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2S1 — — 282 —<br />

Ich schliesse hiermit meine praktische Aufgabe,<br />

die Erscheinungen der Pflanzenverbreitung in ihrer<br />

Bedeutung für Systematik und umgekehrt mit kurzen<br />

Worten zu gliedern , und .werde sie ausführ-<br />

licher an einem anderen Orte theoretisch behandeln.<br />

Die Gesetze der Ursachen der Pflanzenverbreitung<br />

gehören wieder einem ganz eigenen Forschungs-<br />

gebiete an.<br />

§. 4. Rüchblick.<br />

üeberblicken wir alles Gesagte nochmals in<br />

grösster Kürze , so gehen aus demselben folgende<br />

ganz allgemeine Sätze hervor<br />

1. Die Pflanzen begleiten den Erdball bis in<br />

den fernsten Winkel. Auch in den eisigen Regionen<br />

der Polarkreise, wo das Minimum alles <strong>org</strong>a-<br />

nischen Lebens eintritt, fehlen sie nicht.<br />

2. Sie sind nach bestimmten , unwandelbaren<br />

Gesetzen über die Erdoberfläche verbreitet.<br />

3. Diesen Gesetzen folgen sämmtliche Pflan-<br />

zenfamilien.<br />

4. Sie sondern sich aber nach dem Character<br />

des Erdtheiles in verschiedene Gruppen ah.<br />

5. Diese äussere Gliederung hängt mit ihrer<br />

inneren Natur zusammen.<br />

6. Die ganze Gliederung ist ebenfalls auf unwandelbare<br />

Typen zurückzuführen.<br />

7. Diese Typen sind die Florenreiche.<br />

8. Dieselben stehen unter sich in höchst eigen 1<br />

thümlichen Verwandtschafts - Verhältnissen.<br />

9. Die Verwandtschaften gliedern sich nach<br />

dem phj'sischen Character der einzelnen Floren-<br />

gebiete wiederum ab.<br />

10. Sie sind also die Resultate dieses plij^si-<br />

schen Characters , und folglich ihr <strong>org</strong>anischer<br />

Maassstab.<br />

11. Da dieser physische Character einen wichtigen<br />

integrirenden Theil der physikalischen Geo-<br />

graphie ausmacht, so richtet sich der <strong>org</strong>anische<br />

Maassstab in seiner Bedeutung nach der Wichtig-<br />

keit jenes Characters.<br />

12. Der Maassstab kann rein nur durch fehlerfreie<br />

systematische Bestimmungen dargestellt werden.<br />

Darin liegt die Wichtigkeit der Systematik<br />

für Pflanzeugeographie.<br />

13. Aber auch umgekehrt sind uns die Gesetze<br />

der Pflanzenverbreitung wichtig für Systematik.<br />

Sie können in allen Fällen als sichere Leitsterne<br />

bei systematischen Bestimmungen benutzt werden.<br />

14. Die allgemeinen Gesetze der Pflanzenver-<br />

breitung treten bei allgemein verbreiteten Pflanzen-<br />

familien klarer in die Erscheinung. Deshalb eignen<br />

sich zu ihrer Erkenntniss vor allen übrigen Fami-<br />

lien die Laubmoose am besten, um so mehr, als<br />

ihre Systematik bedeutender vorwärts geschritten<br />

:<br />

und ihre Heimathspunkte fast überall noch die ur-<br />

sprünglichen sind.<br />

15. Auf der richtigen Erkenntniss dieser Hei-<br />

mathspunkte beruht die richtige Erkenntniss der<br />

Floreuverwandtschaften und die Abgrenzung der<br />

Vegetationslinien , welche wiederum für die Abgrenzung<br />

der einzelnen Florengebiete von der gröss-<br />

ten Bedeutung sind.<br />

16. Die bisher aufgefundenen Heimathspunkte<br />

der Laubmoose beweisen, dass jede Art ihren eigentliümlichen<br />

Verbreitungsbezirk besitze, in welchem<br />

sie viele Heimathspunkte haben kann. Wenn mau<br />

unter diesem Heimathspunkte einen bestimmten abgegrenzten<br />

Fleck versteht, so ist vor der Hand<br />

noch gar nicht zu beweisen, ob es auch Pflanzen<br />

mit einem einzigen Heimathspunkte gebe. Dazu<br />

gehört die Kenntniss des gesammten Pflanzenma-<br />

teriales der Erde; denn jetzt hätten wir solcher<br />

Arten sehr viele aufzuweisen. Die meisten Arten<br />

besitzen indess mehre Heimathspunkte zunächst in<br />

ihrem eigenthümlichen Florengebiete. Einige we-<br />

nige haben sie in mehren Gebieten, noch einige in<br />

allen, darum kosmopolitische Arten. Im Allgemei-<br />

nen gilt hier das Gesetz, dass die Zahl der Heimathspunkte<br />

sich nach dem systematischen Werthe<br />

der Pflanzen richtet, dass also die Species den eng-<br />

sten ,<br />

besitzt.<br />

die Familie den weitesten Verbreitungsbezirk<br />

17. Die kosmopolitischen Arten sind unter allen<br />

für physikalische Geographie die wichtigsten, so-<br />

fern ihre Fundorte noch die ursprünglichen sind.<br />

Sie beweisen, dass diejenige Naturkraft, die eine<br />

bestimmte Pflanze schuf, an vielen Punkten der<br />

Erde herrschend war, und dieses Factum gieht uns<br />

zugleich einen Fingerzeig mehr für die Ursprünglichkeit<br />

der Menschenracen.<br />

18. Die Zahl der Heimathspunkte bedingt die<br />

Floreuverwandtschaften , welche sich dreifach na-<br />

türlich in Parallel-, Correspondenz- und Coincidenz-<br />

Floren gliedern.<br />

19. Durch diese Gliederung der Floreuver-<br />

wandtschaft allein ist es möglich , dem Character<br />

der Florengebiete einen Ausdruck zu geben , ihn<br />

auf gewisse Typen zurückzuführen, indem der<br />

Character eines Einzelnen nur aus der Vergleichnng<br />

mit einem zweiten, dritten n. s. w. folgt.<br />

20. Die Florengebiete selbst stufen sich in ihrem<br />

Character nur allmählig ab, wie die Klimate.<br />

Darum müssen bestimmte Grcnzscheideu herv<strong>org</strong>esucht<br />

werden , um ein Floreiigebiet vom andern zu<br />

trennen. Das sind hohe Gebirgszüge, Wüsten und<br />

Meere.<br />

21. Diese Gebiete gliedern sich so , dass von<br />

den beiden Polen aus nach dem Aequator zu die

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