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131 — 132 —<br />
Jod ist allbekannt ein sehr empfindliches, wenn<br />
auch nicht untrügliches Reagenz für Stärke, wir<br />
werden also um die Frage zu beantworten: ist der<br />
Körnerstoff der Nektarien Stärke oder nicht, die<br />
Nektarien mit Jod zu behandeln haben.<br />
Ich habe im vergangenen Sommer die Nekta-<br />
rien von mehr als 200 Pflanzen , die in der Graf-<br />
schaft Norfolk in England wild wachsen , untersucht.<br />
Das Verhalten der Nektarien dieser mehr<br />
als 200 Pflanzen hat folgende Resultate geliefert.<br />
Zuvor bemerke ich noch , dass ich Jod aufgelöst in<br />
schwachem Spiritus anwandte, was ich am Prak-<br />
tischen fand. Jod in Wasser gelöst lässt zu lange<br />
auf Effekt warten. Jod in konzentrirterera Alkohol<br />
gelöst, färbt zu dunkel und stört oft durch Ausscheidung<br />
von Jodkrystallen, wenn man Wasser<br />
hinzusetzt, was öfters unter dem Mikroskop nö-<br />
thig ist.<br />
Die Zellenmembran der Nektarien wird wie<br />
Membran im Allgemeinen gelblich oder bräunlich<br />
gefärbt. DasNektarium von Euphorbia Peplus, wel-<br />
ches schon an sich gelb ist , wird kaum sichtbar<br />
affizirt. Sehr gewöhnlich wird das Nektarium viel<br />
tiefer braun gefärbt, als das Germen, der Stylus,<br />
die Petala oder Sepala, z. B. bei Artemisia Absinthium<br />
L., Lapsana communis L. , Filago germa-<br />
nica L. (männliche Blüthe) , Bellis perennis L.,<br />
Sonchus oleraceus L. In Fällen, wo ich über den<br />
Sitz des Nektariums nicht recht ins Klare kommen<br />
konnte, möchte ich daher geneigt sein, die Wirkung<br />
von Jod als einen Wegweiser zur Auffindung<br />
des Nektariums dienen zu lassen und den Blumen-<br />
theil dafür zu halten , den Jod am dunkelsten färbt.<br />
So meine ich, dass bei Knauthia arvensis Coulter<br />
das Nektarium ein Cylinder unter dem Stiele, auf<br />
dem Gerinen sei, und bei Succisa pratensis Moench<br />
eine lockere, eigenthümliche Zelleuanhäufung an<br />
der Basis der Korolle , unter ihrem grössten Lap-<br />
pen, weil diese Theile von Jod vorzugsweise braun<br />
gefärbt werden und auch ihr Bau sonst von dem<br />
der Nektarien nicht abweicht.<br />
Was den Inhalt der Zellen der Nektarien anbetrifft,<br />
so muss ich dabei unterscheiden zwischen<br />
dem Inhalt gewöhnlicher Zellen und dem der Poren.<br />
Der Inhalt der gewöhnlichen Zellen besteht in meistens<br />
grünlichem , gelblichem oder wasserklarem<br />
Saft und in Körnerstoff, der manchmal so klein ist,<br />
dass er hei 550nialiger Vergrösserung des Durch-<br />
messers nicht deutliche Körner zeigt, sondern<br />
schleimartig ist mit Andeutung von Körnern, mei-<br />
stens aber deutlich in Körnergestalt erscheint. Die<br />
Körner sind von verschiedener Farbe, die jedoch<br />
hauptsächlich nur Gelb, Grün, Grau und Braun in<br />
Körner wird meist erst dann sichtbar, wenn man<br />
sie in Anhäufungen sieht; einzeln betrachtet sind<br />
sie gewöhnlich durchsichtig -farblos. Bisweilen wie<br />
in Pedicularis palustris L finden sich noch viel<br />
grössere, durchsichtige, runde Körner ausser dem<br />
eben beschriebenen kleinen Körnerstoff. Auch Krystalldrusen<br />
, Luftzellen u. s. w. sind in den Nekta-<br />
rien, die jedoch bei unserer Untersuchung nicht in<br />
Betracht kommen.<br />
Diese Körner, der Inhalt der gewöhnlichen Zel-<br />
len , wird ebenfalls von Jod meist bräunlich ge-<br />
mannichfachen Abstufungen nmfasst. Die Farbe der finden, mit wenigen Ausnahmen, längs ihrem äusse-<br />
färbt.<br />
In 11 Pflanzen färbt Jod diese Körner deutlich<br />
blau und weist sie so als Stärke nach , in 4 anderen<br />
ist die Farbe bläulich -braun oder blau -bräunlich;<br />
es ist der Fall mit Hyoscyamus niyer L. , Are-<br />
naria maritima Willd. , Hypochaeris radicata L.,<br />
Sinapis alba L. Die 11 Pflanzen, wo Jod die Kör-<br />
ner deutlich violett -blau färbt, sind folgende : Pedicularis<br />
palustris L., Arenaria media L,, Men-<br />
tha arvensis L., Malva moschata nnd sylvestris L.,<br />
Clinopodium vulgare L. , Convolvulus sepium und<br />
arvensis L., Lychnis sylvestris Hoppe, Lychnis<br />
dioica L. , Bryonia dioica L. Bei Pedicularis pa-<br />
lustris werden nur die oben erwähnten grossen,<br />
runden durchsichtigen Körner blau gefärbt. Das<br />
Nektarium von Arenaria media ist die Basis der<br />
Sepala, wo sie an die Filamente anstossen und nur<br />
die Epidermis hat Stärke. Bei Lychnis sylv. und<br />
dioica sind die Nektarien auf dem Gynophorum, zwi-<br />
schen der Basis der Petala und zwischen deren<br />
Fortsetzungen auf dem Gynophorum. Bei Lychnis<br />
sylv. fand ich mir in der männlichen Blume Stärke,<br />
bei Lychn. dioica nur in den weiblichen und auch<br />
nur wenig, nach der Basis der Rudera der Stamina<br />
zu. Die Stärkekörner der genannten 15 Pflanzen<br />
sind von sehr verschiedener Grösse. Der Durch-<br />
messer der grössten ist etwa nur 1<br />
ji<br />
so gross als<br />
der Durchmesser eines mittelmässigen Kartoffelstärkekorns;<br />
die kleinsten kaum sichtbar bei 550<br />
Mal linearer Vergrösserung. Die Gestalt der Kör-<br />
ner ist unregelmässig rundlich; sie sind durchschei-<br />
nend meist mit dunklerem Fleck in der Mitte, der<br />
wahrscheinlich, wie oft bei Stärke, eine Höhlung<br />
sein wird. Nur bei Clinopodium vulgare nahm ich,<br />
ausser dem dunkeln Kernfleck, bei den grössten<br />
Körnern Schichtung wahr, jedoch nur 2 Schichten.<br />
Jod wirkt oft übrigens erst nach einigen Minuten<br />
auf die Körner ein , so besonders bei Convolvulus<br />
arvensis L.<br />
Ehe ich von der Wirkung des Jod auf die Poren<br />
spreche, muss ich voranschicken, dass die Po-<br />
ren , die sich auf den Nektarien dieser Pflanzen