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— 763 — 764 —<br />
kärglicher Hand dargereichte, nähere Begründung,<br />
Unsicherheit, Fehler und Vermehrung der Synonymie<br />
zur Folge haben müssen,, der Synonymic,<br />
welche schon durch die weitere Fortbildung unse-<br />
rer Ansichten und Einsichten sich vermehrt, und<br />
schon dadurch zu einer immer drückenderen Last<br />
wird. Lässt sich auch in vielen Fällen das auf<br />
solche Weise eingeschlagene Verfahren entschuldigen,<br />
so bleibt doch immer das üebel für die Wis-<br />
senschaft dasselbe , und man dürfte daher wohl auf<br />
Mittel denken, dem zu begegnen. Es giebt aber<br />
unseres Erachtens kein anderes Mittel dagegen, als<br />
alle solche Arten und Gattungen, welche nur durch<br />
eine Diagnose aufgestellt werden, als nicht publi-<br />
cirte anzusehen und der Vergessenheit zu übergeben,<br />
ja es würde im Allgemeinen auch eine Wohl-<br />
that sein, dies auch auf die Vergangenheit rück-<br />
wirkend auszudehnen und auf diese Weise eine<br />
Menge von Zweifeln und Fragezeichen los zu wer-<br />
den. Einmal aber haben wir keine Hoffnung, solch'<br />
einen Vorschlag allgemein angenommen zu sehen,<br />
und zum anderen doch auch die Hoffnung, dass all-<br />
mählig, so wie die Sammlungen, in denen Origi-<br />
nalexemplare zu solchen Zweifeln liegen , zu öf-<br />
fentlich benutzbaren werden, und dadurch oder<br />
sonst in die Hände für die Wissenschaft bes<strong>org</strong>ter<br />
Botaniker kommen, auch die daraus zu schöpfen-<br />
den Erläuterungen und Berichtigungen nicht ausbleiben<br />
und an das Tageslicht gefördert werden<br />
dürften. In dieser Beziehung würde auch die in<br />
den Händen der Erben unbenutzt ruhende Spreug<br />
el'sche Sammlung eine Menge von Aufklärungen<br />
gewähren, wenn sie einer öffentlichen Pflanzen -<br />
Sammlung einverleibt würde, was nun schon seit<br />
16 Jahren vergebens erwartet worden ist.<br />
Aber die Botaniker können wenigstens von<br />
jetzt an der weiteren Vermehrung dieser Zweifel<br />
und Häthsel ein Ende setzen, wenn sie es sich<br />
zum festen Grundsatz machen, keine Gattung oder<br />
Art als neu zu publiciren, wenn sie nicht auf ir-<br />
gend eine Weise soviel zu deren Sicherstellung<br />
tlmn können ,<br />
dass ein weiteres Missverstehen ihrer<br />
niedergelegten Beobachtung wenn auch nicht unmöglich,<br />
doch nicht leicht möglich, gemacht werde.<br />
Um die Annahme eines solchen Grundsatzes den<br />
Botanikern auch noch durch ein Beispiel recht ans<br />
Herz zu legen, wähle ich die nachfolgenden Mit-<br />
theilungen, welche sich bei Untersuchungen der<br />
Gräser mir darboten, und deutlich darthun werden,<br />
nie sehr ungenügende Diagnosen, mangelhafte Be-<br />
schreibungen, nicht genaue Erwägung und Verfolgung<br />
zu Gebote stehender Beispiele, um darauf<br />
weiter zu fussen, einen Wirrwarr der Ansichten<br />
herbeiführen und ein getrübtes Bild von den wah-<br />
ren Verhältnissen der Pflanzen geben können.<br />
Bei der Bestimmung mehrerer Formen, welche<br />
zu den von Palisot de Beauvois von Panieum<br />
getrennten Gattungen Echinochloa und Oplismenus<br />
gehören, fand ich es nothwendig, tiefer in die Arten<br />
einzudringen und auf die Quellen zurückzugehen,<br />
aus welchen der jetzige Stand unserer Kennt-<br />
niss hergeleitet werden muss. Was zunächst die<br />
Gattungen betrifft, so sind sie, beachtet man allein<br />
die Zusammensetzung der Aehren (Aehrchen), von<br />
den übrigen Panieum - Arten nicht zu trennen.<br />
Beachtet man aber ihren Blüthenstand, ihre ganze<br />
Art zu wachsen, ihr Vorkommen, so sind sie ebenso<br />
gute Gattungen und natürliche Gruppen, als andere<br />
aus dem grossen Complex der unter Panieum<br />
steckenden Formenwelt. Gehen wir jedoch hier<br />
nur auf Echinochloa und deren Arten ein.<br />
Linne stellte unter seiner Gattung Panieum<br />
zwei einander sehr verwandte Arten auf (s. Cod.<br />
Linn. p, 71. n. 479 u. -180), von denen die eine P.<br />
Crus yalli auf Kulturland in Europa und Virgiuien<br />
vorkommend , unserer Beobachtung und Untersuchung<br />
zunächst und leicht zugänglich , in ihrem<br />
mannigfaltigen Formenwechsel einen geeigneten und<br />
sehr erwünschten Vergleichungspunct und Anhalt<br />
darbietet. Die andere P. Crus corvi, eine tropi-<br />
sche in beiden Indien (_iu Indiis) nach Linne vorkommende<br />
Form , wird von der ersten gemeineren<br />
durch kleinere und zartere Gestalt, durch eine<br />
mehr hängende Rispe, durch die 3- und nicht 5-<br />
kantige Spindel (ßlüthenstandsachse) und durch einseitig,<br />
nicht allseitig der Spindel anliegende Aehr-<br />
chen (Aehren) und weniger gegraunte Spelzen<br />
Cglumis subaristatis) unterschieden. In diesen Unterschieden<br />
besteht Alles, was über diese Art gesagt<br />
wird, von welcher J. E. Smith, der Be-<br />
sitzer des Linne'schen Herbar's sagte (Engl. Flor.<br />
I. p. 100.), es sei keine von P. Crus yalli verschie-<br />
dene Art.<br />
Arduino gab in seinem 1764 zu Venedig herausgegebenen<br />
zweiten Specimeu Animadv. bot. die<br />
Beschreibung und das Bild seines Panieum oryzoi-<br />
des, welches Gmelin in dem von ihm herausgege-<br />
benen Syst. veget. ohne Noth *'. oryzinum nannte.<br />
Da ich Arduino's Werk nicht zur Hand habe, so<br />
kann ich auch nicht sagen, in wie weit jener<br />
Schriftsteller die Linn eischen Arten berücksichtigte,<br />
doch hat Bertoloni, ohne nur ein Wort<br />
darüber zu verlieren, jenen Namen unter die Synonyme<br />
des P. Crus galli aufgenommen O Fl- Italic.<br />
I. p. 404.)<br />
Zu diesen fügte Hetz ins im J. 1784 noch<br />
zwei andere Arten, welche König in Ostindien