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liehen, die der Abtheilung Rhizogonium ausschliess-<br />
lich der südlichen Halbkugel an , wo sie ihre einzelnen<br />
Arten über S. -Amerika nach Chile und Patagonien<br />
herab nach Neuseeland, Neuholland, den<br />
indischen Archipel und die Südspitze von Afrika<br />
ausdehnen. Ebenso erinnert vieles von den Vulkanen<br />
Javas an die der Mascarenen -Inseln von<br />
Bourbon und Isle de France, wie z. B. das Trichostomum<br />
C Leptodontium} aggregatum m. von<br />
Java an das Tr. (.Lept.~) stellatum und epunetatum<br />
von Bourbon erinnert. Geradeso ist's auch auf der<br />
nördlichen Halbkugel , nur mit dem Unterschiede,<br />
dass hier die Beispiele viel seltener sind, da die<br />
Klimate sich mehr nähern. Wir hätten demnach<br />
eine nördliche und südliche Correspondenz- Flor zu<br />
unterscheiden.<br />
Das für den Systematiker beachtenswerthe Ge-<br />
setz dieser Verwandtschaft ist also , dass in glei-<br />
chen Regionen verwandter Himmelsstriche nur ähn-<br />
liche Arten auftreten, wobei er die Kosmopoliten<br />
natürlich abzurechnen hat.<br />
Der Character der Coincidenzflor ist , wenn<br />
in zwei Floren die grösste Menge der Arten die-<br />
selben sind. So ist die nördliche europäische Flor<br />
eine Coincidenzflor von N. -Amerika, wie die Flor<br />
von Chile und Patagonien eine solche des ant-<br />
aretischen Archipels und Neuhollands ist. So be-<br />
herbergen z. B. die Rocky- Mountains, die Alle-<br />
ghani -Gebirge u. a. Localitäten genau unsere eu-<br />
ropäischen Moosarten , hier und da mit eigenthümlichen<br />
Arten vermischt. Diese Verwandtschaft wird<br />
sich am besten aus der Gliederung der Florenge-<br />
biete selbst erklären. Auch ist für sie , so wichtig<br />
sie ist, noch sehr viel zu thuu übrig. —<br />
Verfolgt man in diesen drei Verwandtschaften<br />
den Umfang des Verbreitungsbezlrkes der Pflanzen<br />
, so findet man im Allgemeinen als Gesetz, dass<br />
die Verbreitung je nach dem systematischen Werthe<br />
immer kleiner oder grösser ivird ; d. h. die Species<br />
hat den engsten, die Familie den weitesten Verbreitungsbezirk,<br />
die dazwischen liegenden Grup-<br />
pen stufen sich allmälilig ab.<br />
Bei einer Gliederung der Florengebiete weiss<br />
man wahrhaftig nicht recht, wo man anfangen soll,<br />
denn es giebt eigentlich nirgends schroff abgeschlos-<br />
sene Floren. Die ganze Sache hat ihre grossen<br />
Schwierigkeiten; trotzdem schon so Vieles in diesem<br />
Punkte geleistet und nun schon so mancher<br />
Erdenwinkel durchforscht ist, so ist doch noch ein<br />
erklecklicher Theil zu durchsuchen übrig. Das hat<br />
namentlich seine volle Geltung für die Zellenpflanzen<br />
, die leider ! bis fast auf die neueste Zeit von<br />
den meisten Reisenden vernachlässigt sind. Aus<br />
Persien z. B. habe ich noch nie ein Moos gesehen.<br />
— 256 —<br />
ebenso wenig aus dem Inneren von China, das Hr.<br />
Fortune besucht hat. Ueberhaupt das ganze Mit-<br />
telasien hat für Agamen fast noch gar nichts hergegeben.<br />
Auch der grösste Theil der Ost- und<br />
Westküste von Afrika hat fast noch gar nichts geliefert,<br />
während doch so manches phanerogame Gewächs<br />
von dorther bekannt ist. Es ist mit einem<br />
Worte noch nicht genug „Heu" vorhanden, um<br />
einen tüchtigen Schober aufzuführen, trotzdem un-<br />
sere jetzigen Heuhaufen Hrn. Schieiden schon<br />
im Wege gestanden haben , woraus abermals zu<br />
ersehen, dass man die Handlangerin Systematik<br />
nicht allzusehr zu verachten habe.<br />
Es giebt nach alter Erfahrung drei Mittel , die<br />
Floren schroff von einander zu scheiden; das sind<br />
hohe Bergrücken, grosse Meere und weite Sand-<br />
wüsten. Wenn diese Bediiignisse für die einzelnen<br />
grösseren politisch abgegrenzten Staaten immer<br />
gegeben wären, würd' es auch sehr leicht sein,<br />
schroft" abgegrenzte Floren zu finden. Dem ist nun<br />
aber nicht so , und wir müssen uns so gut zu helfen<br />
suchen, als es nur immer geht. Deshalb wird<br />
aber auch all und jede geographische Gliederung<br />
in einem gewissen Grade immer mehr oder weniger<br />
individuell sein , und ich kenne nur ein Mittel, diesen<br />
Fehler wieder zu verbessern , dass wir nämlich<br />
die einzelnen Florengebiete so weit als mög-<br />
lich fassen , wenn nicht eben jene Bedingungen be-<br />
stimmte Grenzen setzen.<br />
Diese Bedingungen sind von dem Systematiker<br />
gar sehr zu beuchten , besonders die hohen Ge-<br />
birgszüge und die Sandwüsten. Ist ein Gebirgskamm<br />
so hoch , dass er von ewigem Schnee bedeckt<br />
wird, so ist es rein unmöglich, wenn die Saauien<br />
ihn lebend übersteigen sollen, da der Embryo jedenfalls<br />
darunter leiden würde. Damit stimmt auch<br />
die Erfahrung überein, und in den Ländern, wo<br />
ein solcher Gebirgszug trennt, pflegen auch auf<br />
beiden Seiten zweierlei Floren aufzutreten. So<br />
wird es von Italien durch den Apenin , für die<br />
Schweiz durch die ßerner und Rhätischen Alpen<br />
nachgewiesen, so verschieden fand der leider! zu<br />
früh verstorbene Hofmeister die Floren des Hi-<br />
malaya, wo nicht selten 12000 Fuss hohe Gebirgsstöcke<br />
auftraten, an deren einer Seite, z. B. am<br />
Neinatal-See, Cvpressus torulosa , auf der an-<br />
deren Pinus longifolia auftrat.<br />
Die Wirkung der Saudwüsten ist auch leicht<br />
zu erklären , indem hier fast alle Vegetation aufhört,<br />
und an ihrem Saume natürlich auch mit neuem<br />
Humus neue Pflanzen auftreten, wie z. B. der Mee-<br />
resstrand fast urplötzlich mit einer neuen Flora<br />
auftritt.