenen Flüssig-<br />
keit von aussen 9 ) oder von innen 10 ); noch andere,<br />
dass die verstärkte Einwirkung des Sonnenlichtes<br />
das 7iQwiov v.ivovv sei 14 ). Natürlich gab es wieder<br />
Andere, die aus anderen physicalischen Gesetzen<br />
die Unmöglichkeit des ganzen Phänomens deducir-<br />
ten. So behauptete Martius, der den Strom immer<br />
nur nach einer Richtung laufen sah, weil er<br />
ilin zufällig nie von der Seite betrachtet hatte, dass<br />
seine Rotation mit den Gesetzen der Hydrostatik<br />
im Widerspruch stehe 12 ). Derselbe hatte auch der<br />
Chara die Wurzeln abgesprochen, während Corti<br />
sich nur durch die Existenz derselben überzeugt<br />
hatte, dass das von ihm untersuchte Object wirk-<br />
lich eine Pflanze, und kein Thier sei. Dass die<br />
Wurzeln wenigstens keine Rotation zeigten , hat<br />
Agardh behauptet ; indessen schon Fontana die<br />
Wurzeln gerade als das Organ empfiehlt, an dem<br />
die ganze Erscheinung am leichtesten verfolgt werden<br />
könne 13 ). Dass die Rotation überhaupt dem<br />
Baue der Pflanze widerspräche, wurde mehrfach<br />
hehauptet, von dem anonymen Recensenten Corti's<br />
an, der sich auf Mustel's bekanntes<br />
Experiment mit dem ins Treibhaus gezogenen<br />
Aste einer im Freien überwinternden Pflanze<br />
stützte, und gegen den Corti 14 ) selbst und Bon-<br />
6) Agardh, Lacrebok II. Nov. Act. Ac. C.L.C.<br />
n. c. XIII.<br />
7) A. de Jussicu, Elemcns de Botaniquc I.<br />
8) Meyen, Phytotomie. Berlin 1830.<br />
9) Raspail, Ann. d. sc. nat. XVIII. Journal de Pharmacie<br />
1828.<br />
16) G. R. Treviranus, Gesetze u. Erscheinungen, I.<br />
11) Zenker, Isis 1824.<br />
12) Martius, Nov. Act. A. C. L. C. n. c. IX.<br />
13) Fontana, Rozier Journal de Physique. 1776. VII.<br />
14) Corti, Lettre a M. le Comte Paradisi, Rozier<br />
VIII. 1776.<br />
net 15 ) auftraten, bis auf Wall rot h 16 ), der noch<br />
im Jahre 1815 das nicht auffinden konnte, was L.<br />
C. Treviranus schon im Jahre 1807 wieder ent-<br />
deckt 17 ) und Link 18 ), Kaulfuss 19 ) und andere<br />
bestätigt hatten. Auch die Entwicklung der Naturphilosophie<br />
konnte ihren Einfluss anf die Erklärung<br />
des Chaienphänomens nicht verfehlen, und es lässt<br />
sich in allen modernen H3pothesen der Reflex Kan-<br />
tischer oder Oken'scher, S c h elli n g'scher oder<br />
Hegel'scher Naturanschauung nicht verkennen.<br />
Die meisten neueren Schriftsteller haben im Zell-<br />
safte selbst den Grund gesucht, der ihn zu seiner<br />
räthselhaften Kreisbewegung antriebe ; den Kiigel-<br />
cheu im Safte wurde nur Passivität, und der Chlo-<br />
rophyllbekleidung nur ein modificirender Einfluss<br />
zugeschrieben, oder auch dieser geläugnet. So er-<br />
klärt C. H. Schultz das Entstehen der Rotation<br />
daraus, dass die einzelnen sich beständig vereinigenden<br />
und auseinandergehenden Urtheile des Saftes<br />
sich stets mit anderen Urtheileu des Ueberzugs<br />
anzögen, wodurch ein Fortrücken der ganzen Masse<br />
herv<strong>org</strong>erufen werde. Dieses sei erforderlich, weil<br />
die <strong>org</strong>anisirten Säfte des oberen mit den nicht or-<br />
ganisirten des unteren Internodiums nicht in leben-<br />
dige Wechselwirkung treten könnten, so lange (die-<br />
selben nicht durch ihre Verarbeitung während der<br />
Circulation innerlich gestaltet seien. Dass die in<br />
hohem Grade gesteigerte Lebeusthätigkeit des Zell-<br />
saftes sich in seiner Bewegung ausspreche , haben<br />
auch Meyen 20 ), Endlicher und Unger 21 ),<br />
S chleid eu 22 ) , Mo hl 23 ) gelehrt; der letztere<br />
schreibt gleichzeitig den Chlorophyllkügelclien eine<br />
bestimmende Rolle zu. Dabei wurde das Phänomen<br />
bald als ein der Zelle als solcher angehörendes, für<br />
alle Pflanzen postulirt, wie Endlicher und<br />
Unger und früher schon Corti gethan haben;<br />
oder es wurde mit dem Aufsteigen des Nahrungssaftes<br />
in den Bastgefässen in Parallele gestellt, wie<br />
von G. W. B i sc hoff 24 ); oder es wurde als sui<br />
15) Bonnct, in einem Briefe an Corti. Jan. 1775.<br />
16) Wallroth, annus botanicus 1815.<br />
17) L. C. Treviranus, Beiträge zur PflanzenpLysiologie.<br />
Göttingen 1811.<br />
18) Link, elementa philosophiae botanicae. Berlin.<br />
19) Kaulfuss, Ucber das Keimen der Charen.<br />
20) Meyen, Pflanzenphysiologie, Band II. Berlin 1836.<br />
21) Endlicher u. Unger, Grundziige der Botanik.<br />
Wien 1843.<br />
22) Schieiden, Grundziige der Botanik. Ed. III. B. T.<br />
23) Mo hl, <strong>Botanische</strong> <strong>Zeitung</strong> 1846. Ueber die Saftbewegung<br />
im Innern der Zellen.<br />
24) G. W. Bischoff, kryptogamischc Gewächse.<br />
1. Lieferung. Nürnberg 1828«