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571<br />

abweicht als das Antheridium der Polysiphonien<br />

von demjenigen der Laubmoose.<br />

Die Entscheidung der zweiten Frage , welche<br />

physiologische Bedeutung die Autheridien überhaupt<br />

besitzen, ist nun allerdings etwas schwieriger.<br />

Für meine Ansicht, dass sie die männlichen Orgaue<br />

der Cryptogamen seien, habe ich jene Gründe:<br />

1) das Verhalten der Saamenfadenbläschen und<br />

2) das Auftreten des ganzen Organs. Ich will die-<br />

selben kurz berühren.<br />

"Was das Verhalten der Saamenbläschen be-<br />

trifft, so mangelt dafür im Pflanzenreiche durchaus<br />

eine Analogie. Dagegen besteht eine vollkommene<br />

Uebereiustimmung mit den Saamenfadenbläschen der<br />

Thiere, indem 1) in jedem Saamenbläschen sich ein<br />

wandständiger spiraliger Saamenfaden bildet, 2) die-<br />

ser Saamenfaden das Bläschen verlässt, sich meist<br />

schraubenförmig verlängert, und sich in Flüssig-<br />

keiten bewegt, 3) indem derselbe aus Proteinverbiuduugen<br />

besteht, und 4) indem die Saamenbläs-<br />

chen, soweit ihre Entstehungsweise bei Pflanzen<br />

und Thieren sicher erkannt ist, innerhalb von Zel-<br />

len entstehen , und nicht die Bedeutung von Zellen<br />

sondern von Bläschen besitzen.<br />

Wigand entgegnete zwar, „ich habe übersehen,<br />

dass für die Erklärung pflanzlicher Erscheinungen<br />

die Analogie nicht aus dem Thierreiche,<br />

sondern aus dem Pflanzenreiche entlehnt werden<br />

müsse." Allein es geht diesem Schlagworte der<br />

neueren Zeit, wie so manchen anderen; am rech-<br />

ten Orte verfehlt es allerdings seine Wirkung nicht;<br />

bei öfterer Anwendung jedoch schlägt es wohl, aber<br />

es trifft nicht. Absolut genommen hat der Satz:<br />

„die Analogie für pflanzliche Erscheinungen darf<br />

nur im Pflanzenreiche, nicht im Thierreiche ge-<br />

sucht werden', natürlich gar keine Bedeutung. Die<br />

Analogie ist überall da am Platze, wo zwei indi-<br />

viduelle Thatsacheu unter einen gemeinschaftlichen<br />

allgemeinen Begriff gehören; für einen Naturkör-<br />

per giebt es daher so viele Gebiete der Analogie,<br />

als allgemeine Begriffe über ihm schweben. Eine<br />

Pflanze z. B. muss Erscheinungen zeigen, welche<br />

bloss mit anderen Pflanzen der gleichen Art oder<br />

Gattung analog sind, — ferner solche, deren Ana-<br />

logie über die ganze Ordnung oder die Klasse sich<br />

ausdehnt, — solche, für welche die Analoga sich<br />

im ganzen Pflanzenreiche auffinden lassen, — und<br />

endlich, um nicht weiter zu gehen, auch solche<br />

Erscheinungen, welche allen Organismen, also dem<br />

Thier- und Pflanzenreiche gemeinsam sind, und in<br />

Bezug auf welche somit der Analogie ein ungehemmter<br />

Spielraum gestattet werden muss.<br />

Die Analogieen zwischen Thier- und Pflanzen-<br />

reich umfassen vorzüglich solche Erscheinungen,<br />

— 572 —<br />

welche die Zusammensetzung aus den Elementar<strong>org</strong>auen<br />

und die Functioueu durch die Elementar<strong>org</strong>ane<br />

betreffen. Eiues der schönsten Resultate der<br />

neueren physiologischen Forschungen ist ja gerade<br />

die Uebereiustimmung von Pflanzen und Thieren in<br />

Bezug auf allgemeine Verhältnisse, welche Zellen-<br />

leben , Zellenbildung, Zellenkern, Zellgewebsbildung<br />

u. s. w. betreffen. Wie manche Erscheinung<br />

aus diesem Gebiete findet bei anderen Abteilungen<br />

des gleichen Reiches nur abweichende, da-<br />

gegen bei Abteilungen des anderen Reiches übereinstimmende<br />

Erscheinungen. Hierhergehörten nun<br />

auch die Saamenfadenbläschen; und wenn man bei<br />

irgend einer pflanzlichen Erscheinung an eine Ana-<br />

logie mit dem Thierreiche denken darf, so ist es<br />

hier, wo das Auftreten der beweglichen Spiralfäden<br />

mit so eigenthümlichen Verhältnissen des Zellen-<br />

lebens verknüpft ist , die einerseits zwischen den<br />

beiden Reichen vollkommen übereinstimmen, an-<br />

dererseits im eigenen Reiche nichts ähnliches finden.<br />

Ein zweiter Grund, welcher die Autheridien<br />

mit grosser Wahrscheinlichkeit als die männlichen<br />

fJeschlechts<strong>org</strong>ane bezeichnet, oder wenigstens diese<br />

Deutung gestattet, liegt in dein Auftreten derselben.<br />

Bei Laub- und Lebermoosen sind sie bekanntermassen<br />

eine coustante Erscheinung, und ihre Stellung<br />

zu den Sporangien lässt in ihnen kaum etwas<br />

anderes als Fortpflanzungs<strong>org</strong>ane vermuthen. Bei<br />

den Klorideen sind sie bis jetzt nicht so häufig beobachtet<br />

worden, indess auch nicht so ausnahmsweise,<br />

als diess Wigand glauben macheu will, indem<br />

er sagt, „ich habe unter den zahlreichen , von mir<br />

untersuchten Fiorideenspezies bei einer kleinen Zahl<br />

(jiänilich bei Polysiplionia , Poecilothamnion, Ni-<br />

tophyllum und Laurencia) sie gesellen." Indess<br />

wird diess nirgends von mir gesagt, und aus meinen<br />

Angaben geht weiter nichts hervor, als dass<br />

bei den als Auswahl mitgetheilten Untersuchungen<br />

über 17 Gattungen bei 4 derselben die Autheridien<br />

beschrieben werden, und dass sie somit bei den 13<br />

übrigen nicht oder unvollständig bekannt waren.<br />

Unter den übrigen Florideen, die ich untersuchte,<br />

befinden sich noch mehrere Gattungen, bei denen<br />

ich Autheridien beobachtete. Ich bemerke dabei,<br />

dass icli nach diesem Organe besonders zu suchen,<br />

keine Müsse fand, und dass, wo ich es bemerkte,<br />

diess nur zufällig geschah.<br />

Auf den Umstand, dass bis jetzt nicht mehr<br />

Beobachtungen über Autheridien der Florideen vor-<br />

liegen , darf kein Gewicht gelegt werden. Es ist<br />

diess sehr begreiflich, wenn man bedenkt, dass<br />

sie meist sehr unscheinbar und natürlich immer<br />

microscopisch sind , dass bis jetzt von keiner Seite<br />

her die Aufmerksamkeit besonders darauf geleukt

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