Botanische Zeitung - hibiscus.org - preview site
Botanische Zeitung - hibiscus.org - preview site
Botanische Zeitung - hibiscus.org - preview site
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
— 627 - — 62S —<br />
3. Bei den unteren Axen und denen der ersten<br />
Ordnung ist es (zuletzt gewöhnlich) stärker ent-<br />
wickelt, als bei den oberen und denen der folgenden<br />
Ordnungen.<br />
4. Vor der Entwickelung des Gelenkpolsters ist<br />
die Rispe immer geschlossen und die Nebenaxen<br />
sind C wenigstens an der Basis) angedrückt und in<br />
die Vertiefung der Hauptaxe eingefügt.<br />
5. Mit der Entwickelung des Gelenkpolsters<br />
öffnet sich die Rispe, und je mehr die Entwickelung<br />
fortschreitet, desto grösser wird der Winkel, den<br />
die ersten Nebenaxen mit der Hauptaxe , oder die<br />
Nebenaxen 2ter Ordnung mit denen der lsten Ordnung<br />
u.s.w. machen.<br />
6. Der Winkel , den die obersten Axen jeder<br />
Ordnung machen, ist in der Regel kleiner als 90°;<br />
dagegen bei den untersten Axen meist grösser<br />
als 90°.<br />
7. Verschiedene Arten und Gattungen entwickeln<br />
das Geleukpolster auch verschieden stark; aber<br />
selbst bei einer und derselben Art wird es, je nach<br />
der Beschaffenheit des Standorts, in verschiedener<br />
Weise entwickelt. Die Entwickelung ist um so<br />
kräftiger und stärker, je feuchter der Standort ist<br />
und je kräftiger das ganze Individuum genährt<br />
wird, daher auch in solchen Fällen die Rispe aus-<br />
gebreiteter und die Winkel grösser.<br />
8. Die erste Entwickelung des Gelenkpolsters<br />
ist äusserlich nicht bemerkbar, daher auch vor seinem<br />
äusseren Auftreten die Aeste schon ein wenig<br />
abstehen. Die erste Spur zeigt sich im innersten<br />
Winkel, dicht an der Basis der Aeste. Von hier<br />
aus verbreitet es sich in der Form einer Geschwulst<br />
an der inneren Seite mit nach aussen abnehmender<br />
Stärke, und je nach der Art, in verschiedener<br />
Länge, Breite und Höhe. Von den von mir bisher<br />
untersuchten Arten haben Baldingera arundinacea<br />
und Vactylis glomerqta die grössteu , Koeleria<br />
cristata dagegen die kleinsten Gelenkpolster. Sein<br />
äusseres Auftreten giebt sich durch eine hellere<br />
Färbung, durch Glätte, Saftigkeit und geringe<br />
Durchsichtigkeit zu erkennen. Die Farbe ist bei<br />
vielen Arten immer grün, bei manchen aber immer<br />
braun (^Bromus sterilis'), oder grün, wenn sie<br />
au schattigen, und braun, wenn sie an sonnigen<br />
Stellen wachsen (_Poa pratensis, trivialis). Bei<br />
denjenigen Individuen, welche mehrzählige Axen<br />
einer und derselben Ordnung haben, kommt häufig<br />
eine Verschmelzung der benachbarten Gelenkpol-<br />
ster vor.<br />
9. Schneidet man eine Grasrispe in ihrer Blü-<br />
thezeit ab und lässt sie ungepresst trocknen, so<br />
schwindet das Gelenkpolster zusammen, so dass<br />
man in den Fällen , wo es nur schwach entwickelt<br />
war, es kaum mehr bemerkt. Dabei werden aber<br />
auch die Winkel der Nebenaxen wieder kleiner.<br />
Durch Einweichen in Wasser quillt das Polster<br />
wieder etwas auf, aber ohne Einfluss auf den Abstand<br />
der Zweige.<br />
10. Nach dem Verblühen schwindet ebenfalls<br />
das Gelenkpolster so vollständig, dass man die<br />
Stelle , wo es sich befunden , nur noch an der ver-<br />
änderten (helleren oder dunkleren) Färbung erkennen<br />
kann. Mit dem Verschwinden zieht sich<br />
aber auch die Rispe wieder so dicht zusammen,<br />
dass die Zweige in allen Fällen (in einigen wenigstens<br />
unterhalb) angedrückt sind. Wo die Zweige,<br />
lang. und dünn sind, werden sie nur an der Spitze<br />
durch die Schwere des Aeurchens herabgezogen<br />
(z. B. Bromus sterilis*) ).<br />
11. Das Gelenkpolster entwickelt sich aus den<br />
Markzellen, es enthält keine Gefäss- und Bastbündel,<br />
sondern besteht nur aus reinem Parenchym,<br />
welches an der Basis der inneren Seite des<br />
Astes mit der Markrühre zusammenhängt.<br />
Es verdankt seine Entstehung gleichsam einer<br />
partiellen und normalen Wucherung des Markpar-r<br />
enchyms. Seine erste Entwickelung wird dadurch<br />
angedeutet, dass das Mark an der Basis nach der<br />
inneren Seite in Folge einer Zellenvermehrung<br />
wächst. Hierdurch wird der anfangs geschlossene<br />
Holzring nach und nach durchbrochen und zuletzt<br />
so auf die Seite geschoben, dass seine Gefäss- und<br />
Bastbündel an dieser Stelle nur noch einen etwas<br />
platten Strang bilden. Die Zellen, welche das Geleukpolster<br />
bilden, schieben sich nun eben so zwi-<br />
schen die Rinden- und Epidermiszellen hindurch,<br />
und kommen so allmählig in immer grösserer Zahl<br />
zu Tage. Weiter oberhalb , so wie überhaupt an<br />
den Grenzen , findet eine Ueberdeekung des Holz-<br />
ringes durch die mehr flächenförmige Ausbreitung<br />
*) Bei Bromus sterilis bleibt nach meiner Beobachtung<br />
auch bei der Fruchtreife und auch nachdem die Früchte<br />
schon zum Theil mit den Spelzen abgefallen sind , sowohl<br />
die bogige Krümmung der ganzen Blüthenachse.<br />
als auch das mindestens rechtwinklige Abstehen der<br />
Hauptäste fortwährend , ohne dass auch nur der geringste<br />
Theil derselben sich wieder gegen die Achse zurückböge,<br />
zuweilen biegen sich einige der unteren Aeste bis zu<br />
einem Winkel von 100° herab und bleiben so. Ausserdem<br />
sind die Aeste aber auch noch bogig abwärts gekrümmt,<br />
was der Schwere der Aehrchen zuzuschreiben<br />
ist, aber auch diese bogige Abwärtskrümraung ist blei-<br />
bend. Auch bei Poa pratensis aiigustij'olia bleiben die<br />
unteren Zweige wenigstens unter einem Winkel von ungefähr<br />
90° bei voller Fruchtreife geöffnet, so bleiben<br />
sie auch beim Gclbwcrden der Rispe und Stengel. In<br />
vielen anderen Fällen zieht sich die Rispe wieder dicht<br />
zusammen , während sie in noch anderen schwach geöff-<br />
net bleibt. *<br />
—<br />
l.