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— 873<br />

11 ei sende.<br />

Veber die Vegetation am Murray. Aus einem Briefe<br />

des Herr» Dr. Hermann Behr ausKöthen an<br />

Prof. G. Kunze in Leipzig *).<br />

Tan und a, d. 14. April 1849**).<br />

CEingeg. d. 12. Novbr.)<br />

— . Was mich anbetrifft, so hoffe ich in Kurzem<br />

mit den Gebieten des Gawler, Rhein und dem öst-<br />

lichen Scrub bis zum Murray fertig zu werden; ich<br />

erwarte nur das nächste Frühjahr noch in dieser<br />

Gegend, um dann weit nach Korden nach derSpitze<br />

von Spencer's Golf zu ziehen. Die gegenwärtige<br />

Jahreszeit ist botanischen Untersuchungen nicht gerade<br />

günstig, das Reisen ist durch Wassermangel<br />

erschwert, und ich weiss ein Lied von den Qua-<br />

len des Durstes zu singen. Pflanzen finden sich<br />

wenige in Blüthe, und die wenigen blühenden fin-<br />

den sich auch in andern Jahreszeiten. Nur Loran-<br />

then und Santaleen sind eigensinnig genug, gerade<br />

jetzt ihre Blütheu zu entwickeln, sowie Calostetnmu<br />

und das schöne Crinum am Murray. Ich bin<br />

seit einigen Tagen von dort zurückgekehrt. In der<br />

Ebene bis zu der Quelle von Light's Pass fand sich<br />

höchstens einmal eine Oxalis cognata blühend. Sonst<br />

war die krautartige Flora dieses Striches verdorrt,<br />

und vom Vieh verheert. Bäume und Sträucher zeigten<br />

die gewöhnlichen Formen ; die in Angaspark<br />

häufigen Arten von Eucalyptus, Acacia retinodes,<br />

jyycnantha , Exocarpus und Casuarina, die beiden<br />

letztern früherhiersehr verbreitet, waren jetztdurcb<br />

die Ochsen, die das junge Laub dieser Bäume lieben,<br />

vereinzelt und selten geworden. Mit wenigen Abänderungen<br />

erstreckt sich diese Vegetationsform,<br />

obwohl weniger verheert, in das Gebirge, dessen<br />

Grasland sich bis über die Wasserscheide erstreckt;<br />

von hier an aber, sobald der Boden, dessen Flusssystem<br />

schon dem Scrub angehört, anfängt steini-<br />

ger zu werden , traten Santalum lanceolatum,<br />

Acacia cyclophylla und ihre Genossen auf. Blühend<br />

fand sich ein mir neuer Syngenesist , mit Cassinia<br />

verwandt, ein hübscher Strauch mit weissen ßlüthen.<br />

Der Weg nach Mar'onde, den ich am andern<br />

M<strong>org</strong>en nach einem improvisirtcn Nachtlager im<br />

Scrub einschlug, führt 5 Stunden lang vom Ostabbange<br />

der Berge gerechnet, durch Ebenen, die mit<br />

dem niedern Gesträuch eines Syugenesisteu mit weis-<br />

*) Man vergl : lieber die Verhältnisse der südaustralischen<br />

Flor im Allgemeinen von Dr. H. ßchr, Linnaea<br />

XX. 1847. S. S45 — 5S. Kze.<br />

**) In einem einen Monat früher von dort geschriebenen<br />

Briefe spricht der Reisende die Hoffnung aus , bald<br />

mit der Barossa - ränge fertig zu sein und sich dann mehr<br />

ins Innere, in die Nähe des Ml. Remarhable zu ziehen.<br />

Die Kultur verdränge schon die einheimischen Pflanzen. SU<br />

874 -<br />

sem Laube besetzt sind. In einiger Eutfernnng<br />

gewährtdies den unter der brennenden Sonne Australiens<br />

höchst wunderbaren Anblick beschneiter Ge-<br />

filde. Ausser einigen Salsola-Arten und einem ver-<br />

einzelten Stenochylus finden sich, wenigstens in<br />

dieser Jahreszeit hier nicht leicht andere Arten.<br />

Die weisse Fläche dehnt sich ins Unendliche aus.<br />

Ein schwarzer Waldgürtel rj>elt) begränzt den Ho-<br />

rizont; endlich ist er erreicht. Aber hinter ihm,<br />

durch das dünne Laub der Scrub -Eukalyptus hin-<br />

durch, schimmert schon wieder das weisse Gestrüpp<br />

der Fläche. So geht es fort, bis endlich der zusammenhängende<br />

Wald erreicht ist. Der schwarze<br />

Rand am Horizonte, der Schatten und Kühlung ver-<br />

hiess, breitet seine dünnen, glatten, scblangcnartig<br />

gewundenen Aeste aus, er beschränkt die Aussicht<br />

und ist das im Murray -Scrub schon ein Vorteil<br />

; aber Schatten sucht man umsonst unter den<br />

durchbrochenen Schirmen seiner laubarmen Kronen,<br />

durch die der blaue Himmel herablacht auf den ge-<br />

täuschten Wanderer. Pflanzen fand ich hier nicht,<br />

wohl aber Manna, auf das mich mein schwarzer<br />

Freund Tujämlurig aufmerksam machte. Ich hatte<br />

das Glück gehabt, den Wilden auf dem Wege nach<br />

Maronde anzutreffen, und ein Eingehorner ist immer<br />

besser, als gar kein Gefährte. Was das Manna<br />

anbelangt, so ist diess ein zuckerartiger Saft,<br />

der aus den Blättern mehrer Eucalyptus-Arten aus-<br />

schwitzt und an der Sonne erhärtet, auf beiden<br />

Seiten des Blattes, auch wohl am Stengel, weisse<br />

runde Flecken bildet. In Verbindung mit dem äthe-<br />

rischen Oele, von dem diese Bäume strotzen,<br />

schmeckt es sehr angenehm und erfrischend, ist<br />

aber sonderbarer Weise nur wenigen Europäern<br />

bekannt. Ueberhaupt besitzt der Scrub bei Weitem<br />

mehr Hülfsmittel als man ihm zutraut; und man<br />

muss, um ihn gebührend zu würdigen, erst beiden<br />

Wilden in die Schule gehen. Ans abgeschnittenen<br />

Wurzeln träufelt Trinkwasser und tief iu der Wildniss<br />

finden sich die Eierhaufen des Megapodius. Es<br />

dauert nicht lange und man ist des Scrubs so mü-<br />

de wie der Fiats, und begrüsst mit Freude die erste<br />

offne Stelle , die gleich einem Schneefelde schon<br />

von weitem durch den höheren Horizont hervorschimmert,<br />

den die nackten erst hoch oben eine<br />

Laubkrone tragenden Stämme bilden. Dies Fiat ist<br />

übrigens der trostloseste Fleck, den ich bis jetzt<br />

in allen 5 Erdtheilen angetroffen habe. Andre Wüsten<br />

imponiren durch ihre ungeheure Ausdehnung<br />

den mit dem Himmel zusainmenstossenden Wüsten-<br />

rand; der kleine, fast viereckige, von düsterm ein-<br />

förmigen Walde umgebene Fleck ruft jedoch kein<br />

andres Gefühl hervor als das einer nimmer endenden<br />

Langeweile. Nachdem wir den folgenden Wald

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