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— 279 — 280 —<br />
Gliederung 18 ( Guyana und Brasilien ) zwar<br />
verwandt aber nicht identisch ist. Dieses 18. Gebiet<br />
ist indess auch nur natürlich, wenn man zu<br />
der Flor von Guyana nur die Ebenen des Amazonenstromes<br />
zählt. Brasilien ist gross und in dem<br />
südlicheren Tlieile gebirgig genug, um eine eigen-<br />
thümliche Flor hervorzubringen.<br />
Inwieweit sie mit der 19. Gliederung (Laplata-<br />
Staaten mit Magellanien) verwandt ist, weiss ich<br />
nicht zu entscheiden, indem liier das bryologische<br />
Material gänzlich fehlt.<br />
Die Gliederungen 20, 21 und 22 in Polynesien,<br />
Neuseeland und Neuholland mit den benachbarten<br />
Inseln gestalten sich nun nach meiner Eiutheilung<br />
in eine arctische und antarctische ein wenig an-<br />
ders. Ich bringe den nördlichen Theil von Chile<br />
und den grössten Theil von Patagonien zum ant-<br />
arctischen Gebiete, zu dem auch in gewissem Maasse<br />
Neuseeland gezogen werden muss, da diese Flor<br />
die antarctische mit der des aussertropischen Neuholland<br />
vermittelt. Polynesien und Neuholland mögen<br />
dann als eigene Florengebiete dastehen, obwohl<br />
letzteres , in einen tropischen und einen<br />
aussertropischen Theil gespalten, späterhin noch<br />
seine eigenthünilichen geographischen Umgestaltungen<br />
zu erfahren hat, wenn wir erst mehr daher<br />
wissen.<br />
Diese ganze Gliederung hat wenigstens das<br />
Gute an sich, dass sie im Allgemeinen richtig ist,<br />
und das Gerippe für spätere Gliederungen der Flo-<br />
renreiche darstellt. Es war durchaus nöthig, die<br />
ganze Gliederung hier durchzuführen, insofern ich<br />
zwar nicht eine Geographie der Pflanzen oder der<br />
Laubmoose im Speciellen , aber doch die leitenden<br />
Ideen für denjenigen Systematiker angeben musste,<br />
dein ich eben praktisch dienen wollte. Diese Gliederung<br />
im Auge behaltend , wird es nie schwer<br />
sein, grob» geographische Fehler zu vermeiden,<br />
und dabei auch ein Scherflein für die Pflanzengeo-<br />
graphie zu liefern.<br />
Ein eigenes Feld ist nun, den Character die-<br />
ser Florengebiete festzustellen. Doch gehört dieser<br />
Gegenstand nicht unmittelbar zu meiner praktischen<br />
Aufgabe , und ich kann ihn daher nur in allgemeinen<br />
Umrissen behandeln. Für alle Florengebiete<br />
ist Universalgesetz , dass ihre Pflanzenwelt um so<br />
verschiedenartiger und typischer ist, je verschiedenartiger<br />
die schaffenden Naturkräfte eines Ge-<br />
bietes auftreten. So zeigt sich z. B. die Flor des<br />
ebenen einförmigen sumpfig waldigen Guyana fast<br />
nur in Arten weit verbreiteter wenig typischer Gat-<br />
tungen, ohne alles cbaracteristische Gepräge, nichts<br />
weiter als neue Arten hervorbringend. Daher herr-<br />
schen hier die pleurokarpischen Moose in den ge-<br />
wöhnlichsten Gattungen Hypnum , Leskea u. f. vor.<br />
Hält man dagegen eine Flor des alpinen Mexico,<br />
was für eine Fülle characteristischer Formen bietet<br />
sich da dem Systematiker dar! Herrliche Mielichhoferiae<br />
, Bartramiae , Leucodontes , Cryphaeae,<br />
Pilotricha u. dgl. treten dann als die Herren<br />
auf. Aber alles ans den aequiuoctialen Län-<br />
dern der Erde tritt doch wieder weit gegen die<br />
Reichhaltigkeit und die Formenpracht der vulkanischen<br />
indischen Inseln zurück. Ich nenne nur Java<br />
mit dem phantastischen Spiridens , der Rafflesia<br />
u. dgl. mehr. Unsere eigenen Alpen sprechen in-<br />
dess schon laut genug für jenes Universalgesetz,<br />
wenn ich nur an die Voitia , an die seltenen Encalyptae<br />
, die herrlichen und seltenen Desmatodon-<br />
tes , die Splachna, die Andreaeae u. dgl. mehr er-<br />
innere.<br />
Bedingt nun diese Mannichfaltigkeit einer Flor<br />
die Mannichfaltigkeit eines Florengebietes über-<br />
haupt, so ist es klar, dass wir systematisch auf<br />
die Mannichfaltigkeit des Pflanzenreiches den Cha-<br />
racter einer Flor bestimmen. Das geschieht durch<br />
diejenigen Formen , welche unter allen übrigen<br />
Pflanzenformen die vorherrscheudsten sind. Sie<br />
werden deshalb die eigentlichen Typen einer Flor<br />
sein. So sind z. B. für ganze Hemisphären die<br />
Compo<strong>site</strong>n und Umbelliferen die Typen der nörd-<br />
lichen , die Leguminosen und Palmen die Typen der<br />
südlichen Halbkugel. So herrschen für ganze Län-<br />
der in Europa die Coniferen und Laubwälder, in<br />
Neuholland die Casuarinen und Myrtaceen vor.<br />
Ebenso gliedern sich wiederum die kleinsten Flo-<br />
rengebiete.<br />
Die Mannichfaltigkeit einer Flor beruht gröss-<br />
tenteils auf der Mischung des Bodens. Dies ist der<br />
letzte wichtige Punkt, welchen der Systematiker<br />
wohl zu beachten hat. Da er der zunächst in die<br />
Augen fallende ist, hat man ihn auch von früh an<br />
mehr oder weniger s<strong>org</strong>fältig beachtet. Dies über-<br />
hebt mich der Mühe, über die Topographie der<br />
Pflanzen noch ein Wort zu verlieren. Für die<br />
Laubmoose kann ich nur hinzu setzen, dass auch<br />
sie hierin denselben Gesetzen folgen, wie die zartesten<br />
Pflanzen. So ist Blindia crispula , wie mir<br />
mein verehrter Freund Sendtner schreibt, in den<br />
Alpen stets qnarzstet, so lieben gewisse Splachna<br />
thierischen Dünger, so zieht Funaria hygrometrica<br />
alle Kohlenmeiler vor , so sind es bald Baum, bald<br />
Felsen, bald die sonnenverbranntesten Stellen und<br />
bald Gewässer, welche die verschiedenen Moosarten<br />
bewohnen , und nicht selten geschieht dies von<br />
gewissen Arten so beständig , dass man schon an<br />
der Localität die Art, wie den Vogel an den Fe-<br />
dern erkennen kann.