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6(J7 «68 —<br />

cität erzeugten, und eine Bewegung der letzteren<br />

veranlassten, da ja jeder galvanische Strom das<br />

Wasser vom positiven zum negativen Pol hinüberzufahren<br />

die Fähigkeit besitze. Auch Agardh<br />

spricht von einer doppelten Polarität, als bewegender<br />

Kraft in den Charen 6 ). Als die Endosmose<br />

entdeckt wurde , war es wieder sie , deren Ein-<br />

fluss auf den Zellinhalt sicli in seiner Rotation<br />

äussern sollte 7 ). Dagegen glaubte Meyen, eine<br />

Analogie zwischen dem Rotiren der Planeten und<br />

des Charensaftes annehmend, es könne nichts gegen<br />

die Hypothese aufgefunden werden , dass hier, wie<br />

dort die Schwere, als allgemeinster Ausdruck des<br />

Lebens , für die Ursache dieser Kreisung erklärt<br />

werde 8 ). Andere behaupteten, dass die ungleiche<br />

Erwärmung der in jeder Zelle enthaltenen Flüssig-<br />

keit von aussen 9 ) oder von innen 10 ); noch andere,<br />

dass die verstärkte Einwirkung des Sonnenlichtes<br />

das 7iQwiov v.ivovv sei 14 ). Natürlich gab es wieder<br />

Andere, die aus anderen physicalischen Gesetzen<br />

die Unmöglichkeit des ganzen Phänomens deducir-<br />

ten. So behauptete Martius, der den Strom immer<br />

nur nach einer Richtung laufen sah, weil er<br />

ilin zufällig nie von der Seite betrachtet hatte, dass<br />

seine Rotation mit den Gesetzen der Hydrostatik<br />

im Widerspruch stehe 12 ). Derselbe hatte auch der<br />

Chara die Wurzeln abgesprochen, während Corti<br />

sich nur durch die Existenz derselben überzeugt<br />

hatte, dass das von ihm untersuchte Object wirk-<br />

lich eine Pflanze, und kein Thier sei. Dass die<br />

Wurzeln wenigstens keine Rotation zeigten , hat<br />

Agardh behauptet ; indessen schon Fontana die<br />

Wurzeln gerade als das Organ empfiehlt, an dem<br />

die ganze Erscheinung am leichtesten verfolgt werden<br />

könne 13 ). Dass die Rotation überhaupt dem<br />

Baue der Pflanze widerspräche, wurde mehrfach<br />

hehauptet, von dem anonymen Recensenten Corti's<br />

an, der sich auf Mustel's bekanntes<br />

Experiment mit dem ins Treibhaus gezogenen<br />

Aste einer im Freien überwinternden Pflanze<br />

stützte, und gegen den Corti 14 ) selbst und Bon-<br />

6) Agardh, Lacrebok II. Nov. Act. Ac. C.L.C.<br />

n. c. XIII.<br />

7) A. de Jussicu, Elemcns de Botaniquc I.<br />

8) Meyen, Phytotomie. Berlin 1830.<br />

9) Raspail, Ann. d. sc. nat. XVIII. Journal de Pharmacie<br />

1828.<br />

16) G. R. Treviranus, Gesetze u. Erscheinungen, I.<br />

11) Zenker, Isis 1824.<br />

12) Martius, Nov. Act. A. C. L. C. n. c. IX.<br />

13) Fontana, Rozier Journal de Physique. 1776. VII.<br />

14) Corti, Lettre a M. le Comte Paradisi, Rozier<br />

VIII. 1776.<br />

net 15 ) auftraten, bis auf Wall rot h 16 ), der noch<br />

im Jahre 1815 das nicht auffinden konnte, was L.<br />

C. Treviranus schon im Jahre 1807 wieder ent-<br />

deckt 17 ) und Link 18 ), Kaulfuss 19 ) und andere<br />

bestätigt hatten. Auch die Entwicklung der Naturphilosophie<br />

konnte ihren Einfluss anf die Erklärung<br />

des Chaienphänomens nicht verfehlen, und es lässt<br />

sich in allen modernen H3pothesen der Reflex Kan-<br />

tischer oder Oken'scher, S c h elli n g'scher oder<br />

Hegel'scher Naturanschauung nicht verkennen.<br />

Die meisten neueren Schriftsteller haben im Zell-<br />

safte selbst den Grund gesucht, der ihn zu seiner<br />

räthselhaften Kreisbewegung antriebe ; den Kiigel-<br />

cheu im Safte wurde nur Passivität, und der Chlo-<br />

rophyllbekleidung nur ein modificirender Einfluss<br />

zugeschrieben, oder auch dieser geläugnet. So er-<br />

klärt C. H. Schultz das Entstehen der Rotation<br />

daraus, dass die einzelnen sich beständig vereinigenden<br />

und auseinandergehenden Urtheile des Saftes<br />

sich stets mit anderen Urtheileu des Ueberzugs<br />

anzögen, wodurch ein Fortrücken der ganzen Masse<br />

herv<strong>org</strong>erufen werde. Dieses sei erforderlich, weil<br />

die <strong>org</strong>anisirten Säfte des oberen mit den nicht or-<br />

ganisirten des unteren Internodiums nicht in leben-<br />

dige Wechselwirkung treten könnten, so lange (die-<br />

selben nicht durch ihre Verarbeitung während der<br />

Circulation innerlich gestaltet seien. Dass die in<br />

hohem Grade gesteigerte Lebeusthätigkeit des Zell-<br />

saftes sich in seiner Bewegung ausspreche , haben<br />

auch Meyen 20 ), Endlicher und Unger 21 ),<br />

S chleid eu 22 ) , Mo hl 23 ) gelehrt; der letztere<br />

schreibt gleichzeitig den Chlorophyllkügelclien eine<br />

bestimmende Rolle zu. Dabei wurde das Phänomen<br />

bald als ein der Zelle als solcher angehörendes, für<br />

alle Pflanzen postulirt, wie Endlicher und<br />

Unger und früher schon Corti gethan haben;<br />

oder es wurde mit dem Aufsteigen des Nahrungssaftes<br />

in den Bastgefässen in Parallele gestellt, wie<br />

von G. W. B i sc hoff 24 ); oder es wurde als sui<br />

15) Bonnct, in einem Briefe an Corti. Jan. 1775.<br />

16) Wallroth, annus botanicus 1815.<br />

17) L. C. Treviranus, Beiträge zur PflanzenpLysiologie.<br />

Göttingen 1811.<br />

18) Link, elementa philosophiae botanicae. Berlin.<br />

19) Kaulfuss, Ucber das Keimen der Charen.<br />

20) Meyen, Pflanzenphysiologie, Band II. Berlin 1836.<br />

21) Endlicher u. Unger, Grundziige der Botanik.<br />

Wien 1843.<br />

22) Schieiden, Grundziige der Botanik. Ed. III. B. T.<br />

23) Mo hl, <strong>Botanische</strong> <strong>Zeitung</strong> 1846. Ueber die Saftbewegung<br />

im Innern der Zellen.<br />

24) G. W. Bischoff, kryptogamischc Gewächse.<br />

1. Lieferung. Nürnberg 1828«

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